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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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welche lange schwere Zeit ist seitdem durch diese
Brust gezogen! Eine ganze Welt ist darin zum
Traum geworden! Und das Herz schlägt noch
frisch und fest darin! -- Auf einmal sah er im
lichten Morgen-Rauche des See's ein Fahr¬
zeug rudern. Langsam, träge watet' es, denn
er sah es aus großer Ferne. Endlich glitt es,
flog es, das Seegel blühte auf im Morgen¬
brande und die grünen Wellen wurden ein um¬
spielendes Lauffeuer wie damals in Ischia um
Linda's Schiff. -- --

Linda war es und die Schwester. Sie sa¬
hen hinauf und grüßten winkend. Er rief in
eiliger Wonne: "Dian, Dian!" und lief die
vielfachen Treppen hinab, ganz verwundert
und entzückt über den ausgebreiteten Glanz,
weil er unter der frohen Erscheinung den Auf¬
gang der Sonne nicht gesehen, welche vor der
Geliebten die schönen Flammen, die Morgen¬
blumen gleichsam in den Weg des Wassers un¬
terstreuete.

"Seyd Ihrs wieder, Ihr Göttlichen? O
sprecht, weint vor Freude, daß ich seelig wer¬
de und Euch habe! Kommt Ihr denn mit al¬

welche lange ſchwere Zeit iſt ſeitdem durch dieſe
Bruſt gezogen! Eine ganze Welt iſt darin zum
Traum geworden! Und das Herz ſchlägt noch
friſch und feſt darin! — Auf einmal ſah er im
lichten Morgen-Rauche des See's ein Fahr¬
zeug rudern. Langſam, träge watet' es, denn
er ſah es aus großer Ferne. Endlich glitt es,
flog es, das Seegel blühte auf im Morgen¬
brande und die grünen Wellen wurden ein um¬
ſpielendes Lauffeuer wie damals in Iſchia um
Linda's Schiff. — —

Linda war es und die Schweſter. Sie ſa¬
hen hinauf und grüßten winkend. Er rief in
eiliger Wonne: „Dian, Dian!“ und lief die
vielfachen Treppen hinab, ganz verwundert
und entzückt über den ausgebreiteten Glanz,
weil er unter der frohen Erſcheinung den Auf¬
gang der Sonne nicht geſehen, welche vor der
Geliebten die ſchönen Flammen, die Morgen¬
blumen gleichſam in den Weg des Waſſers un¬
terſtreuete.

„Seyd Ihrs wieder, Ihr Göttlichen? O
ſprecht, weint vor Freude, daß ich ſeelig wer¬
de und Euch habe! Kommt Ihr denn mit al¬

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[229/0241] welche lange ſchwere Zeit iſt ſeitdem durch dieſe Bruſt gezogen! Eine ganze Welt iſt darin zum Traum geworden! Und das Herz ſchlägt noch friſch und feſt darin! — Auf einmal ſah er im lichten Morgen-Rauche des See's ein Fahr¬ zeug rudern. Langſam, träge watet' es, denn er ſah es aus großer Ferne. Endlich glitt es, flog es, das Seegel blühte auf im Morgen¬ brande und die grünen Wellen wurden ein um¬ ſpielendes Lauffeuer wie damals in Iſchia um Linda's Schiff. — — Linda war es und die Schweſter. Sie ſa¬ hen hinauf und grüßten winkend. Er rief in eiliger Wonne: „Dian, Dian!“ und lief die vielfachen Treppen hinab, ganz verwundert und entzückt über den ausgebreiteten Glanz, weil er unter der frohen Erſcheinung den Auf¬ gang der Sonne nicht geſehen, welche vor der Geliebten die ſchönen Flammen, die Morgen¬ blumen gleichſam in den Weg des Waſſers un¬ terſtreuete. „Seyd Ihrs wieder, Ihr Göttlichen? O ſprecht, weint vor Freude, daß ich ſeelig wer¬ de und Euch habe! Kommt Ihr denn mit al¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/241>, abgerufen am 23.11.2024.