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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Ich genehmige Deine Liebe. Ich erwarte,
daß Du sie besiegelst, damit ich meine Tochter
endlich umarme.     Der Zukünftige.

So viele fremde wichtige Wünsche, die mit
dem seinigen zusammenflossen, hielten nun von
seinem zarten Ehrgefühl den Verdacht der Selbst¬
sucht und Zudringlichkeit ab, wenn er sie um
das schönste Fest seines Lebens bat. Er machte
seinen Vater sehr zufrieden durch diesen Entschluß
zu bitten. Gaspard theilt' ihm geheime Kriegs¬
nachrichten mit und sagte ihm scherzend, nun
sey es bald Zeit, daß er für seine Freunde, die
Neufranken, fechten helfe. Albano sagte, es
sey sogar sein Ernst. Das hör' er gern von
einem Jüngling -- sagte Gaspard -- der Krieg
bilde für Geschäfte und das Recht oder Unrecht
desselben thue nichts zur Sache und gehe andere
an, die ihn erklären.

Albano machte seine Reise froh durch Erin¬
nerung, noch froher durch Hoffnung. Er hat¬
te jetzt den Muth, sich den Tag auszudenken,
wo Linda, eine Königinn, in die glänzende
Krone ihres Geistes den weichen Brautkranz
schmiegt -- wo diese Sonne als eine Luna auf¬

Ich genehmige Deine Liebe. Ich erwarte,
daß Du ſie beſiegelſt, damit ich meine Tochter
endlich umarme.     Der Zukünftige.

So viele fremde wichtige Wünſche, die mit
dem ſeinigen zuſammenfloſſen, hielten nun von
ſeinem zarten Ehrgefühl den Verdacht der Selbſt¬
ſucht und Zudringlichkeit ab, wenn er ſie um
das ſchönſte Feſt ſeines Lebens bat. Er machte
ſeinen Vater ſehr zufrieden durch dieſen Entſchluß
zu bitten. Gaſpard theilt' ihm geheime Kriegs¬
nachrichten mit und ſagte ihm ſcherzend, nun
ſey es bald Zeit, daß er für ſeine Freunde, die
Neufranken, fechten helfe. Albano ſagte, es
ſey ſogar ſein Ernſt. Das hör' er gern von
einem Jüngling — ſagte Gaſpard — der Krieg
bilde für Geſchäfte und das Recht oder Unrecht
deſſelben thue nichts zur Sache und gehe andere
an, die ihn erklären.

Albano machte ſeine Reiſe froh durch Erin¬
nerung, noch froher durch Hoffnung. Er hat¬
te jetzt den Muth, ſich den Tag auszudenken,
wo Linda, eine Königinn, in die glänzende
Krone ihres Geiſtes den weichen Brautkranz
ſchmiegt — wo dieſe Sonne als eine Luna auf¬

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[350/0362] Ich genehmige Deine Liebe. Ich erwarte, daß Du ſie beſiegelſt, damit ich meine Tochter endlich umarme. Der Zukünftige. So viele fremde wichtige Wünſche, die mit dem ſeinigen zuſammenfloſſen, hielten nun von ſeinem zarten Ehrgefühl den Verdacht der Selbſt¬ ſucht und Zudringlichkeit ab, wenn er ſie um das ſchönſte Feſt ſeines Lebens bat. Er machte ſeinen Vater ſehr zufrieden durch dieſen Entſchluß zu bitten. Gaſpard theilt' ihm geheime Kriegs¬ nachrichten mit und ſagte ihm ſcherzend, nun ſey es bald Zeit, daß er für ſeine Freunde, die Neufranken, fechten helfe. Albano ſagte, es ſey ſogar ſein Ernſt. Das hör' er gern von einem Jüngling — ſagte Gaſpard — der Krieg bilde für Geſchäfte und das Recht oder Unrecht deſſelben thue nichts zur Sache und gehe andere an, die ihn erklären. Albano machte ſeine Reiſe froh durch Erin¬ nerung, noch froher durch Hoffnung. Er hat¬ te jetzt den Muth, ſich den Tag auszudenken, wo Linda, eine Königinn, in die glänzende Krone ihres Geiſtes den weichen Brautkranz ſchmiegt — wo dieſe Sonne als eine Luna auf¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/362>, abgerufen am 22.11.2024.