angesehen, fand endlich in seinem Gedächtniß ihren Nahmen und kam zu ihr mit der halb stolzen halb verlegnen Miene der Künstler ge¬ gen den Stand. Sie kannte ihn nicht wieder. "Der Grieche Dian, (sagte Albano,) edle Grä¬ finn!" -- Verwundert über des Grafen Erken¬ nung sagte sie zu diesem: "ich kenne Sie nicht." -- "Meinen Vater kennen Sie, (sagte Albano,) den Ritter von Cesara." -- "O dio!" rief die Spanierinn erschrocken, wurde eine Lilie, eine Rose, eine Flamme, suchte sich zu fassen und sagte: "wie sonderbar! Eine Freundinn von Ihnen, die Prinzessinn Julienne, ist auch hier."
Das Gespräch floß jetzt ebener. Sie sprach von seinem Vater und drückte als Mündel ihre Dankbarkeit aus: "es ist eine mächtige Na¬ tur, die sich vor allem Gemeinen bewahrt," sagte sie, sogleich gegen die vornehme Sitte schon theilnehmend von Personen sprechend. Den Sohn beglückte das Lob auf einen Vater, er erhöhte es und fragte in froher Erwartung wie sie seine Kälte nehme.
"Kälte? -- (sagte sie lebhaft,) das Wort,
I 2
angeſehen, fand endlich in ſeinem Gedächtniß ihren Nahmen und kam zu ihr mit der halb ſtolzen halb verlegnen Miene der Künſtler ge¬ gen den Stand. Sie kannte ihn nicht wieder. „Der Grieche Dian, (ſagte Albano,) edle Grä¬ finn!“ — Verwundert über des Grafen Erken¬ nung ſagte ſie zu dieſem: „ich kenne Sie nicht.“ — „Meinen Vater kennen Sie, (ſagte Albano,) den Ritter von Ceſara.“ — „O dio!“ rief die Spanierinn erſchrocken, wurde eine Lilie, eine Roſe, eine Flamme, ſuchte ſich zu faſſen und ſagte: „wie ſonderbar! Eine Freundinn von Ihnen, die Prinzeſſinn Julienne, iſt auch hier.“
Das Geſpräch floß jetzt ebener. Sie ſprach von ſeinem Vater und drückte als Mündel ihre Dankbarkeit aus: „es iſt eine mächtige Na¬ tur, die ſich vor allem Gemeinen bewahrt,“ ſagte ſie, ſogleich gegen die vornehme Sitte ſchon theilnehmend von Perſonen ſprechend. Den Sohn beglückte das Lob auf einen Vater, er erhöhte es und fragte in froher Erwartung wie ſie ſeine Kälte nehme.
„Kälte? — (ſagte ſie lebhaft,) das Wort,
I 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0143"n="131"/>
angeſehen, fand endlich in ſeinem Gedächtniß<lb/>
ihren Nahmen und kam zu ihr mit der halb<lb/>ſtolzen halb verlegnen Miene der Künſtler ge¬<lb/>
gen den Stand. Sie kannte ihn nicht wieder.<lb/>„Der Grieche Dian, (ſagte Albano,) edle Grä¬<lb/>
finn!“— Verwundert über des Grafen Erken¬<lb/>
nung ſagte ſie zu dieſem: „ich kenne <hirendition="#g">Sie</hi> nicht.“<lb/>—„Meinen Vater kennen Sie, (ſagte Albano,)<lb/>
den Ritter von Ceſara.“—„<hirendition="#aq">O dio!</hi>“ rief<lb/>
die Spanierinn erſchrocken, wurde eine Lilie,<lb/>
eine Roſe, eine Flamme, ſuchte ſich zu faſſen<lb/>
und ſagte: „wie ſonderbar! Eine Freundinn<lb/>
von Ihnen, die Prinzeſſinn Julienne, iſt auch<lb/>
hier.“</p><lb/><p>Das Geſpräch floß jetzt ebener. Sie ſprach<lb/>
von ſeinem Vater und drückte als Mündel ihre<lb/>
Dankbarkeit aus: „es iſt eine mächtige Na¬<lb/>
tur, die ſich vor allem Gemeinen bewahrt,“<lb/>ſagte ſie, ſogleich gegen die vornehme Sitte<lb/>ſchon theilnehmend von Perſonen ſprechend.<lb/>
Den Sohn beglückte das Lob auf einen Vater,<lb/>
er erhöhte es und fragte in froher Erwartung<lb/>
wie ſie ſeine Kälte nehme.</p><lb/><p>„Kälte? — (ſagte ſie lebhaft,) das Wort,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">I 2<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[131/0143]
angeſehen, fand endlich in ſeinem Gedächtniß
ihren Nahmen und kam zu ihr mit der halb
ſtolzen halb verlegnen Miene der Künſtler ge¬
gen den Stand. Sie kannte ihn nicht wieder.
„Der Grieche Dian, (ſagte Albano,) edle Grä¬
finn!“ — Verwundert über des Grafen Erken¬
nung ſagte ſie zu dieſem: „ich kenne Sie nicht.“
— „Meinen Vater kennen Sie, (ſagte Albano,)
den Ritter von Ceſara.“ — „O dio!“ rief
die Spanierinn erſchrocken, wurde eine Lilie,
eine Roſe, eine Flamme, ſuchte ſich zu faſſen
und ſagte: „wie ſonderbar! Eine Freundinn
von Ihnen, die Prinzeſſinn Julienne, iſt auch
hier.“
Das Geſpräch floß jetzt ebener. Sie ſprach
von ſeinem Vater und drückte als Mündel ihre
Dankbarkeit aus: „es iſt eine mächtige Na¬
tur, die ſich vor allem Gemeinen bewahrt,“
ſagte ſie, ſogleich gegen die vornehme Sitte
ſchon theilnehmend von Perſonen ſprechend.
Den Sohn beglückte das Lob auf einen Vater,
er erhöhte es und fragte in froher Erwartung
wie ſie ſeine Kälte nehme.
„Kälte? — (ſagte ſie lebhaft,) das Wort,
I 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/143>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.