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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Studio in der Theologie.
§. XXX.

So sehr aber die Lutheraner die Gewis-Die Luthe-
raner dene-
giren
denen
Reformirten
die Gewissens
Freyheit.

sens-Freyheit vertheydiget/ so wenig observirten sie ihre
Lehre in Ansehen der Reformirten. Kaum hatten sie den
Religions-Frieden erlanget, so wolten sie die Reformirten
davon ausgeschlossen wissen. (a) Der Westphälische Frie-
de machte diesen ärgerlichen Beginnen endlich ein Ende. (b)
Wie führten sich die Reformirte in Holland gegen die Re-
monstrant
en auff? Man muß recht des tollen Beginnens
lachen/ wenn man die Sache mit ohnpartheyischen Augen
ansiehet. Jch übergehe andere Secten mit willen. So
viel erinnere nur/ daß dieser Fehler unter denen Protestiren-
den noch nicht ausgerottet. Er klebet ihnen noch ziemlicher
massen an. Man solte sich aber schämen/ daß man noch da-
mit behafftet/ und gleich wohl bereits das andere Jubilaeum,
nach der Reformation erschienen.

§. XXXI.
(a) Dieses ist aber nicht der Religion selbsten, sondern einigen Ketzer-Wird mit meh-
rern erwiesen.

macherischen Theologis zuzuschreiben. Wie ungerechte Meynungen
diese geheget kan man aus Dedekenni Consil. Tom. I. P. I. lib. III. sect. 3.
sq.
abnehmen. Man fragte ob die Reformirten des Religions-Frie-
dens, und also der Gewissens-Freyheit solten theilhafftig seyn? Diese
wolten ihnen die Augspurgischen Confessions-Verwandten nicht zuge-
stehen. Man lese was bey Dedekenno cit loc. sect. VI. stehet. Selbst
die Juristen raisonirten so albern. Ja so gar Carpzovius hat sich so
greulich vergangen, daß er vorgegeben, die Reformirten, wenn sie durch
kein Vermahnen zur orthodoxen Religion gebracht werden könten,
solte man sie verjagen.
(b) Art. VII, §. 1. Hier wurde geordnet, daß die Reformirten alle Rech-Die Gewissens
Freyheit er-
halten die
Reformirten.

te und Wohlthaten die denen Catholischen und Augspurgischen Con-
fessions-
Verwandten zustehen, geniesen solten. Es hielte aber hart,
ehe die Lutheraner solches einräumeten. Die Papisten freueten sich
recht über solche Uneinigkeit. Pfanner in hist. pac. Westphal. und an-
dere, handeln mit mehrerm hievon. Vornehmlich ware Sachsen auf
Anstifften seines Hoff-Predigers Welleri darwieder. vid. Puffendorff
de rebus Brand. lib. II. §. 69.
Studio in der Theologie.
§. XXX.

So ſehr aber die Lutheraner die Gewiſ-Die Luthe-
raner dene-
giren
denen
Reformirten
die Gewiſſens
Freyheit.

ſens-Freyheit vertheydiget/ ſo wenig obſervirten ſie ihre
Lehre in Anſehen der Reformirten. Kaum hatten ſie den
Religions-Frieden erlanget, ſo wolten ſie die Reformirten
davon ausgeſchloſſen wiſſen. (a) Der Weſtphaͤliſche Frie-
de machte dieſen aͤrgerlichen Beginnen endlich ein Ende. (b)
Wie fuͤhrten ſich die Reformirte in Holland gegen die Re-
monſtrant
en auff? Man muß recht des tollen Beginnens
lachen/ wenn man die Sache mit ohnpartheyiſchen Augen
anſiehet. Jch uͤbergehe andere Secten mit willen. So
viel erinnere nur/ daß dieſer Fehler unter denen Proteſtiren-
den noch nicht ausgerottet. Er klebet ihnen noch ziemlicher
maſſen an. Man ſolte ſich aber ſchaͤmen/ daß man noch da-
mit behafftet/ und gleich wohl bereits das andere Jubilæum,
nach der Reformation erſchienen.

