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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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müthigen Bewegungen eines Volks, wird
leicht das zarte moralische Urtheil wie durch
ein Erdbeben, die Magnetnadel entkräftet und
verrückt. Der Geist der Zeit, von welchem je-
der durch seinen einzelnen sich rein zu halten
glaubt, besteht ja aus nichts, als vielen ein-
zelnen Geistern; und jeder ist früher der Schü-
ler als der Lehrer des Jahrhunderts, wie
früher ein Sohn als ein Vater; nur aber,
daß weil wir die Farbe des säkularischen Gei-
stes blos in grossen Massen spüren, jene uns
aus den einzelnen Wesen, woraus sie allein
zusammenfließt, verschwindet; wie ein einziges
aus dem grauen Welt-Meer geschöpftes Glas
Wasser rein und hell zu seyn scheint. -- Auch
über den festen Mainzer, der ungleich dem
Revoluzionshaufen, nicht nur Segel, son-
dern auch Anker hatte, regiert ein Geist der
Zeit, oder vielmehr ein Geist des Volks, --
er war ein Deutscher.

"Ich sehne mich wieder, sagte der Graf,
nach der großen Corday; ihr Bild vor mir
thut mir so wohl wie der jetzige Donner über

muͤthigen Bewegungen eines Volks, wird
leicht das zarte moraliſche Urtheil wie durch
ein Erdbeben, die Magnetnadel entkraͤftet und
verruͤckt. Der Geiſt der Zeit, von welchem je-
der durch ſeinen einzelnen ſich rein zu halten
glaubt, beſteht ja aus nichts, als vielen ein-
zelnen Geiſtern; und jeder iſt fruͤher der Schuͤ-
ler als der Lehrer des Jahrhunderts, wie
fruͤher ein Sohn als ein Vater; nur aber,
daß weil wir die Farbe des ſaͤkulariſchen Gei-
ſtes blos in groſſen Maſſen ſpuͤren, jene uns
aus den einzelnen Weſen, woraus ſie allein
zuſammenfließt, verſchwindet; wie ein einziges
aus dem grauen Welt-Meer geſchoͤpftes Glas
Waſſer rein und hell zu ſeyn ſcheint. — Auch
uͤber den feſten Mainzer, der ungleich dem
Revoluzionshaufen, nicht nur Segel, ſon-
dern auch Anker hatte, regiert ein Geiſt der
Zeit, oder vielmehr ein Geiſt des Volks, —
er war ein Deutſcher.

„Ich ſehne mich wieder, ſagte der Graf,
nach der großen Corday; ihr Bild vor mir
thut mir ſo wohl wie der jetzige Donner uͤber

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[253/0259] muͤthigen Bewegungen eines Volks, wird leicht das zarte moraliſche Urtheil wie durch ein Erdbeben, die Magnetnadel entkraͤftet und verruͤckt. Der Geiſt der Zeit, von welchem je- der durch ſeinen einzelnen ſich rein zu halten glaubt, beſteht ja aus nichts, als vielen ein- zelnen Geiſtern; und jeder iſt fruͤher der Schuͤ- ler als der Lehrer des Jahrhunderts, wie fruͤher ein Sohn als ein Vater; nur aber, daß weil wir die Farbe des ſaͤkulariſchen Gei- ſtes blos in groſſen Maſſen ſpuͤren, jene uns aus den einzelnen Weſen, woraus ſie allein zuſammenfließt, verſchwindet; wie ein einziges aus dem grauen Welt-Meer geſchoͤpftes Glas Waſſer rein und hell zu ſeyn ſcheint. — Auch uͤber den feſten Mainzer, der ungleich dem Revoluzionshaufen, nicht nur Segel, ſon- dern auch Anker hatte, regiert ein Geiſt der Zeit, oder vielmehr ein Geiſt des Volks, — er war ein Deutſcher. „Ich ſehne mich wieder, ſagte der Graf, nach der großen Corday; ihr Bild vor mir thut mir ſo wohl wie der jetzige Donner uͤber

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/259>, abgerufen am 21.11.2024.