und inventieren, diese nicht genug ärgern können; daher legier' ich künftig meinen Erben, die mein Tod zu sehr kränkt, nichts testamentarisch als das Mittel dagegen, Erboßung über den Seeligen.
Beide kehrten endlich unter entgegengesetzten Herzklopfen wieder zurück und ihr Weg führte sie vor Ruhestatt, dem Rittersitze Ottomars und neben dem verwaiseten Tempel des Parks vorbei. Der Tempel war aber erleuchtet; es war weit in die Nacht; um den Tempel hieng ein summender Bie¬ nenschwarm von Jagdkleidern, in denen der halbe Hof steckte. Beide drängten sich also durch immer größere Herren und Pferde hindurch, giengen wie Kometen vor einem Stern nach dem andern vorbei und in die Kirche hinein: drinnen waren ein oder zwei unerwartete Dinge -- der Fürst und ein Tod¬ ter; denn das hinten am Altar fechtende Ding war kein unerwartetes, sondern der Pastor. Gustav und Fenk hatten sich in den Beichtstuhl gestopft. Gustav konnte sein Auge kaum vom Fürsten reißen, der mit jenem edeln gleichgültigen Gesicht, das Leuten von Ton oder aus großen Städten und Leichenbittern selten mangelt, über den Todten wegstreifte -- der Fürst hatte jenes Herz der Großen, das ein Petre¬
2. Theil. H
und inventieren, dieſe nicht genug aͤrgern koͤnnen; daher legier' ich kuͤnftig meinen Erben, die mein Tod zu ſehr kraͤnkt, nichts teſtamentariſch als das Mittel dagegen, Erboßung uͤber den Seeligen.
Beide kehrten endlich unter entgegengeſetzten Herzklopfen wieder zuruͤck und ihr Weg fuͤhrte ſie vor Ruheſtatt, dem Ritterſitze Ottomars und neben dem verwaiſeten Tempel des Parks vorbei. Der Tempel war aber erleuchtet; es war weit in die Nacht; um den Tempel hieng ein ſummender Bie¬ nenſchwarm von Jagdkleidern, in denen der halbe Hof ſteckte. Beide draͤngten ſich alſo durch immer groͤßere Herren und Pferde hindurch, giengen wie Kometen vor einem Stern nach dem andern vorbei und in die Kirche hinein: drinnen waren ein oder zwei unerwartete Dinge — der Fuͤrſt und ein Tod¬ ter; denn das hinten am Altar fechtende Ding war kein unerwartetes, ſondern der Paſtor. Guſtav und Fenk hatten ſich in den Beichtſtuhl geſtopft. Guſtav konnte ſein Auge kaum vom Fuͤrſten reißen, der mit jenem edeln gleichguͤltigen Geſicht, das Leuten von Ton oder aus großen Staͤdten und Leichenbittern ſelten mangelt, uͤber den Todten wegſtreifte — der Fuͤrſt hatte jenes Herz der Großen, das ein Petre¬
2. Theil. H
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und inventieren, dieſe nicht genug aͤrgern koͤnnen;
daher legier' ich kuͤnftig meinen Erben, die mein
Tod zu ſehr kraͤnkt, nichts teſtamentariſch als das
Mittel dagegen, Erboßung uͤber den Seeligen.
Beide kehrten endlich unter entgegengeſetzten
Herzklopfen wieder zuruͤck und ihr Weg fuͤhrte ſie
vor Ruheſtatt, dem Ritterſitze Ottomars und neben
dem verwaiſeten Tempel des Parks vorbei. Der
Tempel war aber erleuchtet; es war weit in die
Nacht; um den Tempel hieng ein ſummender Bie¬
nenſchwarm von Jagdkleidern, in denen der halbe
Hof ſteckte. Beide draͤngten ſich alſo durch immer
groͤßere Herren und Pferde hindurch, giengen wie
Kometen vor einem Stern nach dem andern vorbei
und in die Kirche hinein: drinnen waren ein oder
zwei unerwartete Dinge — der Fuͤrſt und ein Tod¬
ter; denn das hinten am Altar fechtende Ding war
kein unerwartetes, ſondern der Paſtor. Guſtav und
Fenk hatten ſich in den Beichtſtuhl geſtopft. Guſtav
konnte ſein Auge kaum vom Fuͤrſten reißen, der mit
jenem edeln gleichguͤltigen Geſicht, das Leuten von
Ton oder aus großen Staͤdten und Leichenbittern
ſelten mangelt, uͤber den Todten wegſtreifte — der
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/123>, abgerufen am 21.11.2024.
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