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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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würde, aber sie muste den lächelnden Träumer
verlassen. Da sie also zwei zögernde Schritte sich
ihm genähert hatte, um sich mehrere von ihm zu
entfernen: so verklärte der Wiederschein eines in¬
nern Elysiums plötzlich sein Gesicht, er richtete
sich schnell mit geschlossenen Augen auf und indem
er die Hand der erstarrenden Beata erhaschte, in¬
dem ferner die Orgel der einsamen Kirche von Ru¬
hestatt, wo Ottomar heute begraben worden,
mitten in der Nacht so erhaben zu gehen anfieng
als wenn der Tod sie spielte: so sagte er schlaf¬
trunken zu ihr: "o nimm mich ganz, glückliche
Seele, nun hab' ich dich, geliebte Beata, auch
ich bin todt."

Der Traum, der mit diesen Worten ausgieng,
war der gewesen: er sank in eine unabsehliche Aue
nieder, die über schöne an einander gestellte Erden
hinüberlief -- ein Regenbogen von Sonnen, die wie
zu einer Perlenschnur an einander gereihet waren,
faßte dies Eden ein und drehte sich darum -- diese
Sonnen-Kolonne war untergehend dem Horizonte zu
gesunken und auf dem Rande der großen runden Flur
stand ein Brillanten Gürtel von tausend rothen Son¬
nen und der liebende Himmel hatte tausend sanfte

wuͤrde, aber ſie muſte den laͤchelnden Traͤumer
verlaſſen. Da ſie alſo zwei zoͤgernde Schritte ſich
ihm genaͤhert hatte, um ſich mehrere von ihm zu
entfernen: ſo verklaͤrte der Wiederſchein eines in¬
nern Elyſiums ploͤtzlich ſein Geſicht, er richtete
ſich ſchnell mit geſchloſſenen Augen auf und indem
er die Hand der erſtarrenden Beata erhaſchte, in¬
dem ferner die Orgel der einſamen Kirche von Ru¬
heſtatt, wo Ottomar heute begraben worden,
mitten in der Nacht ſo erhaben zu gehen anfieng
als wenn der Tod ſie ſpielte: ſo ſagte er ſchlaf¬
trunken zu ihr: „o nimm mich ganz, gluͤckliche
Seele, nun hab' ich dich, geliebte Beata, auch
ich bin todt.“

Der Traum, der mit dieſen Worten ausgieng,
war der geweſen: er ſank in eine unabſehliche Aue
nieder, die uͤber ſchoͤne an einander geſtellte Erden
hinuͤberlief — ein Regenbogen von Sonnen, die wie
zu einer Perlenſchnur an einander gereihet waren,
faßte dies Eden ein und drehte ſich darum — dieſe
Sonnen-Kolonne war untergehend dem Horizonte zu
geſunken und auf dem Rande der großen runden Flur
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[123/0133] wuͤrde, aber ſie muſte den laͤchelnden Traͤumer verlaſſen. Da ſie alſo zwei zoͤgernde Schritte ſich ihm genaͤhert hatte, um ſich mehrere von ihm zu entfernen: ſo verklaͤrte der Wiederſchein eines in¬ nern Elyſiums ploͤtzlich ſein Geſicht, er richtete ſich ſchnell mit geſchloſſenen Augen auf und indem er die Hand der erſtarrenden Beata erhaſchte, in¬ dem ferner die Orgel der einſamen Kirche von Ru¬ heſtatt, wo Ottomar heute begraben worden, mitten in der Nacht ſo erhaben zu gehen anfieng als wenn der Tod ſie ſpielte: ſo ſagte er ſchlaf¬ trunken zu ihr: „o nimm mich ganz, gluͤckliche Seele, nun hab' ich dich, geliebte Beata, auch ich bin todt.“ Der Traum, der mit dieſen Worten ausgieng, war der geweſen: er ſank in eine unabſehliche Aue nieder, die uͤber ſchoͤne an einander geſtellte Erden hinuͤberlief — ein Regenbogen von Sonnen, die wie zu einer Perlenſchnur an einander gereihet waren, faßte dies Eden ein und drehte ſich darum — dieſe Sonnen-Kolonne war untergehend dem Horizonte zu geſunken und auf dem Rande der großen runden Flur ſtand ein Brillanten Guͤrtel von tauſend rothen Son¬ nen und der liebende Himmel hatte tauſend ſanfte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/133>, abgerufen am 24.11.2024.