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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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tige Wiese voll gelbes Gras und Abzugsgrä¬
ben. -- --

Vielleicht könnt' ich aber doch meine Träume,
den Menschen zu nutzen, mehr realisiren, wenn
ich eine andre Laufbahn gienge und statt des
Schlachtfeldes den Sessionstisch wählen und den
Zweck der Aufopferung veredeln dürfte *). . . .
Die rothe Sonne steht vor meiner Feder und be¬
wirft mein Papier mit laufenden Schatten: o du
wirkst stehend, Himmelsdiamant, und machst licht
wie der Blitz ohne seinen mörderischen Knall! Die
ganze Natur ist stumm wenn sie erschafft, und laut,
wenn sie zerreisset. Große, im Abendfeuer stehen¬
de Natur! der Mensch sollte nur deine Stille nach¬
ahmen und bloß dein schwaches Kind seyn, das
deine Wohlthaten dem Armen hinausträgt!

*) Ich kann nichts dafür, daß mein Held so dumm ist und
zu nützen hoft. Ich bins nicht, sondern ich werde unten
zeigen, daß das Mediziniren eines kakochymischen Staats¬
körpers (z. B. bessere Polizei- Schulanstalten, einzelne De¬
krete etc.) dem Mediziniren des Nerven-Schwächlings
gleicht, der gegen die Symptome, und nicht gegen
die Krankheitsmaterie
arbeitet und sein Uebel bald
wegschwitzen, bald wegklystiren, weglaxiren, wegtrepaniren
will.

tige Wieſe voll gelbes Gras und Abzugsgraͤ¬
ben. — —

Vielleicht koͤnnt' ich aber doch meine Traͤume,
den Menſchen zu nutzen, mehr realiſiren, wenn
ich eine andre Laufbahn gienge und ſtatt des
Schlachtfeldes den Seſſionstiſch waͤhlen und den
Zweck der Aufopferung veredeln duͤrfte *). . . .
Die rothe Sonne ſteht vor meiner Feder und be¬
wirft mein Papier mit laufenden Schatten: o du
wirkſt ſtehend, Himmelsdiamant, und machſt licht
wie der Blitz ohne ſeinen moͤrderiſchen Knall! Die
ganze Natur iſt ſtumm wenn ſie erſchafft, und laut,
wenn ſie zerreiſſet. Große, im Abendfeuer ſtehen¬
de Natur! der Menſch ſollte nur deine Stille nach¬
ahmen und bloß dein ſchwaches Kind ſeyn, das
deine Wohlthaten dem Armen hinaustraͤgt!

*) Ich kann nichts dafür, daß mein Held ſo dumm iſt und
zu nützen hoft. Ich bins nicht, ſondern ich werde unten
zeigen, daß das Mediziniren eines kakochymiſchen Staats¬
körpers (z. B. beſſere Polizei- Schulanſtalten, einzelne De¬
krete ꝛc.) dem Mediziniren des Nerven-Schwächlings
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die Krankheitsmaterie
arbeitet und ſein Uebel bald
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[301/0337] tige Wieſe voll gelbes Gras und Abzugsgraͤ¬ ben. — — Vielleicht koͤnnt' ich aber doch meine Traͤume, den Menſchen zu nutzen, mehr realiſiren, wenn ich eine andre Laufbahn gienge und ſtatt des Schlachtfeldes den Seſſionstiſch waͤhlen und den Zweck der Aufopferung veredeln duͤrfte *). . . . Die rothe Sonne ſteht vor meiner Feder und be¬ wirft mein Papier mit laufenden Schatten: o du wirkſt ſtehend, Himmelsdiamant, und machſt licht wie der Blitz ohne ſeinen moͤrderiſchen Knall! Die ganze Natur iſt ſtumm wenn ſie erſchafft, und laut, wenn ſie zerreiſſet. Große, im Abendfeuer ſtehen¬ de Natur! der Menſch ſollte nur deine Stille nach¬ ahmen und bloß dein ſchwaches Kind ſeyn, das deine Wohlthaten dem Armen hinaustraͤgt! *) Ich kann nichts dafür, daß mein Held ſo dumm iſt und zu nützen hoft. Ich bins nicht, ſondern ich werde unten zeigen, daß das Mediziniren eines kakochymiſchen Staats¬ körpers (z. B. beſſere Polizei- Schulanſtalten, einzelne De¬ krete ꝛc.) dem Mediziniren des Nerven-Schwächlings gleicht, der gegen die Symptome, und nicht gegen die Krankheitsmaterie arbeitet und ſein Uebel bald wegſchwitzen, bald wegklyſtiren, weglaxiren, wegtrepaniren will.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/337>, abgerufen am 22.11.2024.