Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

an der Gabel aufhebend); ich wünschte mancher
hätte so viel Haarwuchs auf dem Kopfe als der
Truthahn hier am Halse und solche herrliche
Haarzwiebeln wären auf eine bessere Haut und
Glatze gesäet als ich eben käuen muß."

"Ich tadle aber doch die Sauce dabey -- fiel
ein ältlicher mehr blöd- und fünfsinniger als
scharfsinniger Posthalter ein -- sie will mir fast
wie abgeschmackt schmecken; aber jeder hat frey-
lich seinen Geschmack." -- "Abgeschmackt, Herr
Posthalter, (sagte der Doktor, und hielt lange
innen,) nennen die Physiologen alles, was we-
niger Salz enthält als ihr eigner Speichel; da-
her sind Sie wegen des Ungesalzenen wahr-
scheinlich ein Mann von Salz, ich meyne den
Speichel." --

Eine schwergeputzte Landjunkerin, die ihren
Kahlschädel mit einem Prunk- und Titular-Haar
gekrönt, merkte (aber nicht leise genug, weil sie
es französisch sagte), gegen ihre Tochtrr an: "Fi!

an der Gabel aufhebend); ich wuͤnſchte mancher
haͤtte ſo viel Haarwuchs auf dem Kopfe als der
Truthahn hier am Halſe und ſolche herrliche
Haarzwiebeln waͤren auf eine beſſere Haut und
Glatze geſaͤet als ich eben kaͤuen muß.”

„Ich tadle aber doch die Sauce dabey — fiel
ein aͤltlicher mehr bloͤd- und fuͤnfſinniger als
ſcharfſinniger Poſthalter ein — ſie will mir faſt
wie abgeſchmackt ſchmecken; aber jeder hat frey-
lich ſeinen Geſchmack.” — „Abgeſchmackt, Herr
Poſthalter, (ſagte der Doktor, und hielt lange
innen,) nennen die Phyſiologen alles, was we-
niger Salz enthaͤlt als ihr eigner Speichel; da-
her ſind Sie wegen des Ungeſalzenen wahr-
ſcheinlich ein Mann von Salz, ich meyne den
Speichel.” —

Eine ſchwergeputzte Landjunkerin, die ihren
Kahlſchaͤdel mit einem Prunk- und Titular-Haar
gekroͤnt, merkte (aber nicht leiſe genug, weil ſie
es franzoͤſiſch ſagte), gegen ihre Tochtrr an: „Fi!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0169" n="151"/>
an der Gabel aufhebend); ich wu&#x0364;n&#x017F;chte mancher<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;o viel Haarwuchs auf dem Kopfe als der<lb/>
Truthahn hier am Hal&#x017F;e und &#x017F;olche herrliche<lb/>
Haarzwiebeln wa&#x0364;ren auf eine be&#x017F;&#x017F;ere Haut und<lb/>
Glatze ge&#x017F;a&#x0364;et als ich eben ka&#x0364;uen muß.&#x201D;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Ich tadle aber doch die Sauce dabey &#x2014; fiel<lb/>
ein a&#x0364;ltlicher mehr blo&#x0364;d- und fu&#x0364;nf&#x017F;inniger als<lb/>
&#x017F;charf&#x017F;inniger Po&#x017F;thalter ein &#x2014; &#x017F;ie will mir fa&#x017F;t<lb/>
wie abge&#x017F;chmackt &#x017F;chmecken; aber jeder hat frey-<lb/>
lich &#x017F;einen Ge&#x017F;chmack.&#x201D; &#x2014; &#x201E;Abge&#x017F;chmackt, Herr<lb/>
Po&#x017F;thalter, (&#x017F;agte der Doktor, und hielt lange<lb/>
innen,) nennen die Phy&#x017F;iologen alles, was we-<lb/>
niger Salz entha&#x0364;lt als ihr eigner Speichel; da-<lb/>
her &#x017F;ind Sie wegen des Unge&#x017F;alzenen wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich ein Mann von Salz, ich meyne den<lb/>
Speichel.&#x201D; &#x2014;</p><lb/>
            <p>Eine &#x017F;chwergeputzte Landjunkerin, die ihren<lb/>
Kahl&#x017F;cha&#x0364;del mit einem Prunk- und Titular-Haar<lb/>
gekro&#x0364;nt, merkte (aber nicht lei&#x017F;e genug, weil &#x017F;ie<lb/>
es franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch &#x017F;agte), gegen ihre Tochtrr an: &#x201E;Fi!<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0169] an der Gabel aufhebend); ich wuͤnſchte mancher haͤtte ſo viel Haarwuchs auf dem Kopfe als der Truthahn hier am Halſe und ſolche herrliche Haarzwiebeln waͤren auf eine beſſere Haut und Glatze geſaͤet als ich eben kaͤuen muß.” „Ich tadle aber doch die Sauce dabey — fiel ein aͤltlicher mehr bloͤd- und fuͤnfſinniger als ſcharfſinniger Poſthalter ein — ſie will mir faſt wie abgeſchmackt ſchmecken; aber jeder hat frey- lich ſeinen Geſchmack.” — „Abgeſchmackt, Herr Poſthalter, (ſagte der Doktor, und hielt lange innen,) nennen die Phyſiologen alles, was we- niger Salz enthaͤlt als ihr eigner Speichel; da- her ſind Sie wegen des Ungeſalzenen wahr- ſcheinlich ein Mann von Salz, ich meyne den Speichel.” — Eine ſchwergeputzte Landjunkerin, die ihren Kahlſchaͤdel mit einem Prunk- und Titular-Haar gekroͤnt, merkte (aber nicht leiſe genug, weil ſie es franzoͤſiſch ſagte), gegen ihre Tochtrr an: „Fi!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/169
Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/169>, abgerufen am 24.11.2024.