Bär. Du sollt deren noch recht viele haben; ich freue mich wie ein Kind darauf. Du bist denn auch nicht mehr bös, wenn ich munter und lustig heim komme; ich will dir den Wochenlohn alle- mal bis auf den Kreuzer heimbringen, so bald ich ihn haben werde. Es würde mich nicht mehr freuen zu leben, wenn ich nicht hoffen dürfte, es werde auch noch eine Zeit kommen, in der du mit Freuden denken werdest, du habest doch einen braven Mann. Wenn schon dein Güttlein in meinen armen Händen so stark abgenommen hat. Verzeih mir's, wills Gott bring ich noch was rechtes davon wieder ein.
Frau. Dein guter Muth machet mir Freu- de; aber ich denke und fürchte doch immer, es sey Liederlichkeit.
Bär. Was versäume ich dann? oder was verthue ich!
Frau. Ich sage das eben nicht: aber es ist dir nie schwer, wenn schon kein Brod da ist.
Bär. Aber kommt denn Brod, wenn ich mich gräme?
Frau. Ich kann's in Gottes Namen nicht ändern, mir ist einmal immer schwer.
Bär. Fasse Muth, Frau! und muntre dich auf, es wird dir wohl auch wieder leichter werden.
Frau. Ja, jezt hast du auch keinen ganzen Rock am Montag ins Schloß.
Bär.
Baͤr. Du ſollt deren noch recht viele haben; ich freue mich wie ein Kind darauf. Du biſt denn auch nicht mehr boͤs, wenn ich munter und luſtig heim komme; ich will dir den Wochenlohn alle- mal bis auf den Kreuzer heimbringen, ſo bald ich ihn haben werde. Es wuͤrde mich nicht mehr freuen zu leben, wenn ich nicht hoffen duͤrfte, es werde auch noch eine Zeit kommen, in der du mit Freuden denken werdeſt, du habeſt doch einen braven Mann. Wenn ſchon dein Guͤttlein in meinen armen Haͤnden ſo ſtark abgenommen hat. Verzeih mir’s, wills Gott bring ich noch was rechtes davon wieder ein.
Frau. Dein guter Muth machet mir Freu- de; aber ich denke und fuͤrchte doch immer, es ſey Liederlichkeit.
Baͤr. Was verſaͤume ich dann? oder was verthue ich!
Frau. Ich ſage das eben nicht: aber es iſt dir nie ſchwer, wenn ſchon kein Brod da iſt.
Baͤr. Aber kommt denn Brod, wenn ich mich graͤme?
Frau. Ich kann’s in Gottes Namen nicht aͤndern, mir iſt einmal immer ſchwer.
Baͤr. Faſſe Muth, Frau! und muntre dich auf, es wird dir wohl auch wieder leichter werden.
Frau. Ja, jezt haſt du auch keinen ganzen Rock am Montag ins Schloß.
Baͤr.
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Baͤr. Du ſollt deren noch recht viele haben;
ich freue mich wie ein Kind darauf. Du biſt denn
auch nicht mehr boͤs, wenn ich munter und luſtig
heim komme; ich will dir den Wochenlohn alle-
mal bis auf den Kreuzer heimbringen, ſo bald ich
ihn haben werde. Es wuͤrde mich nicht mehr freuen
zu leben, wenn ich nicht hoffen duͤrfte, es werde auch
noch eine Zeit kommen, in der du mit Freuden
denken werdeſt, du habeſt doch einen braven Mann.
Wenn ſchon dein Guͤttlein in meinen armen Haͤnden
ſo ſtark abgenommen hat. Verzeih mir’s, wills
Gott bring ich noch was rechtes davon wieder ein.
Frau. Dein guter Muth machet mir Freu-
de; aber ich denke und fuͤrchte doch immer, es ſey
Liederlichkeit.
Baͤr. Was verſaͤume ich dann? oder was
verthue ich!
Frau. Ich ſage das eben nicht: aber es iſt
dir nie ſchwer, wenn ſchon kein Brod da iſt.
Baͤr. Aber kommt denn Brod, wenn ich mich
graͤme?
Frau. Ich kann’s in Gottes Namen nicht
aͤndern, mir iſt einmal immer ſchwer.
Baͤr. Faſſe Muth, Frau! und muntre dich
auf, es wird dir wohl auch wieder leichter werden.
Frau. Ja, jezt haſt du auch keinen ganzen
Rock am Montag ins Schloß.
Baͤr.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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