Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.mit den Rahmen einer Menge Potentaten einge¬ mit den Rahmen einer Menge Potentaten einge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0405" n="395"/> mit den Rahmen einer Menge Potentaten einge¬<lb/> heizet, die er ſaͤmmtlich mit gedachten Materia¬<lb/> lien ſo zu kopieren und zu repraͤſentieren wuſte als<lb/> waͤr' er ihr Geſandter. Er uͤberſchmierte ein<lb/> Quartblatt mit einem Endgen Licht und nachher<lb/> mit Ofenruß — dieſes legte er mit der ſchwarzen<lb/> Seite auf ein andres mit weißen Seiten — oben<lb/> auf beide Blaͤtter that er irgend ein fuͤrſtliches<lb/> Portrait — dann nahm er eine abgebrochne Gabel<lb/> und fuhr mit ihrer druͤckenden Spitze auf dem Ge¬<lb/> ſichte und Leibe des regierenden Herrn herum — —<lb/> dieſer Druck verdoppelte den Potentaten, der ſich<lb/> vom ſchwarzen Blatt aufs weiße uͤberfaͤrbte. So<lb/> nahm er von allem was unter einer europaͤiſchen<lb/> Krone ſaß, recht kluge Kopien; allein ich habe<lb/> niemals verhehlet, daß ſeine Okulier-Gabel die<lb/> ruſſiſche Kaiſerin (die vorige) und eine Menge<lb/> Kronprinzen dermaßen aufkratzte und durchſchnitt,<lb/> daß ſie zu Nichts mehr zu brauchen waren als da¬<lb/> zu den Weg ihrer Rahmen zu gehen. Gleichwol<lb/> war das rußige Quartblatt nur die Bruttafel und<lb/> Aez-Wiege glorwuͤrdiger Regenten, oder auch der<lb/> Streich, oder <hi rendition="#g">Leichteich</hi> derſelben — ihr <hi rendition="#g">Streck¬<lb/> teich</hi> aber, oder die Appreturmaſchiene der Po¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [395/0405]
mit den Rahmen einer Menge Potentaten einge¬
heizet, die er ſaͤmmtlich mit gedachten Materia¬
lien ſo zu kopieren und zu repraͤſentieren wuſte als
waͤr' er ihr Geſandter. Er uͤberſchmierte ein
Quartblatt mit einem Endgen Licht und nachher
mit Ofenruß — dieſes legte er mit der ſchwarzen
Seite auf ein andres mit weißen Seiten — oben
auf beide Blaͤtter that er irgend ein fuͤrſtliches
Portrait — dann nahm er eine abgebrochne Gabel
und fuhr mit ihrer druͤckenden Spitze auf dem Ge¬
ſichte und Leibe des regierenden Herrn herum — —
dieſer Druck verdoppelte den Potentaten, der ſich
vom ſchwarzen Blatt aufs weiße uͤberfaͤrbte. So
nahm er von allem was unter einer europaͤiſchen
Krone ſaß, recht kluge Kopien; allein ich habe
niemals verhehlet, daß ſeine Okulier-Gabel die
ruſſiſche Kaiſerin (die vorige) und eine Menge
Kronprinzen dermaßen aufkratzte und durchſchnitt,
daß ſie zu Nichts mehr zu brauchen waren als da¬
zu den Weg ihrer Rahmen zu gehen. Gleichwol
war das rußige Quartblatt nur die Bruttafel und
Aez-Wiege glorwuͤrdiger Regenten, oder auch der
Streich, oder Leichteich derſelben — ihr Streck¬
teich aber, oder die Appreturmaſchiene der Po¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/405 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/405>, abgerufen am 20.06.2024. |