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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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passend, bis die Gräfinn mich grüßte aus dem
Dunkeln. ""Die Finsterniß (sagt' ich) ist mir
bei dem Lichte, das ich zu geben habe, er¬
wünscht, nur möcht' ich lieber irisch oder let¬
tisch oder spanisch sprechen, weil ich nicht weiß,
wer mich behorcht."" -- ""Spanisch!"" sag¬
te sie ernst. Ich erzählte ihr, ich hätte Deine
Mutter gekannt und gemahlt und so weiter
und meinen Nahmen ins Bildniß eingeschwärzt
-- lange darauf, neulich im Herbste, hätt'
ich Sie selber auf hiesigem Marktplatz ange¬
troffen und für das Spiegelbild Deiner Mutter
genommen, so ähnlich sey sie ihrer eignen --
""Ich weiß nicht, fuhr sie hier mit hitzigem
Stolz zwischen meine Narrazion, in wiefern
Ihre Geheimnisse zu meinen werden können.""
-- ""Dadurch, (sagt' ich ernst,) daß Sie mich
nach Licht klingeln lassen; denn ich halte das
Portrait der Frau von Cesara und von Ro¬
meiro, zweier Namen Einer Person, hier in der
Hand."" Sie faßte nichts, fragte nichts und
ich sollte nicht klingeln. Ich bekannte ihr, daß
ich mich genöthigt sähe, mit der rhetorischen
Schach-Figur mich zu decken, die man allge¬

paſſend, bis die Gräfinn mich grüßte aus dem
Dunkeln. „„Die Finſterniß (ſagt' ich) iſt mir
bei dem Lichte, das ich zu geben habe, er¬
wünſcht, nur möcht' ich lieber iriſch oder let¬
tiſch oder ſpaniſch ſprechen, weil ich nicht weiß,
wer mich behorcht.““ — „„Spaniſch!““ ſag¬
te ſie ernſt. Ich erzählte ihr, ich hätte Deine
Mutter gekannt und gemahlt und ſo weiter
und meinen Nahmen ins Bildniß eingeſchwärzt
— lange darauf, neulich im Herbſte, hätt'
ich Sie ſelber auf hieſigem Marktplatz ange¬
troffen und für das Spiegelbild Deiner Mutter
genommen, ſo ähnlich ſey ſie ihrer eignen —
„„Ich weiß nicht, fuhr ſie hier mit hitzigem
Stolz zwiſchen meine Narrazion, in wiefern
Ihre Geheimniſſe zu meinen werden können.““
— „„Dadurch, (ſagt' ich ernſt,) daß Sie mich
nach Licht klingeln laſſen; denn ich halte das
Portrait der Frau von Ceſara und von Ro¬
meiro, zweier Namen Einer Perſon, hier in der
Hand.““ Sie faßte nichts, fragte nichts und
ich ſollte nicht klingeln. Ich bekannte ihr, daß
ich mich genöthigt ſähe, mit der rhetoriſchen
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[461/0473] paſſend, bis die Gräfinn mich grüßte aus dem Dunkeln. „„Die Finſterniß (ſagt' ich) iſt mir bei dem Lichte, das ich zu geben habe, er¬ wünſcht, nur möcht' ich lieber iriſch oder let¬ tiſch oder ſpaniſch ſprechen, weil ich nicht weiß, wer mich behorcht.““ — „„Spaniſch!““ ſag¬ te ſie ernſt. Ich erzählte ihr, ich hätte Deine Mutter gekannt und gemahlt und ſo weiter und meinen Nahmen ins Bildniß eingeſchwärzt — lange darauf, neulich im Herbſte, hätt' ich Sie ſelber auf hieſigem Marktplatz ange¬ troffen und für das Spiegelbild Deiner Mutter genommen, ſo ähnlich ſey ſie ihrer eignen — „„Ich weiß nicht, fuhr ſie hier mit hitzigem Stolz zwiſchen meine Narrazion, in wiefern Ihre Geheimniſſe zu meinen werden können.““ — „„Dadurch, (ſagt' ich ernſt,) daß Sie mich nach Licht klingeln laſſen; denn ich halte das Portrait der Frau von Ceſara und von Ro¬ meiro, zweier Namen Einer Perſon, hier in der Hand.““ Sie faßte nichts, fragte nichts und ich ſollte nicht klingeln. Ich bekannte ihr, daß ich mich genöthigt ſähe, mit der rhetoriſchen Schach-Figur mich zu decken, die man allge¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/473>, abgerufen am 22.11.2024.