seltener ist als ein feiges Volk. Man lernt die Kriegstapferkeit gemäßigt schätzen, wenn man sieht, daß die römischen Legionen gerade als sie feil, schlecht, sklavisch und zur Hälfte Frei¬ gelassene waren, nehmlich unter dem Triumvi¬ rat, muthiger stritten als vorher. Für den un¬ bedeutenden Mordbrenner Katilina stritten und starben die Bürger bis auf den letzten Mann und nur Sklaven wurden gefangen." --
Diese Rede drückte ein heißes Siegel auf Albano's Mund; es schien ordentlich als er¬ rathe ihn der Vater und mache sich die alte Freude, wie ein Schicksal einen Enthusiasmus zu erkälten und Erwartungen Lügen zu strafen, sogar trübe. Der beleidigte, sich selber aus¬ brennende Geist blieb nun fest vor Gaspard und Bouverot zugedeckt.
Aber seinem Dian zeigt' er alles am Mor¬ gen darauf; er wußte, wie dieser mit dem Ar¬ me eines Künstlers und Jünglings zugleich die Freiheitsfahne trug und schwang, und darum brach er vor ihm das dunkle Siegel seines bis¬ herigen Trübsinns auf. Er gestand dem ge¬ liebtesten Lehrer den großgewachsenen Vorsatz,
ſeltener iſt als ein feiges Volk. Man lernt die Kriegstapferkeit gemäßigt ſchätzen, wenn man ſieht, daß die römiſchen Legionen gerade als ſie feil, ſchlecht, ſklaviſch und zur Hälfte Frei¬ gelaſſene waren, nehmlich unter dem Triumvi¬ rat, muthiger ſtritten als vorher. Für den un¬ bedeutenden Mordbrenner Katilina ſtritten und ſtarben die Bürger bis auf den letzten Mann und nur Sklaven wurden gefangen.“ —
Dieſe Rede drückte ein heißes Siegel auf Albano's Mund; es ſchien ordentlich als er¬ rathe ihn der Vater und mache ſich die alte Freude, wie ein Schickſal einen Enthuſiasmus zu erkälten und Erwartungen Lügen zu ſtrafen, ſogar trübe. Der beleidigte, ſich ſelber aus¬ brennende Geiſt blieb nun feſt vor Gaſpard und Bouverot zugedeckt.
Aber ſeinem Dian zeigt' er alles am Mor¬ gen darauf; er wußte, wie dieſer mit dem Ar¬ me eines Künſtlers und Jünglings zugleich die Freiheitsfahne trug und ſchwang, und darum brach er vor ihm das dunkle Siegel ſeines bis¬ herigen Trübſinns auf. Er geſtand dem ge¬ liebteſten Lehrer den großgewachſenen Vorſatz,
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ſeltener iſt als ein feiges Volk. Man lernt die
Kriegstapferkeit gemäßigt ſchätzen, wenn man
ſieht, daß die römiſchen Legionen gerade als
ſie feil, ſchlecht, ſklaviſch und zur Hälfte Frei¬
gelaſſene waren, nehmlich unter dem Triumvi¬
rat, muthiger ſtritten als vorher. Für den un¬
bedeutenden Mordbrenner Katilina ſtritten und
ſtarben die Bürger bis auf den letzten Mann
und nur Sklaven wurden gefangen.“ —
Dieſe Rede drückte ein heißes Siegel auf
Albano's Mund; es ſchien ordentlich als er¬
rathe ihn der Vater und mache ſich die alte
Freude, wie ein Schickſal einen Enthuſiasmus
zu erkälten und Erwartungen Lügen zu ſtrafen,
ſogar trübe. Der beleidigte, ſich ſelber aus¬
brennende Geiſt blieb nun feſt vor Gaſpard und
Bouverot zugedeckt.
Aber ſeinem Dian zeigt' er alles am Mor¬
gen darauf; er wußte, wie dieſer mit dem Ar¬
me eines Künſtlers und Jünglings zugleich die
Freiheitsfahne trug und ſchwang, und darum
brach er vor ihm das dunkle Siegel ſeines bis¬
herigen Trübſinns auf. Er geſtand dem ge¬
liebteſten Lehrer den großgewachſenen Vorſatz,
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/73>, abgerufen am 21.11.2024.
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