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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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rungen, er sprach aber viel von Italien und
von dem Kunst-Gewinn, den Albano da erbeu¬
ten werde, zumal durch die vorausgehende Ge¬
sellschaft der Fürstin, des Kunstrathes und des
deutschen Herrn, die man bald einholen könne.
Der Sohn wandte sich endlich mit der kühnen
Erkundigung an ihn, ob er wirklich noch eine
Schwester habe, und erzählte die Geschichte
mit dem Kahlkopf. "Es könnte wohl seyn,
(sagte Gaspard unangenehm spaßhaft,) daß
du noch mehr Brüder und Schwestern hättest
als ich wüßte. Aber was ich weiß, ist, daß
deine Zwillingsschwester Severina in diesem
Jahre in ihrem Kloster gestorben ist. Wofür
hältst denn du die Nacht-Geschichte?" --
Beinah für einen Traum, versetzt' er. Zufäl¬
lig kam seine Hand hier in die Tasche und
traf zu seinem Erstaunen auf den halben Ring,
den die Schwester ihm geschenkt. Das Wunder¬
bare trat dicht unter seine Sinne und jene
Schauer-Nacht gieng schnell und kalt durch
seinen Mittag. Er und der Vater besahen
die Enden des zerschnittenen Rings, an deren
jedem ein abgerissener Namenszug aufhörte.

rungen, er ſprach aber viel von Italien und
von dem Kunſt-Gewinn, den Albano da erbeu¬
ten werde, zumal durch die vorausgehende Ge¬
ſellſchaft der Fürſtin, des Kunſtrathes und des
deutſchen Herrn, die man bald einholen könne.
Der Sohn wandte ſich endlich mit der kühnen
Erkundigung an ihn, ob er wirklich noch eine
Schweſter habe, und erzählte die Geſchichte
mit dem Kahlkopf. „Es könnte wohl ſeyn,
(ſagte Gaſpard unangenehm ſpaßhaft,) daß
du noch mehr Brüder und Schweſtern hätteſt
als ich wüßte. Aber was ich weiß, iſt, daß
deine Zwillingsſchweſter Severina in dieſem
Jahre in ihrem Kloſter geſtorben iſt. Wofür
hältſt denn du die Nacht-Geſchichte?“ —
Beinah für einen Traum, verſetzt' er. Zufäl¬
lig kam ſeine Hand hier in die Taſche und
traf zu ſeinem Erſtaunen auf den halben Ring,
den die Schweſter ihm geſchenkt. Das Wunder¬
bare trat dicht unter ſeine Sinne und jene
Schauer-Nacht gieng ſchnell und kalt durch
ſeinen Mittag. Er und der Vater beſahen
die Enden des zerſchnittenen Rings, an deren
jedem ein abgeriſſener Namenszug aufhörte.

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[4/0016] rungen, er ſprach aber viel von Italien und von dem Kunſt-Gewinn, den Albano da erbeu¬ ten werde, zumal durch die vorausgehende Ge¬ ſellſchaft der Fürſtin, des Kunſtrathes und des deutſchen Herrn, die man bald einholen könne. Der Sohn wandte ſich endlich mit der kühnen Erkundigung an ihn, ob er wirklich noch eine Schweſter habe, und erzählte die Geſchichte mit dem Kahlkopf. „Es könnte wohl ſeyn, (ſagte Gaſpard unangenehm ſpaßhaft,) daß du noch mehr Brüder und Schweſtern hätteſt als ich wüßte. Aber was ich weiß, iſt, daß deine Zwillingsſchweſter Severina in dieſem Jahre in ihrem Kloſter geſtorben iſt. Wofür hältſt denn du die Nacht-Geſchichte?“ — Beinah für einen Traum, verſetzt' er. Zufäl¬ lig kam ſeine Hand hier in die Taſche und traf zu ſeinem Erſtaunen auf den halben Ring, den die Schweſter ihm geſchenkt. Das Wunder¬ bare trat dicht unter ſeine Sinne und jene Schauer-Nacht gieng ſchnell und kalt durch ſeinen Mittag. Er und der Vater beſahen die Enden des zerſchnittenen Rings, an deren jedem ein abgeriſſener Namenszug aufhörte.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/16>, abgerufen am 03.12.2024.