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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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wie Sie; -- denn außer Ihnen giebts nur
noch einen Leser, der gern alles redlich thut,
was ihm Bücher vorschreiben, nämlich den Buch-
binder, der jedes Wort an den Buchbinder be-
folgt -- aber Sie sollten meinen Hund von Re-
zensenten kennen, und dagegen halten. Him-
mel, wie bellt der Zerberus, zwar nicht mit drey
Köpfen, aber aus sieben Hundhütten, und an
sieben Ketten gegen mich! -- -- Ich wollt', ich
hätte ihn da; ich wollte jetzt alles thun, da ich
eben getrunken, was ich ihm längst geschworen,
nämlich meine Blut-Machungslehre (die hae-
matologia
) an ihm selber erproben. -- Oder
gibt es etwas sündlichers, als wenn ein Narr --
bloß weil er sieben Zeitungen dazu frey hat, wie
zu sieben Thürme -- die sieben Weisen spielt,
und sieben Todsünden begeht, um als einziger
Zeuge vermittelst einer bösen literatischen Hep-
tarchie seinen Ausspruch zu besiebnen? Ich
kann von der bösen Sieben gar nicht los; aber
ich werde, sollt' ich denken, in jedem Falle den
Mann ausprügeln, erwisch' ich ihn. Hier fass'
ich zum Glück den redlichen Stryk an der Hand,

wie Sie; — denn außer Ihnen giebts nur
noch einen Leſer, der gern alles redlich thut,
was ihm Buͤcher vorſchreiben, naͤmlich den Buch-
binder, der jedes Wort an den Buchbinder be-
folgt — aber Sie ſollten meinen Hund von Re-
zenſenten kennen, und dagegen halten. Him-
mel, wie bellt der Zerberus, zwar nicht mit drey
Koͤpfen, aber aus ſieben Hundhuͤtten, und an
ſieben Ketten gegen mich! — — Ich wollt’, ich
haͤtte ihn da; ich wollte jetzt alles thun, da ich
eben getrunken, was ich ihm laͤngſt geſchworen,
naͤmlich meine Blut-Machungslehre (die hae-
matologia
) an ihm ſelber erproben. — Oder
gibt es etwas ſuͤndlichers, als wenn ein Narr —
bloß weil er ſieben Zeitungen dazu frey hat, wie
zu ſieben Thuͤrme — die ſieben Weiſen ſpielt,
und ſieben Todſuͤnden begeht, um als einziger
Zeuge vermittelſt einer boͤſen literatiſchen Hep-
tarchie ſeinen Ausſpruch zu beſiebnen? Ich
kann von der boͤſen Sieben gar nicht los; aber
ich werde, ſollt’ ich denken, in jedem Falle den
Mann auspruͤgeln, erwiſch’ ich ihn. Hier faſſ’
ich zum Gluͤck den redlichen Stryk an der Hand,

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[149/0167] wie Sie; — denn außer Ihnen giebts nur noch einen Leſer, der gern alles redlich thut, was ihm Buͤcher vorſchreiben, naͤmlich den Buch- binder, der jedes Wort an den Buchbinder be- folgt — aber Sie ſollten meinen Hund von Re- zenſenten kennen, und dagegen halten. Him- mel, wie bellt der Zerberus, zwar nicht mit drey Koͤpfen, aber aus ſieben Hundhuͤtten, und an ſieben Ketten gegen mich! — — Ich wollt’, ich haͤtte ihn da; ich wollte jetzt alles thun, da ich eben getrunken, was ich ihm laͤngſt geſchworen, naͤmlich meine Blut-Machungslehre (die hae- matologia) an ihm ſelber erproben. — Oder gibt es etwas ſuͤndlichers, als wenn ein Narr — bloß weil er ſieben Zeitungen dazu frey hat, wie zu ſieben Thuͤrme — die ſieben Weiſen ſpielt, und ſieben Todſuͤnden begeht, um als einziger Zeuge vermittelſt einer boͤſen literatiſchen Hep- tarchie ſeinen Ausſpruch zu beſiebnen? Ich kann von der boͤſen Sieben gar nicht los; aber ich werde, ſollt’ ich denken, in jedem Falle den Mann auspruͤgeln, erwiſch’ ich ihn. Hier faſſ’ ich zum Gluͤck den redlichen Stryk an der Hand,

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/167>, abgerufen am 24.11.2024.