Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.lauter falsche Zähne und falsche Lippen und kapere lauter falſche Zaͤhne und falſche Lippen und kapere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="13"/> lauter falſche Zaͤhne und falſche Lippen und kapere<lb/> blos das Handgeld weg. Er ſchraubte unſertwegen<lb/> den Hut vom Kopf ab, aber eine weiße Muͤtze,<lb/> die ſich bis uͤber die Augenbraunen hereinſenkte,<lb/> zerrete er noch tiefer nieder. „zoͤg' er ſie ab, ſagt'<lb/> er, ſo kaͤm' er in ſeinem Leben nicht zum Regi¬<lb/> ment.“ Der eine Unteroffizier fieng an zu lachen<lb/> und ſagte, er thuts blos weil er drei abſcheuliche<lb/> Muttermaͤler darunter hat, weiter nichts — und<lb/> ein Kamerad ſtreifte ihm heimlich die Muͤtze von<lb/> hinten herunter. Kaum war zu unſeren Erſtaunen<lb/> ein Kopf daraus vorgeſprungen, der an beiden<lb/> Schlaͤfen zwei brennende Muttermaͤler wieß, eine<lb/> Silhouette mit einem natuͤrlichen Haarzopf und<lb/> gegen uͤber zwei Iltis-Schwaͤnzgen: ſo faßte zu<lb/> unſerem noch groͤßerem Erſtaunen der Rittmeiſter<lb/> den bemalten Kopf an und kuͤßte ihn ſo heftig wie<lb/> ſeinen leiblichen Bruder und wollte ſich todt lachen<lb/> und todt freuen. „Du biſt und bleibſt doch der<lb/> Doktor <hi rendition="#g">Fenk</hi>!“ ſagt' er. Er muß ſehr vertraut<lb/> mit dem Rittmeiſter ſeyn und kommt unmittelbar<lb/> von <hi rendition="#g">Oberſcheerau</hi>. Kennen Sie ihn nicht? Der<lb/> Fuͤrſt laͤſſet ihn als Botaniker und Geſellſchafter<lb/> mit ſeinem natuͤrlichen Sohn, dem Kapitain von<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0049]
lauter falſche Zaͤhne und falſche Lippen und kapere
blos das Handgeld weg. Er ſchraubte unſertwegen
den Hut vom Kopf ab, aber eine weiße Muͤtze,
die ſich bis uͤber die Augenbraunen hereinſenkte,
zerrete er noch tiefer nieder. „zoͤg' er ſie ab, ſagt'
er, ſo kaͤm' er in ſeinem Leben nicht zum Regi¬
ment.“ Der eine Unteroffizier fieng an zu lachen
und ſagte, er thuts blos weil er drei abſcheuliche
Muttermaͤler darunter hat, weiter nichts — und
ein Kamerad ſtreifte ihm heimlich die Muͤtze von
hinten herunter. Kaum war zu unſeren Erſtaunen
ein Kopf daraus vorgeſprungen, der an beiden
Schlaͤfen zwei brennende Muttermaͤler wieß, eine
Silhouette mit einem natuͤrlichen Haarzopf und
gegen uͤber zwei Iltis-Schwaͤnzgen: ſo faßte zu
unſerem noch groͤßerem Erſtaunen der Rittmeiſter
den bemalten Kopf an und kuͤßte ihn ſo heftig wie
ſeinen leiblichen Bruder und wollte ſich todt lachen
und todt freuen. „Du biſt und bleibſt doch der
Doktor Fenk!“ ſagt' er. Er muß ſehr vertraut
mit dem Rittmeiſter ſeyn und kommt unmittelbar
von Oberſcheerau. Kennen Sie ihn nicht? Der
Fuͤrſt laͤſſet ihn als Botaniker und Geſellſchafter
mit ſeinem natuͤrlichen Sohn, dem Kapitain von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/49 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/49>, abgerufen am 27.07.2024. |