diese Farbe heute dieser schwarzen Magie eine wehr¬ lose Seele, ein entzündetes Auge mitbrachte, wurde blas und verwirrt über das aufgehellte Angesicht Klotildens, über das der Zug eines herabgeregneten Kummers so wie ein Regenbogen über den hellen blauen Himmel schwebte. Es war nicht die Heiter¬ keit der Zerstreuung -- die jedes Mädgen durch das Ankleiden bekömmt -- sondern die Heiterkeit der frommen Seele voll Geduld und Liebe. Er besorgte, in zweierlei Disteln zu treten, in die gemahlten des Fußbodens, über die er immer wegschritt, und in die satirischen der feinen Beobachter um ihn, an die er sich immer stieß. Ihre Stiefmutter war noch über der Stuckatur und Appretur ihres Madensacks und der Evangelist war in ihrem Toilette-Zimmer als Putz-Meßhelfer und Kollaborator. Daher hatte Klotilde noch Zeit, den Mundharmonisten zu hören; und der Kammerherr bot sich der Tochter und mei¬ nem Helden -- denn er war ein Vater von Lebens¬ art gegen seine Tochter -- zu einem Theil des Au¬ ditoriums an, ob er gleich aus der Musik sich we¬ nig machte, Tafel- und Ball Musik ausgenommen.
Viktor sah jetzt aus Klotildens Freude über den mitgebrachten Musiker erst wie unison ihr harmoni¬ sches Herz mit den Saiten zittere; überhaupt wurd' er oft über sie irre, weil sie -- wie Du, Theuer¬ ster ** -- sowohl ihr höchstes Lob durch Schweigen
dieſe Farbe heute dieſer ſchwarzen Magie eine wehr¬ loſe Seele, ein entzuͤndetes Auge mitbrachte, wurde blas und verwirrt uͤber das aufgehellte Angeſicht Klotildens, uͤber das der Zug eines herabgeregneten Kummers ſo wie ein Regenbogen uͤber den hellen blauen Himmel ſchwebte. Es war nicht die Heiter¬ keit der Zerſtreuung — die jedes Maͤdgen durch das Ankleiden bekoͤmmt — ſondern die Heiterkeit der frommen Seele voll Geduld und Liebe. Er beſorgte, in zweierlei Diſteln zu treten, in die gemahlten des Fußbodens, uͤber die er immer wegſchritt, und in die ſatiriſchen der feinen Beobachter um ihn, an die er ſich immer ſtieß. Ihre Stiefmutter war noch uͤber der Stuckatur und Appretur ihres Madenſacks und der Evangeliſt war in ihrem Toilette-Zimmer als Putz-Meßhelfer und Kollaborator. Daher hatte Klotilde noch Zeit, den Mundharmoniſten zu hoͤren; und der Kammerherr bot ſich der Tochter und mei¬ nem Helden — denn er war ein Vater von Lebens¬ art gegen ſeine Tochter — zu einem Theil des Au¬ ditoriums an, ob er gleich aus der Muſik ſich we¬ nig machte, Tafel- und Ball Muſik ausgenommen.
Viktor ſah jetzt aus Klotildens Freude uͤber den mitgebrachten Muſiker erſt wie uniſon ihr harmoni¬ ſches Herz mit den Saiten zittere; uͤberhaupt wurd' er oft uͤber ſie irre, weil ſie — wie Du, Theuer¬ ſter ** — ſowohl ihr hoͤchſtes Lob durch Schweigen
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dieſe Farbe heute dieſer ſchwarzen Magie eine wehr¬
loſe Seele, ein entzuͤndetes Auge mitbrachte, wurde
blas und verwirrt uͤber das aufgehellte Angeſicht
Klotildens, uͤber das der Zug eines herabgeregneten
Kummers ſo wie ein Regenbogen uͤber den hellen
blauen Himmel ſchwebte. Es war nicht die Heiter¬
keit der Zerſtreuung — die jedes Maͤdgen durch das
Ankleiden bekoͤmmt — ſondern die Heiterkeit der
frommen Seele voll Geduld und Liebe. Er beſorgte,
in zweierlei Diſteln zu treten, in die gemahlten des
Fußbodens, uͤber die er immer wegſchritt, und in
die ſatiriſchen der feinen Beobachter um ihn, an die
er ſich immer ſtieß. Ihre Stiefmutter war noch
uͤber der Stuckatur und Appretur ihres Madenſacks
und der Evangeliſt war in ihrem Toilette-Zimmer
als Putz-Meßhelfer und Kollaborator. Daher hatte
Klotilde noch Zeit, den Mundharmoniſten zu hoͤren;
und der Kammerherr bot ſich der Tochter und mei¬
nem Helden — denn er war ein Vater von Lebens¬
art gegen ſeine Tochter — zu einem Theil des Au¬
ditoriums an, ob er gleich aus der Muſik ſich we¬
nig machte, Tafel- und Ball Muſik ausgenommen.
Viktor ſah jetzt aus Klotildens Freude uͤber den
mitgebrachten Muſiker erſt wie uniſon ihr harmoni¬
ſches Herz mit den Saiten zittere; uͤberhaupt wurd'
er oft uͤber ſie irre, weil ſie — wie Du, Theuer¬
ſter ** — ſowohl ihr hoͤchſtes Lob durch Schweigen
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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