Endes meiner Rede stand sie langsam auf, fal¬ tete die Hände und betete mit Weinen, als wenn sie dankte: ""o Gott, o Gott! Du hast mich ge¬ schonet!"" -- Was ich doch nicht ganz verstehe."
Albano verstand's wohl, daß sie dem Schick¬ sal für die zufällige Verspätung Schoppens dankte, welche sie mit der kurzen aber furcht¬ baren Verwandlung Roquairol's in einen Bru¬ der verschonet hatte.
"Sie brach darauf in zu vielen Dank gegen den Mahler, Räuber und Lieferanten des ge¬ mahlten Geburtsscheins aus. Wem das Herz wie ein Arm eingeschlafen und schwer und fühl¬ los zu bewegen ist, dem durch- und überläufts das erwachende Glied sehr närrisch, wenn er's regt: ""weniger (sagt' ich) konnt' ich nicht thun für den H. Bruder; die Sonnenseite ist dann die Mondseite,"" -- Sie sprang auf Deinen Vater über und fragte, da er sogleich komme, ob sie oder ob ich ihm diese Räthsel vorlegen sollte. ""Oder lieber beide!"" versetzt' ich kaum, da trat er wild ein."
"Nun ist Gaspard freilich und entschieden Dein Dir und der Schwester angebohrner Va¬
ter
Endes meiner Rede ſtand ſie langſam auf, fal¬ tete die Hände und betete mit Weinen, als wenn ſie dankte: „„o Gott, o Gott! Du haſt mich ge¬ ſchonet!““ — Was ich doch nicht ganz verſtehe.“
Albano verſtand's wohl, daß ſie dem Schick¬ ſal für die zufällige Verſpätung Schoppens dankte, welche ſie mit der kurzen aber furcht¬ baren Verwandlung Roquairol's in einen Bru¬ der verſchonet hatte.
„Sie brach darauf in zu vielen Dank gegen den Mahler, Räuber und Lieferanten des ge¬ mahlten Geburtsſcheins aus. Wem das Herz wie ein Arm eingeſchlafen und ſchwer und fühl¬ los zu bewegen iſt, dem durch- und überläufts das erwachende Glied ſehr närriſch, wenn er's regt: „„weniger (ſagt' ich) konnt' ich nicht thun für den H. Bruder; die Sonnenſeite iſt dann die Mondſeite,““ — Sie ſprang auf Deinen Vater über und fragte, da er ſogleich komme, ob ſie oder ob ich ihm dieſe Räthſel vorlegen ſollte. „„Oder lieber beide!““ verſetzt' ich kaum, da trat er wild ein.“
„Nun iſt Gaſpard freilich und entſchieden Dein Dir und der Schweſter angebohrner Va¬
ter
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Endes meiner Rede ſtand ſie langſam auf, fal¬
tete die Hände und betete mit Weinen, als wenn
ſie dankte: „„o Gott, o Gott! Du haſt mich ge¬
ſchonet!““ — Was ich doch nicht ganz verſtehe.“
Albano verſtand's wohl, daß ſie dem Schick¬
ſal für die zufällige Verſpätung Schoppens
dankte, welche ſie mit der kurzen aber furcht¬
baren Verwandlung Roquairol's in einen Bru¬
der verſchonet hatte.
„Sie brach darauf in zu vielen Dank gegen
den Mahler, Räuber und Lieferanten des ge¬
mahlten Geburtsſcheins aus. Wem das Herz
wie ein Arm eingeſchlafen und ſchwer und fühl¬
los zu bewegen iſt, dem durch- und überläufts
das erwachende Glied ſehr närriſch, wenn er's
regt: „„weniger (ſagt' ich) konnt' ich nicht thun
für den H. Bruder; die Sonnenſeite iſt dann
die Mondſeite,““ — Sie ſprang auf Deinen
Vater über und fragte, da er ſogleich komme,
ob ſie oder ob ich ihm dieſe Räthſel vorlegen
ſollte. „„Oder lieber beide!““ verſetzt' ich
kaum, da trat er wild ein.“
„Nun iſt Gaſpard freilich und entſchieden
Dein Dir und der Schweſter angebohrner Va¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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