Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.-- Freilich du, mein Wuz, kannst Werthers Mit jedem Besuche machte das Schulmeister¬ Die Potentaten hatt' er in seinem eignen Ver¬ — Freilich du, mein Wuz, kannſt Werthers Mit jedem Beſuche machte das Schulmeiſter¬ Die Potentaten hatt' er in ſeinem eignen Ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0404" n="394"/> <p>— Freilich du, mein Wuz, kannſt Werthers<lb/> Freuden aufſetzen, da allemal deine aͤuſſere und<lb/> deine innere Welt ſich wie zwei Muſchelſchaalen an<lb/> einander loͤthen und dich als ihr Schaalthier einfaſſen;<lb/> aber bei uns armen Schelmen, die wir hier am<lb/> Ofen ſitzen, iſt die Auſſenwelt ſelten der Ripiniſt<lb/> unſrer innern froͤhlichen Stimmung — hoͤchſtens<lb/> dann wenn an uns der ganze Stimmſtock umgefal¬<lb/> len und wir knarren und brummen oder in einer<lb/> andern Metapher wenn wir eine verſtopfte Naſe<lb/> haben: ſo ſetzt ſich ein ganzes mit Blumen uͤber¬<lb/> woͤlbtes Eden vor uns hin und wir moͤgen nicht<lb/> hineinriechen.</p><lb/> <p>Mit jedem Beſuche machte das Schulmeiſter¬<lb/> lein ſeiner Johanna-Thereſe-Charlotte-Mariana-<lb/> Klariſſa-Heloiſe-Juſtel auch ein Geſchenk mit ei¬<lb/> nem Pfefferkuchen und einem Potentaten; ich will<lb/> uͤber beide ganz befriedigend ſeyn.</p><lb/> <p>Die Potentaten hatt' er in ſeinem eignen Ver¬<lb/> lage; aber wenn die Reichshofraths-Kanzlei ihre<lb/> Fuͤrſten und Grafen aus ein wenig Dinte, Perga¬<lb/> ment und Wachs macht: ſo verfertigte er ſeine<lb/> Potentaten viel koſtbarer, aus Ruß, Fett und<lb/> hundert Farben. Im Alumneum wurde naͤmlich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [394/0404]
— Freilich du, mein Wuz, kannſt Werthers
Freuden aufſetzen, da allemal deine aͤuſſere und
deine innere Welt ſich wie zwei Muſchelſchaalen an
einander loͤthen und dich als ihr Schaalthier einfaſſen;
aber bei uns armen Schelmen, die wir hier am
Ofen ſitzen, iſt die Auſſenwelt ſelten der Ripiniſt
unſrer innern froͤhlichen Stimmung — hoͤchſtens
dann wenn an uns der ganze Stimmſtock umgefal¬
len und wir knarren und brummen oder in einer
andern Metapher wenn wir eine verſtopfte Naſe
haben: ſo ſetzt ſich ein ganzes mit Blumen uͤber¬
woͤlbtes Eden vor uns hin und wir moͤgen nicht
hineinriechen.
Mit jedem Beſuche machte das Schulmeiſter¬
lein ſeiner Johanna-Thereſe-Charlotte-Mariana-
Klariſſa-Heloiſe-Juſtel auch ein Geſchenk mit ei¬
nem Pfefferkuchen und einem Potentaten; ich will
uͤber beide ganz befriedigend ſeyn.
Die Potentaten hatt' er in ſeinem eignen Ver¬
lage; aber wenn die Reichshofraths-Kanzlei ihre
Fuͤrſten und Grafen aus ein wenig Dinte, Perga¬
ment und Wachs macht: ſo verfertigte er ſeine
Potentaten viel koſtbarer, aus Ruß, Fett und
hundert Farben. Im Alumneum wurde naͤmlich
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/404>, abgerufen am 16.06.2024. |