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Perthes, Friedrich Christoph: Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer deutschen Literatur. 1816.

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Ort und keinen Stand, beym Vertrieb der Schriften
unbeachtet zu lassen.

Dadurch ist entstanden, daß wir eine allge¬
meine deutsche Literatur haben, während Frankreich
und auch England nur noch eine Pariser und Londner
haben. So geschieht, daß während in jenen Ländern
außer den Hauptstädten kein großer Schriftsteller mehr
gedeiht, in Deutschland in Hunderten von Städten
und Oertern die herrlichsten Geistesblüthen und tief¬
sten Erforschungen entspringen; daß, während man
in London nur schwer Bücher aus Oxford, Cam¬
bridge und Edinburg findet, vergebens in Paris nach
Büchern aus Bourdeaux, Lyon und Montpellier
fragt und sucht, in Deutschland an vielen Orten und
nicht allein in Haupt- und Residenzstädten Buchhand¬
lungen getroffen werden, in welchen und durch welche
man sich die Literatur der ganzen gebildeten Welt
zu eigen machen kann.

§. 6.

Hieraus entspringen folgerecht nachstehende An¬
sprüche an den deutschen Buchhandel;

anständige Gestalt und correcter Druck der er¬
scheinenden Schriften und Werke;
gerechte und ehrenhafte Behandlung und Ent¬
schädigung der Autoren zur Bewahrung ihrer
geistigen Würde und Freyheit;

Ort und keinen Stand, beym Vertrieb der Schriften
unbeachtet zu laſſen.

Dadurch iſt entſtanden, daß wir eine allge¬
meine deutſche Literatur haben, waͤhrend Frankreich
und auch England nur noch eine Pariſer und Londner
haben. So geſchieht, daß waͤhrend in jenen Laͤndern
außer den Hauptſtaͤdten kein großer Schriftſteller mehr
gedeiht, in Deutſchland in Hunderten von Staͤdten
und Oertern die herrlichſten Geiſtesbluͤthen und tief¬
ſten Erforſchungen entſpringen; daß, waͤhrend man
in London nur ſchwer Buͤcher aus Oxford, Cam¬
bridge und Edinburg findet, vergebens in Paris nach
Buͤchern aus Bourdeaux, Lyon und Montpellier
fragt und ſucht, in Deutſchland an vielen Orten und
nicht allein in Haupt- und Reſidenzſtaͤdten Buchhand¬
lungen getroffen werden, in welchen und durch welche
man ſich die Literatur der ganzen gebildeten Welt
zu eigen machen kann.

§. 6.

Hieraus entſpringen folgerecht nachſtehende An¬
ſpruͤche an den deutſchen Buchhandel;

anſtaͤndige Geſtalt und correcter Druck der er¬
ſcheinenden Schriften und Werke;
gerechte und ehrenhafte Behandlung und Ent¬
ſchaͤdigung der Autoren zur Bewahrung ihrer
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[9/0015] Ort und keinen Stand, beym Vertrieb der Schriften unbeachtet zu laſſen. Dadurch iſt entſtanden, daß wir eine allge¬ meine deutſche Literatur haben, waͤhrend Frankreich und auch England nur noch eine Pariſer und Londner haben. So geſchieht, daß waͤhrend in jenen Laͤndern außer den Hauptſtaͤdten kein großer Schriftſteller mehr gedeiht, in Deutſchland in Hunderten von Staͤdten und Oertern die herrlichſten Geiſtesbluͤthen und tief¬ ſten Erforſchungen entſpringen; daß, waͤhrend man in London nur ſchwer Buͤcher aus Oxford, Cam¬ bridge und Edinburg findet, vergebens in Paris nach Buͤchern aus Bourdeaux, Lyon und Montpellier fragt und ſucht, in Deutſchland an vielen Orten und nicht allein in Haupt- und Reſidenzſtaͤdten Buchhand¬ lungen getroffen werden, in welchen und durch welche man ſich die Literatur der ganzen gebildeten Welt zu eigen machen kann. §. 6. Hieraus entſpringen folgerecht nachſtehende An¬ ſpruͤche an den deutſchen Buchhandel; anſtaͤndige Geſtalt und correcter Druck der er¬ ſcheinenden Schriften und Werke; gerechte und ehrenhafte Behandlung und Ent¬ ſchaͤdigung der Autoren zur Bewahrung ihrer geiſtigen Wuͤrde und Freyheit;

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Zitationshilfe: Perthes, Friedrich Christoph: Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer deutschen Literatur. 1816, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/perthes_buchhandel_1816/15>, abgerufen am 03.12.2024.