Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.Eitelkeit einer lauteren Rache werth als Gustav an Lo¬
Eitelkeit einer lauteren Rache werth als Guſtav an Lo¬
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="160"/> Eitelkeit einer lauteren Rache werth als Guſtav an<lb/> ihm nahm: dieſer malte ſich bloß im Stillen vor,<lb/> wie gluͤcklich er ſei, daß er, indeß andre ſich<lb/> taͤuſchten oder ſich beſtrebten, das Herz einer <choice><sic>Ge,<lb/> liebten</sic><corr>Ge¬<lb/> liebten</corr></choice> zu haben, zu ſich zuverſichtlich ſagen koͤn¬<lb/> ne: „ſie hat dirs geſchenkt.“ Aber dieſe auſſerge¬<lb/> richtliche Schenkung dem Nebenbuhler und Both¬<lb/> ſchafter zu notifiziren, oder uͤberhaupt jemanden,<lb/> das verbot ihm nicht bloß ſeine Lage, ſondern auch<lb/> ſein Karakter; nicht einmal mir eroͤfnete er ſie<lb/> eher als bis er <choice><sic>wir</sic><corr>mir</corr></choice> ganz andre Dinge zu eroͤfnen<lb/> und zu verbergen hatte. — Ich weiß recht gut,<lb/> daß dieſe Diſkretion ein Fehler iſt; dem neuere<lb/> Romane nicht ungeſchickt entgegen arbeiten; hat<lb/> darin ein Romanheld oder Romanſchreiber ein Herz<lb/> bei einer Romanheldin erſtanden (und das giebt ſie<lb/> ſogleich her als ſaͤß' es vorn wie ein Kropf daran):<lb/> ſo zwingt der Held oder Schreiber (die meiſtens ſy¬<lb/> nonimiſch ſind) die Heldin das Herz heraus und<lb/> hinein zu thun wie der Stockfiſch ſeinen Magen —<lb/> ja der Held reiſſet ſelber das Herz aus der verhuͤl¬<lb/> lenden Bruſt und weiſet den eroberten Globus uͤber<lb/> zwanzig Perſonen, — wie der Operateur ein ge¬<lb/> ſchnittenes Gewaͤchs — handhabt den Ball wie eine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Lo¬<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
Eitelkeit einer lauteren Rache werth als Guſtav an
ihm nahm: dieſer malte ſich bloß im Stillen vor,
wie gluͤcklich er ſei, daß er, indeß andre ſich
taͤuſchten oder ſich beſtrebten, das Herz einer Ge¬
liebten zu haben, zu ſich zuverſichtlich ſagen koͤn¬
ne: „ſie hat dirs geſchenkt.“ Aber dieſe auſſerge¬
richtliche Schenkung dem Nebenbuhler und Both¬
ſchafter zu notifiziren, oder uͤberhaupt jemanden,
das verbot ihm nicht bloß ſeine Lage, ſondern auch
ſein Karakter; nicht einmal mir eroͤfnete er ſie
eher als bis er mir ganz andre Dinge zu eroͤfnen
und zu verbergen hatte. — Ich weiß recht gut,
daß dieſe Diſkretion ein Fehler iſt; dem neuere
Romane nicht ungeſchickt entgegen arbeiten; hat
darin ein Romanheld oder Romanſchreiber ein Herz
bei einer Romanheldin erſtanden (und das giebt ſie
ſogleich her als ſaͤß' es vorn wie ein Kropf daran):
ſo zwingt der Held oder Schreiber (die meiſtens ſy¬
nonimiſch ſind) die Heldin das Herz heraus und
hinein zu thun wie der Stockfiſch ſeinen Magen —
ja der Held reiſſet ſelber das Herz aus der verhuͤl¬
lenden Bruſt und weiſet den eroberten Globus uͤber
zwanzig Perſonen, — wie der Operateur ein ge¬
ſchnittenes Gewaͤchs — handhabt den Ball wie eine
Lo¬
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