Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.wider Willen der Liane ähnlicher, mit deren Albano merkte ihre Veränderung; die rei¬ wider Willen der Liane ähnlicher, mit deren Albano merkte ihre Veränderung; die rei¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="72"/> wider Willen der Liane ähnlicher, mit deren<lb/> Taubengefieder ſie ſich anfangs nur weiß ſchmü¬<lb/> cken wollen — der glänzende Sonnenregenbo¬<lb/> gen wurde ein Mondregenbogen — ſie warf<lb/> mit ihren ſtarken Kräften die Hälfte ihres vo¬<lb/> rigen Selbſtes weg, die Putz-, Kunſt- und Ge¬<lb/> fallſucht — und ſie wurde heftig getroffen,<lb/> wenn eine Römerin mit ſüdlicher Lebhaftigkeit<lb/> oft hinter dem vorbeigehenden Grafen ausrief:<lb/> wie ſchön er iſt! — Schwer wurde ſie für ihr<lb/> früheres muthwilliges Luſtſpiel mit fremden<lb/> Herzen und Leiden gezüchtigt durch das eigne;<lb/> aber in ſolchen dunkeln Tagen wurzelt eben die<lb/> Liebe mehr, wie man Bäume am beſten an<lb/> wolkigen impft.</p><lb/> <p>Albano merkte ihre Veränderung; die rei¬<lb/> zende Schwermuth ihres ſonſt kräftigen Ge¬<lb/> ſichts, dieſer Niederſchein ihres ſtillen Nebels,<lb/> bewegte ihn zur theilnehmenden Frage über<lb/> ihr Glück. Sie antwortete immer ſo verwor¬<lb/> ren und verwirrend — zuweilen ſogar bei Al¬<lb/> bano's Scharfſinn mit dem Glauben an deſſen<lb/> Verſtellung und Bosheit — daß ſie ihn in den<lb/> ſonderbarſten Irrthum führte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0084]
wider Willen der Liane ähnlicher, mit deren
Taubengefieder ſie ſich anfangs nur weiß ſchmü¬
cken wollen — der glänzende Sonnenregenbo¬
gen wurde ein Mondregenbogen — ſie warf
mit ihren ſtarken Kräften die Hälfte ihres vo¬
rigen Selbſtes weg, die Putz-, Kunſt- und Ge¬
fallſucht — und ſie wurde heftig getroffen,
wenn eine Römerin mit ſüdlicher Lebhaftigkeit
oft hinter dem vorbeigehenden Grafen ausrief:
wie ſchön er iſt! — Schwer wurde ſie für ihr
früheres muthwilliges Luſtſpiel mit fremden
Herzen und Leiden gezüchtigt durch das eigne;
aber in ſolchen dunkeln Tagen wurzelt eben die
Liebe mehr, wie man Bäume am beſten an
wolkigen impft.
Albano merkte ihre Veränderung; die rei¬
zende Schwermuth ihres ſonſt kräftigen Ge¬
ſichts, dieſer Niederſchein ihres ſtillen Nebels,
bewegte ihn zur theilnehmenden Frage über
ihr Glück. Sie antwortete immer ſo verwor¬
ren und verwirrend — zuweilen ſogar bei Al¬
bano's Scharfſinn mit dem Glauben an deſſen
Verſtellung und Bosheit — daß ſie ihn in den
ſonderbarſten Irrthum führte.
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