und Gärten Lilars hinaus und es war ihm als säh' er hinein in seine weiß und roth blühende, mit Berg- und Fruchtgipfeln aufgeschmückte Zukunft, ein volles Paradies in die nackte Erde gebauet. Er sah sich in seiner Zukunft nach Freuden-Räubern um, die seinen Triumphwa¬ gen anfallen könnten; -- er fand sie Alle sichtbar zu schwach gegen seine Arme und Waf¬ fen. Er stellte Lianens Eltern und seinen eignen Vater und das bisherige in der Luft arbei¬ tende Geister-Heer mitten auf seinen Weg zur Geliebten hin; -- in seinen Muskeln glüh¬ te überflüssige Kraft, sich leicht zu ihr durchzu¬ schlagen und sie in sein Leben mitzunehmen durch Arbeit und Gewalt. "Ja, (sagt' er,) ich bin ganz glücklich und brauche nichts mehr, kein Schicksal, nur mein und ihr Herz!" Al¬ bano, möge dein böser Genius diesen gefähr¬ lichen Gedanken nicht gehöret haben, damit er ihn nicht zur Nemesis trage! O in diesem wild¬ verwachsenen Leben ist kein Schritt, sogar in den blühenden Lustgängen, ganz sicher, und mitten in der Fülle dieses Kunstgartens erwar¬ tet dich ein fremder finsterer Giftbaum und
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und Gärten Lilars hinaus und es war ihm als ſäh' er hinein in ſeine weiß und roth blühende, mit Berg- und Fruchtgipfeln aufgeſchmückte Zukunft, ein volles Paradies in die nackte Erde gebauet. Er ſah ſich in ſeiner Zukunft nach Freuden-Räubern um, die ſeinen Triumphwa¬ gen anfallen könnten; — er fand ſie Alle ſichtbar zu ſchwach gegen ſeine Arme und Waf¬ fen. Er ſtellte Lianens Eltern und ſeinen eignen Vater und das bisherige in der Luft arbei¬ tende Geiſter-Heer mitten auf ſeinen Weg zur Geliebten hin; — in ſeinen Muskeln glüh¬ te überflüſſige Kraft, ſich leicht zu ihr durchzu¬ ſchlagen und ſie in ſein Leben mitzunehmen durch Arbeit und Gewalt. „Ja, (ſagt' er,) ich bin ganz glücklich und brauche nichts mehr, kein Schickſal, nur mein und ihr Herz!“ Al¬ bano, möge dein böſer Genius dieſen gefähr¬ lichen Gedanken nicht gehöret haben, damit er ihn nicht zur Nemeſis trage! O in dieſem wild¬ verwachſenen Leben iſt kein Schritt, ſogar in den blühenden Luſtgängen, ganz ſicher, und mitten in der Fülle dieſes Kunſtgartens erwar¬ tet dich ein fremder finſterer Giftbaum und
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und Gärten Lilars hinaus und es war ihm als
ſäh' er hinein in ſeine weiß und roth blühende,
mit Berg- und Fruchtgipfeln aufgeſchmückte
Zukunft, ein volles Paradies in die nackte Erde
gebauet. Er ſah ſich in ſeiner Zukunft nach
Freuden-Räubern um, die ſeinen Triumphwa¬
gen anfallen könnten; — er fand ſie Alle
ſichtbar zu ſchwach gegen ſeine Arme und Waf¬
fen. Er ſtellte Lianens Eltern und ſeinen eignen
Vater und das bisherige in der Luft arbei¬
tende Geiſter-Heer mitten auf ſeinen Weg
zur Geliebten hin; — in ſeinen Muskeln glüh¬
te überflüſſige Kraft, ſich leicht zu ihr durchzu¬
ſchlagen und ſie in ſein Leben mitzunehmen
durch Arbeit und Gewalt. „Ja, (ſagt' er,) ich
bin ganz glücklich und brauche nichts mehr,
kein Schickſal, nur mein und ihr Herz!“ Al¬
bano, möge dein böſer Genius dieſen gefähr¬
lichen Gedanken nicht gehöret haben, damit er
ihn nicht zur Nemeſis trage! O in dieſem wild¬
verwachſenen Leben iſt kein Schritt, ſogar in
den blühenden Luſtgängen, ganz ſicher, und
mitten in der Fülle dieſes Kunſtgartens erwar¬
tet dich ein fremder finſterer Giftbaum und
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/15>, abgerufen am 27.07.2024.
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