Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.stuhl. "Du mußt sterben (sagte er einmal im So stand es bis in die Nacht, wo Albano Später kam Gaspards Billet, welches bei¬ ſtuhl. „Du mußt ſterben (ſagte er einmal im So ſtand es bis in die Nacht, wo Albano Später kam Gaſpards Billet, welches bei¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0386" n="374"/> ſtuhl. „Du mußt ſterben (ſagte er einmal im<lb/> „Enthuſiasmus zu ihr); es iſt gut, daß Dein<lb/> „Gewebe ſo zart iſt, damit es das Durcheinan¬<lb/> „dergreifen ſo vieler Tatzen entzwei reißet —<lb/> „Was hätteſt Du bis in Dein 70. Jahr nicht lei¬<lb/> „den können unter Menſchen und Männern!“<lb/> Auch er glaubte — aus eigner Erfahrung —<lb/> daß es mehr Weiber- als Männer-Schmerzen<lb/> gebe, ſo wie es am Himmel mehr Mond- als<lb/> Sonnenfinſterniſſe giebt.</p><lb/> <p>So ſtand es bis in die Nacht, wo Albano<lb/> den Kahlkopf, die Spiele der Finſterniſſe und<lb/> die verſchleierte Schweſter ſah; in dieſer ſprang<lb/> eine Saite nach der andern in Lianens Leben,<lb/> ſie wurde ſchnell verändert und am frühen Mor¬<lb/> gen empfieng ſie ſchon das Abendmahl aus ih¬<lb/> res Speners Hand. Der Lektor bekam dieſe<lb/> trübe Nachricht von der Miniſterin um 9 Uhr<lb/> Morgens. Darum ſucht' er mit ſolchem Eifer<lb/> durch Schoppe den Jüngling vom Anblick ei¬<lb/> ner verſcheidenden Braut zu verdrängen.</p><lb/> <p>Später kam Gaſpards Billet, welches bei¬<lb/> de auf den Gedanken brachte, ihn zum Entge¬<lb/> genfahren zu locken und — durch eine Nach¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0386]
ſtuhl. „Du mußt ſterben (ſagte er einmal im
„Enthuſiasmus zu ihr); es iſt gut, daß Dein
„Gewebe ſo zart iſt, damit es das Durcheinan¬
„dergreifen ſo vieler Tatzen entzwei reißet —
„Was hätteſt Du bis in Dein 70. Jahr nicht lei¬
„den können unter Menſchen und Männern!“
Auch er glaubte — aus eigner Erfahrung —
daß es mehr Weiber- als Männer-Schmerzen
gebe, ſo wie es am Himmel mehr Mond- als
Sonnenfinſterniſſe giebt.
So ſtand es bis in die Nacht, wo Albano
den Kahlkopf, die Spiele der Finſterniſſe und
die verſchleierte Schweſter ſah; in dieſer ſprang
eine Saite nach der andern in Lianens Leben,
ſie wurde ſchnell verändert und am frühen Mor¬
gen empfieng ſie ſchon das Abendmahl aus ih¬
res Speners Hand. Der Lektor bekam dieſe
trübe Nachricht von der Miniſterin um 9 Uhr
Morgens. Darum ſucht' er mit ſolchem Eifer
durch Schoppe den Jüngling vom Anblick ei¬
ner verſcheidenden Braut zu verdrängen.
Später kam Gaſpards Billet, welches bei¬
de auf den Gedanken brachte, ihn zum Entge¬
genfahren zu locken und — durch eine Nach¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/386 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/386>, abgerufen am 24.06.2024. |