Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.werden, an welche man sich den Morgen dar- Dieß alles muß jetzt viel weitläuftiger ge- Jeder hat Stunden, wo er klagt, daß sie Jeder hat gesellige Tage, die er Novem- werden, an welche man ſich den Morgen dar- Dieß alles muß jetzt viel weitlaͤuftiger ge- Jeder hat Stunden, wo er klagt, daß ſie Jeder hat geſellige Tage, die er Novem- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="198"/> werden, an welche man ſich den Morgen dar-<lb/> auf mit der groͤßten Langweile erinnert: ſo<lb/> kenn’ ich kein groͤßeres Gluͤck, ich meine keine<lb/> ſchoͤnere Ausgleichung zwiſchen Selbſt- und<lb/> Menſchen-Liebe als linke Taubheit; vergnuͤgt<lb/> und munter ruh’ ich vor meinem geſpraͤchigen<lb/> Nachbar auf der Hand mit dem rechten Ohre,<lb/> um es zu decken, und betreibe ohne Haͤndel<lb/> und Skandal (das Vexierohr halt’ ich ihm<lb/> offen hin) meine innern Angelegenheiten waͤh-<lb/> rend der auswärtigen.</p><lb/> <p>Dieß alles muß jetzt viel weitlaͤuftiger ge-<lb/> ſagt, und dann wiederholt werden.</p><lb/> <p>Jeder hat Stunden, wo er klagt, daß ſie<lb/> ihm langweilig hinflöſſen, weniger wegen<lb/> Mangel an Geſellſchaft, als wegen Daſeyn<lb/> derſelben. —</p><lb/> <p>Jeder hat geſellige Tage, die er Novem-<lb/> berhefte des Lebens nennt, um figuͤrlich und<lb/> beißend zu ſeyn— er will nämlich damit ent-<lb/> weder ſagen, jede Sache werde in Geſellſchaf-<lb/> ten zweymal geſagt, gleichſam von Doppelſpah-<lb/> ten gezeigt, oder ſonſt etwas. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [198/0204]
werden, an welche man ſich den Morgen dar-
auf mit der groͤßten Langweile erinnert: ſo
kenn’ ich kein groͤßeres Gluͤck, ich meine keine
ſchoͤnere Ausgleichung zwiſchen Selbſt- und
Menſchen-Liebe als linke Taubheit; vergnuͤgt
und munter ruh’ ich vor meinem geſpraͤchigen
Nachbar auf der Hand mit dem rechten Ohre,
um es zu decken, und betreibe ohne Haͤndel
und Skandal (das Vexierohr halt’ ich ihm
offen hin) meine innern Angelegenheiten waͤh-
rend der auswärtigen.
Dieß alles muß jetzt viel weitlaͤuftiger ge-
ſagt, und dann wiederholt werden.
Jeder hat Stunden, wo er klagt, daß ſie
ihm langweilig hinflöſſen, weniger wegen
Mangel an Geſellſchaft, als wegen Daſeyn
derſelben. —
Jeder hat geſellige Tage, die er Novem-
berhefte des Lebens nennt, um figuͤrlich und
beißend zu ſeyn— er will nämlich damit ent-
weder ſagen, jede Sache werde in Geſellſchaf-
ten zweymal geſagt, gleichſam von Doppelſpah-
ten gezeigt, oder ſonſt etwas. —
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