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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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ne romantische Verwicklungen nach den Noti¬
zen zugeschnitten, die er aus dem Hauptmann
gelockt. Seine Kunst-Liebe gegen Lianens Ge¬
stalt hatte bisher wenig gelitten, und sein lang¬
sames An- und Umschleichen war seiner Vipern-
Kälte und seiner weltmännischen Kraft gemäß.
Der alte Vater -- der im Leben wie in einem
Reichsanzeiger immer einen Compagnon mit 60,
80 Tausend Thaler zu seiner Handlung suchte --
bezeugte sich nichts Weniger als abgeneigt. Die¬
se zwei Falken auf Einer Stange, von Einem
Falkenmeister, dem Teufel abgerichtet, verstan¬
den und vertrugen sich gut. Der deutsche Herr
gab zu erkennen, ihr Miniaturbild sey bei ihrer
frappanten Ähnlichkeit mit Idoine, die wie sie
niemals sitzen wollen, zu manchem Scherze bei
der Fürstin behülflich, aber noch mehr seiner
"Flamme" für Liane unentbehrlich, und jetzt in
ihrer Blindheit könne man sie ja zeichnen ohne
ihr Wissen -- und er werde unter das Bild
schreiben la belle aveugle oder so etwas. Der
alte Minister goutirte wie gesagt den Gedan¬
ken ganz. Wie die welschen Sängerinnen eine
sogenannte Mutter statt eines Passes auf ih¬

ne romantiſche Verwicklungen nach den Noti¬
zen zugeſchnitten, die er aus dem Hauptmann
gelockt. Seine Kunſt-Liebe gegen Lianens Ge¬
ſtalt hatte bisher wenig gelitten, und ſein lang¬
ſames An- und Umſchleichen war ſeiner Vipern-
Kälte und ſeiner weltmänniſchen Kraft gemäß.
Der alte Vater — der im Leben wie in einem
Reichsanzeiger immer einen Compagnon mit 60,
80 Tauſend Thaler zu ſeiner Handlung ſuchte —
bezeugte ſich nichts Weniger als abgeneigt. Die¬
ſe zwei Falken auf Einer Stange, von Einem
Falkenmeiſter, dem Teufel abgerichtet, verſtan¬
den und vertrugen ſich gut. Der deutſche Herr
gab zu erkennen, ihr Miniaturbild ſey bei ihrer
frappanten Ähnlichkeit mit Idoine, die wie ſie
niemals ſitzen wollen, zu manchem Scherze bei
der Fürſtin behülflich, aber noch mehr ſeiner
„Flamme“ für Liane unentbehrlich, und jetzt in
ihrer Blindheit könne man ſie ja zeichnen ohne
ihr Wiſſen — und er werde unter das Bild
ſchreiben la belle aveugle oder ſo etwas. Der
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ken ganz. Wie die welſchen Sängerinnen eine
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[237/0249] ne romantiſche Verwicklungen nach den Noti¬ zen zugeſchnitten, die er aus dem Hauptmann gelockt. Seine Kunſt-Liebe gegen Lianens Ge¬ ſtalt hatte bisher wenig gelitten, und ſein lang¬ ſames An- und Umſchleichen war ſeiner Vipern- Kälte und ſeiner weltmänniſchen Kraft gemäß. Der alte Vater — der im Leben wie in einem Reichsanzeiger immer einen Compagnon mit 60, 80 Tauſend Thaler zu ſeiner Handlung ſuchte — bezeugte ſich nichts Weniger als abgeneigt. Die¬ ſe zwei Falken auf Einer Stange, von Einem Falkenmeiſter, dem Teufel abgerichtet, verſtan¬ den und vertrugen ſich gut. Der deutſche Herr gab zu erkennen, ihr Miniaturbild ſey bei ihrer frappanten Ähnlichkeit mit Idoine, die wie ſie niemals ſitzen wollen, zu manchem Scherze bei der Fürſtin behülflich, aber noch mehr ſeiner „Flamme“ für Liane unentbehrlich, und jetzt in ihrer Blindheit könne man ſie ja zeichnen ohne ihr Wiſſen — und er werde unter das Bild ſchreiben la belle aveugle oder ſo etwas. Der alte Miniſter goutirte wie geſagt den Gedan¬ ken ganz. Wie die welſchen Sängerinnen eine ſogenannte Mutter ſtatt eines Paſſes auf ih¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/249>, abgerufen am 23.11.2024.