Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.Augen aufgethan -- Haine und Alleen von kolossali¬ Augen aufgethan — Haine und Alleen von koloſſali¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="124"/> Augen aufgethan — Haine und Alleen von koloſſali¬<lb/> ſchen Blumen, die ſo hoch wie Baͤume waren, durch¬<lb/> zogen im tranſparenten Zickzack die Au und die<lb/> hochſtaͤmmige Roſe bewarf ſie mit einem goldrothen<lb/> Schatten, die Hyacinthe mit einem blauen und<lb/> die zuſammenrinnenden Schatten von allen bereiften<lb/> ſie mit Silberfarbe — ein magiſcher Abendſchim¬<lb/> mer wallete zwiſchen den Schattenufern und durch<lb/> die Blumenſtaͤmme uͤber die Flur wie ein freudiges<lb/> Erroͤthen und Guſtav fuͤhlte, das ſei der Abend<lb/> der Ewigkeit und die Wonne der Ewigkeit — be¬<lb/> gluͤckte Seelen tauchten ſich, weit von ihm und<lb/> naͤher den weggleitenden Sonnen, in die zuſam¬<lb/> mengehenden Abendſtralen und ein gedaͤmpftes<lb/> Jauchzen ſtand verhallend wie eine Abendglocke,<lb/> uͤber dem himmliſchen Arkadien — bloß Guſtav lag<lb/> verlaſſen im Silberſchatten der Blumen und ſehnte<lb/> ſich unendlich, aber keine jauchzende Seele kam<lb/> heruͤber — endlich dufteten in der Luft zwei Leiber<lb/> in eine duͤnne Abendwolke aus einander und das<lb/> fallende Gewoͤlk entbloͤßte die zwei Seelen von Bea¬<lb/> ta und Amandus — dieſer wollte jene in Guſtavs<lb/> Arme fuͤhren, aber er konnte nicht in den Sil¬<lb/> berſchatten hinein — Guſtav wollte ihr in die ih¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0134]
Augen aufgethan — Haine und Alleen von koloſſali¬
ſchen Blumen, die ſo hoch wie Baͤume waren, durch¬
zogen im tranſparenten Zickzack die Au und die
hochſtaͤmmige Roſe bewarf ſie mit einem goldrothen
Schatten, die Hyacinthe mit einem blauen und
die zuſammenrinnenden Schatten von allen bereiften
ſie mit Silberfarbe — ein magiſcher Abendſchim¬
mer wallete zwiſchen den Schattenufern und durch
die Blumenſtaͤmme uͤber die Flur wie ein freudiges
Erroͤthen und Guſtav fuͤhlte, das ſei der Abend
der Ewigkeit und die Wonne der Ewigkeit — be¬
gluͤckte Seelen tauchten ſich, weit von ihm und
naͤher den weggleitenden Sonnen, in die zuſam¬
mengehenden Abendſtralen und ein gedaͤmpftes
Jauchzen ſtand verhallend wie eine Abendglocke,
uͤber dem himmliſchen Arkadien — bloß Guſtav lag
verlaſſen im Silberſchatten der Blumen und ſehnte
ſich unendlich, aber keine jauchzende Seele kam
heruͤber — endlich dufteten in der Luft zwei Leiber
in eine duͤnne Abendwolke aus einander und das
fallende Gewoͤlk entbloͤßte die zwei Seelen von Bea¬
ta und Amandus — dieſer wollte jene in Guſtavs
Arme fuͤhren, aber er konnte nicht in den Sil¬
berſchatten hinein — Guſtav wollte ihr in die ih¬
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