§. XXXI.
(a) Dieſes iſt aber nicht der Religion ſelbſten, ſondern einigen Ketzer-Wird mit meh-
rern erwieſen.

macheriſchen Theologis zuzuſchreiben. Wie ungerechte Meynungen
dieſe geheget kan man aus Dedekenni Conſil. Tom. I. P. I. lib. III. ſect. 3.
ſq.
abnehmen. Man fragte ob die Reformirten des Religions-Frie-
dens, und alſo der Gewiſſens-Freyheit ſolten theilhafftig ſeyn? Dieſe
wolten ihnen die Augſpurgiſchen Confeſſions-Verwandten nicht zuge-
ſtehen. Man leſe was bey Dedekenno cit loc. ſect. VI. ſtehet. Selbſt
die Juriſten raiſonirten ſo albern. Ja ſo gar Carpzovius hat ſich ſo
greulich vergangen, daß er vorgegeben, die Reformirten, wenn ſie durch
kein Vermahnen zur orthodoxen Religion gebracht werden koͤnten,
ſolte man ſie verjagen.
(b) Art. VII, §. 1. Hier wurde geordnet, daß die Reformirten alle Rech-Die Gewiſſens
Freyheit er-
halten die
Reformirten.

te und Wohlthaten die denen Catholiſchen und Augſpurgiſchen Con-
feſſions-
Verwandten zuſtehen, genieſen ſolten. Es hielte aber hart,
ehe die Lutheraner ſolches einraͤumeten. Die Papiſten freueten ſich
recht uͤber ſolche Uneinigkeit. Pfanner in hiſt. pac. Weſtphal. und an-
dere, handeln mit mehrerm hievon. Vornehmlich ware Sachſen auf
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de rebus Brand. lib. II. §. 69.
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[39/0058] Studio in der Theologie. §. XXX. So ſehr aber die Lutheraner die Gewiſ- ſens-Freyheit vertheydiget/ ſo wenig obſervirten ſie ihre Lehre in Anſehen der Reformirten. Kaum hatten ſie den Religions-Frieden erlanget, ſo wolten ſie die Reformirten davon ausgeſchloſſen wiſſen. (a) Der Weſtphaͤliſche Frie- de machte dieſen aͤrgerlichen Beginnen endlich ein Ende. (b) Wie fuͤhrten ſich die Reformirte in Holland gegen die Re- monſtranten auff? Man muß recht des tollen Beginnens lachen/ wenn man die Sache mit ohnpartheyiſchen Augen anſiehet. Jch uͤbergehe andere Secten mit willen. So viel erinnere nur/ daß dieſer Fehler unter denen Proteſtiren- den noch nicht ausgerottet. Er klebet ihnen noch ziemlicher maſſen an. Man ſolte ſich aber ſchaͤmen/ daß man noch da- mit behafftet/ und gleich wohl bereits das andere Jubilæum, nach der Reformation erſchienen. Die Luthe- raner dene- giren denen Reformirten die Gewiſſens Freyheit. §. XXXI. (a) Dieſes iſt aber nicht der Religion ſelbſten, ſondern einigen Ketzer- macheriſchen Theologis zuzuſchreiben. Wie ungerechte Meynungen dieſe geheget kan man aus Dedekenni Conſil. Tom. I. P. I. lib. III. ſect. 3. ſq. abnehmen. Man fragte ob die Reformirten des Religions-Frie- dens, und alſo der Gewiſſens-Freyheit ſolten theilhafftig ſeyn? Dieſe wolten ihnen die Augſpurgiſchen Confeſſions-Verwandten nicht zuge- ſtehen. Man leſe was bey Dedekenno cit loc. ſect. VI. ſtehet. Selbſt die Juriſten raiſonirten ſo albern. Ja ſo gar Carpzovius hat ſich ſo greulich vergangen, daß er vorgegeben, die Reformirten, wenn ſie durch kein Vermahnen zur orthodoxen Religion gebracht werden koͤnten, ſolte man ſie verjagen. (b) Art. VII, §. 1. Hier wurde geordnet, daß die Reformirten alle Rech- te und Wohlthaten die denen Catholiſchen und Augſpurgiſchen Con- feſſions-Verwandten zuſtehen, genieſen ſolten. Es hielte aber hart, ehe die Lutheraner ſolches einraͤumeten. Die Papiſten freueten ſich recht uͤber ſolche Uneinigkeit. Pfanner in hiſt. pac. Weſtphal. und an- dere, handeln mit mehrerm hievon. Vornehmlich ware Sachſen auf Anſtifften ſeines Hoff-Predigers Welleri darwieder. vid. Puffendorff de rebus Brand. lib. II. §. 69.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/58>, abgerufen am 24.11.2024.