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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Es ist aber auf den Alten schlecht zu bauen:
schleicht er nicht in ganz Unterscheerau umher und
voziert im Voraus alle Advokaten zu seiner Ge¬
richtshalterei, um uns Rechtsfreunde durch die
Hofnung unter ihm zu dienen, vom Entschlusse
wegzubringen, gegen ihn zu dienen? -- Inzwi¬
schen muß ers doch mit Einem ehrlich meinen, der
ich wohl bin.

Als die böheimische Ritterschaft und ich von
der Wiese ins Schloß eintraten: so stieß sie und
ich auf etwas sehr Schönes und auf etwas sehr
Tolles. Das Tolle saß beim Schönen. Das Tolle
hieß Oefel, das Schöne hieß Beata. Der Him¬
mel sollte einem Autor eine Zeit geben, sie zu
schildern, und eine Ewigkeit, sie zu lieben;
Oefeln kann ich in drei Tertien ausmalen und aus¬
lieben. Es gereichte mir und ihr zur Ehre, daß
sie in ihrem alten Klavier-Dozenten sogleich den
Bekannten fand; aber es gereichte mir zu keiner
Freude, daß sie am Bekannten nichts Unbekann¬
tes entdeckte und daß sie bei meinem Anblick sich
nicht erinnerte, aus einem Kind ein Frauenzimmer
geworden zu seyn. -- Es giebt ein Alter, wo man
Schönen doch verzeiht, wenn sie uns auch nicht

Es iſt aber auf den Alten ſchlecht zu bauen:
ſchleicht er nicht in ganz Unterſcheerau umher und
voziert im Voraus alle Advokaten zu ſeiner Ge¬
richtshalterei, um uns Rechtsfreunde durch die
Hofnung unter ihm zu dienen, vom Entſchluſſe
wegzubringen, gegen ihn zu dienen? — Inzwi¬
ſchen muß ers doch mit Einem ehrlich meinen, der
ich wohl bin.

Als die boͤheimiſche Ritterſchaft und ich von
der Wieſe ins Schloß eintraten: ſo ſtieß ſie und
ich auf etwas ſehr Schoͤnes und auf etwas ſehr
Tolles. Das Tolle ſaß beim Schoͤnen. Das Tolle
hieß Oefel, das Schoͤne hieß Beata. Der Him¬
mel ſollte einem Autor eine Zeit geben, ſie zu
ſchildern, und eine Ewigkeit, ſie zu lieben;
Oefeln kann ich in drei Tertien ausmalen und aus¬
lieben. Es gereichte mir und ihr zur Ehre, daß
ſie in ihrem alten Klavier-Dozenten ſogleich den
Bekannten fand; aber es gereichte mir zu keiner
Freude, daß ſie am Bekannten nichts Unbekann¬
tes entdeckte und daß ſie bei meinem Anblick ſich
nicht erinnerte, aus einem Kind ein Frauenzimmer
geworden zu ſeyn. — Es giebt ein Alter, wo man
Schoͤnen doch verzeiht, wenn ſie uns auch nicht

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[265/0301] Es iſt aber auf den Alten ſchlecht zu bauen: ſchleicht er nicht in ganz Unterſcheerau umher und voziert im Voraus alle Advokaten zu ſeiner Ge¬ richtshalterei, um uns Rechtsfreunde durch die Hofnung unter ihm zu dienen, vom Entſchluſſe wegzubringen, gegen ihn zu dienen? — Inzwi¬ ſchen muß ers doch mit Einem ehrlich meinen, der ich wohl bin. Als die boͤheimiſche Ritterſchaft und ich von der Wieſe ins Schloß eintraten: ſo ſtieß ſie und ich auf etwas ſehr Schoͤnes und auf etwas ſehr Tolles. Das Tolle ſaß beim Schoͤnen. Das Tolle hieß Oefel, das Schoͤne hieß Beata. Der Him¬ mel ſollte einem Autor eine Zeit geben, ſie zu ſchildern, und eine Ewigkeit, ſie zu lieben; Oefeln kann ich in drei Tertien ausmalen und aus¬ lieben. Es gereichte mir und ihr zur Ehre, daß ſie in ihrem alten Klavier-Dozenten ſogleich den Bekannten fand; aber es gereichte mir zu keiner Freude, daß ſie am Bekannten nichts Unbekann¬ tes entdeckte und daß ſie bei meinem Anblick ſich nicht erinnerte, aus einem Kind ein Frauenzimmer geworden zu ſeyn. — Es giebt ein Alter, wo man Schoͤnen doch verzeiht, wenn ſie uns auch nicht

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/301>, abgerufen am 21.11.2024.