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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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aufstehen, wenn in der Fechtstunde alles Zu¬
reden zur Quarte nichts half, und die Thür'
aufmachen und ergrimmt zum Wiener sagen:
"Um Gottes Willen, Herr, seyn Sie doch kein
"Haase und stoßen Sie ihm derb aufs Leder,
"wenn er nicht aufpaßt" -- worauf der höf¬
liche Fechtmeister nur leise zu Quartstößen an¬
frischte. --

Gleichwohl lernt' er viel; in so frühen
Jahren setzet man sich weder über den Putz,
noch über die schönen Künste eines Falterle
hinweg, der noch dazu mit dem zauberischen
Vorzuge mächtig war in der verbotnen Haupt¬
stadt geglänzt und gelehrt zu haben. Bloß
der laute Aufschritt und die Stiefel waren
dem Zöglinge nicht zu nehmen; aber die Achseln
waren im Kurzen wagrecht und der Kopf steil¬
recht gedrückt und die oßillirenden Finger
sammt dem regen Körper mit einem Stahl¬
schen Augenhalter festgemacht. Ueberhaupt ha¬
ben Menschen mit einer liberalen Seele in
einem schöngebauten Körper schon ohne Fal¬
terle's Spalierwand und Scheere einen gefälli¬
gen Stand und Wuchs. Dabei hatte er den

aufſtehen, wenn in der Fechtſtunde alles Zu¬
reden zur Quarte nichts half, und die Thür'
aufmachen und ergrimmt zum Wiener ſagen:
„Um Gottes Willen, Herr, ſeyn Sie doch kein
„Haaſe und ſtoßen Sie ihm derb aufs Leder,
„wenn er nicht aufpaßt“ — worauf der höf¬
liche Fechtmeiſter nur leiſe zu Quartſtößen an¬
friſchte. —

Gleichwohl lernt' er viel; in ſo frühen
Jahren ſetzet man ſich weder über den Putz,
noch über die ſchönen Künſte eines Falterle
hinweg, der noch dazu mit dem zauberiſchen
Vorzuge mächtig war in der verbotnen Haupt¬
ſtadt geglänzt und gelehrt zu haben. Bloß
der laute Aufſchritt und die Stiefel waren
dem Zöglinge nicht zu nehmen; aber die Achſeln
waren im Kurzen wagrecht und der Kopf ſteil¬
recht gedrückt und die oſzillirenden Finger
ſammt dem regen Körper mit einem Stahl¬
ſchen Augenhalter feſtgemacht. Ueberhaupt ha¬
ben Menſchen mit einer liberalen Seele in
einem ſchöngebauten Körper ſchon ohne Fal¬
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gen Stand und Wuchs. Dabei hatte er den

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[194/0214] aufſtehen, wenn in der Fechtſtunde alles Zu¬ reden zur Quarte nichts half, und die Thür' aufmachen und ergrimmt zum Wiener ſagen: „Um Gottes Willen, Herr, ſeyn Sie doch kein „Haaſe und ſtoßen Sie ihm derb aufs Leder, „wenn er nicht aufpaßt“ — worauf der höf¬ liche Fechtmeiſter nur leiſe zu Quartſtößen an¬ friſchte. — Gleichwohl lernt' er viel; in ſo frühen Jahren ſetzet man ſich weder über den Putz, noch über die ſchönen Künſte eines Falterle hinweg, der noch dazu mit dem zauberiſchen Vorzuge mächtig war in der verbotnen Haupt¬ ſtadt geglänzt und gelehrt zu haben. Bloß der laute Aufſchritt und die Stiefel waren dem Zöglinge nicht zu nehmen; aber die Achſeln waren im Kurzen wagrecht und der Kopf ſteil¬ recht gedrückt und die oſzillirenden Finger ſammt dem regen Körper mit einem Stahl¬ ſchen Augenhalter feſtgemacht. Ueberhaupt ha¬ ben Menſchen mit einer liberalen Seele in einem ſchöngebauten Körper ſchon ohne Fal¬ terle's Spalierwand und Scheere einen gefälli¬ gen Stand und Wuchs. Dabei hatte er den

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/214>, abgerufen am 29.11.2024.