Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.Art Skepticismus oder Fohismus oder doch Apathie. "Unter den Leidenschaften -- fuhr er fort -- 2. Theil. S
Art Skepticismus oder Fohiſmus oder doch Apathie. „Unter den Leidenſchaften — fuhr er fort — 2. Theil. S
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0283" n="273"/> Art Skepticismus oder Fohiſmus oder doch Apathie.<lb/> Kehre lieber die litterariſche Regel um und eſſe<lb/><hi rendition="#g">vielerlei</hi>, aber nicht <hi rendition="#g">viel</hi> (<hi rendition="#aq">multum non multa</hi>.)<lb/> Die Diaͤtetik hat in Eſſen, Trinken, Schlafen ꝛc.<lb/> nichts uͤber die <hi rendition="#g">Art</hi>, aber alles uͤber den <hi rendition="#g">Grad</hi><lb/> zu befehlen. Hoͤchſtens hat jeder ſeinen eignen Re¬<lb/> genbogen, ſeinen eignen Glauben, ſeinen eignen<lb/> Magen und ſeine eigne — Diaͤtetik. Und doch iſt<lb/> das alles nicht mein dritter Doktoranden-Para¬<lb/> graph, ſondern erſt das: bloß <hi rendition="#g">Bewegung</hi> des<lb/> Koͤrpers iſt erſter Unterarzt gegen Hypochondrie;<lb/> — und — da ich ſchon Hypochondrie und Bewe¬<lb/> gung vereinigt im beweglichen <hi rendition="#aq">tiers état</hi> geſehen —<lb/> bloß Mangel aller Bewegung der Seele iſt der er¬<lb/> ſte Leibarzt gegen den ganzen Teufel. Leidenſchaf¬<lb/> ten ſind ſo ungeſund wie <choice><sic>der </sic><corr type="corrigenda"/></choice>ihr Feind, das Den¬<lb/> ken, oder ihr Freund, das Dichten; bloß ihre<lb/> ſaͤmmtliche Koalition iſt noch giftiger.“</p><lb/> <p>„Unter den Leidenſchaften — fuhr er fort —<lb/> loͤſet Kummer wie Thauwetter alle Kraͤfte auf —<lb/> ſo wie Vergnuͤgen unter allen Nerven-Aphrodiſiaka<lb/> das ſtaͤrkſte iſt. — Jezt will ich alle deine medizi¬<lb/> niſchen Schnitzer und Waldfrevel auf Einen Hau¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2. Theil. S<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [273/0283]
Art Skepticismus oder Fohiſmus oder doch Apathie.
Kehre lieber die litterariſche Regel um und eſſe
vielerlei, aber nicht viel (multum non multa.)
Die Diaͤtetik hat in Eſſen, Trinken, Schlafen ꝛc.
nichts uͤber die Art, aber alles uͤber den Grad
zu befehlen. Hoͤchſtens hat jeder ſeinen eignen Re¬
genbogen, ſeinen eignen Glauben, ſeinen eignen
Magen und ſeine eigne — Diaͤtetik. Und doch iſt
das alles nicht mein dritter Doktoranden-Para¬
graph, ſondern erſt das: bloß Bewegung des
Koͤrpers iſt erſter Unterarzt gegen Hypochondrie;
— und — da ich ſchon Hypochondrie und Bewe¬
gung vereinigt im beweglichen tiers état geſehen —
bloß Mangel aller Bewegung der Seele iſt der er¬
ſte Leibarzt gegen den ganzen Teufel. Leidenſchaf¬
ten ſind ſo ungeſund wie ihr Feind, das Den¬
ken, oder ihr Freund, das Dichten; bloß ihre
ſaͤmmtliche Koalition iſt noch giftiger.“
„Unter den Leidenſchaften — fuhr er fort —
loͤſet Kummer wie Thauwetter alle Kraͤfte auf —
ſo wie Vergnuͤgen unter allen Nerven-Aphrodiſiaka
das ſtaͤrkſte iſt. — Jezt will ich alle deine medizi¬
niſchen Schnitzer und Waldfrevel auf Einen Hau¬
2. Theil. S
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