[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.Kinder redeten alle mit Thränen von der grossen Eben jezt öffnet Niclas die Thüre -- sieht die Der Rudi aber, der ihn sieht, denkt, der Lien- Rudi. Das macht nichts, wenn du zu ihm Niclas. Laß ihn doch nur ein wenig zu mir Rudi. Es ist ja so kalt, und er geht nicht gern Niclas. Ich mag nicht hinein, Rudi! laß Ich mag's wohl leiden, antwortete der Rudi, Niclas Q 2
Kinder redeten alle mit Thraͤnen von der groſſen Eben jezt oͤffnet Niclas die Thuͤre — ſieht die Der Rudi aber, der ihn ſieht, denkt, der Lien- Rudi. Das macht nichts, wenn du zu ihm Niclas. Laß ihn doch nur ein wenig zu mir Rudi. Es iſt ja ſo kalt, und er geht nicht gern Niclas. Ich mag nicht hinein, Rudi! laß Ich mag’s wohl leiden, antwortete der Rudi, Niclas Q 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="243"/> Kinder redeten alle mit Thraͤnen von der groſſen<lb/> Treue und Liebe, die die Verſtorbene ihnen im Leben<lb/> erzeigt hatte; ſie weinten uͤber ihrem letzten Kum-<lb/> mer wegen den Erdaͤpfeln, und verſprachen vor dem<lb/> offenen Sarg dem lieben Gott im Himmel, in kei-<lb/> ner Noth, auch wenn ſie noch ſo ſehr hungern wuͤr-<lb/> den, keinem Menſchen mehr etwas zu ſtehlen.</p><lb/> <p>Eben jezt oͤffnet Niclas die Thuͤre — ſieht die<lb/> Geſtorbene — erſchrickt — und laͤuft wieder aus<lb/> der Stube.</p><lb/> <p>Der Rudi aber, der ihn ſieht, denkt, der Lien-<lb/> hard wolle ihm etwas ſagen laſſen, laͤuft dem Kna-<lb/> ben nach, und fragt ihn, was er wolle? Nichts,<lb/> nichts, antwortete Niclas! nur zu dem Rudeli hab<lb/> ich wollen; aber er betet jezt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Rudi.</hi> Das macht nichts, wenn du zu ihm<lb/> willſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Niclas.</hi> Laß ihn doch nur ein wenig zu mir<lb/> auf die Gaſſe.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Rudi.</hi> Es iſt ja ſo kalt, und er geht nicht gern<lb/> von der Großmutter weg. Komm doch zu ihm in<lb/> die Stube.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Niclas.</hi> Ich mag nicht hinein, Rudi! laß<lb/> ihn doch nur einen Augenblick zu mir herauskom-<lb/> men.</p><lb/> <p>Ich mag’s wohl leiden, antwortete der Rudi,<lb/> und geht zuruͤck nach der Stube.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Niclas</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0268]
Kinder redeten alle mit Thraͤnen von der groſſen
Treue und Liebe, die die Verſtorbene ihnen im Leben
erzeigt hatte; ſie weinten uͤber ihrem letzten Kum-
mer wegen den Erdaͤpfeln, und verſprachen vor dem
offenen Sarg dem lieben Gott im Himmel, in kei-
ner Noth, auch wenn ſie noch ſo ſehr hungern wuͤr-
den, keinem Menſchen mehr etwas zu ſtehlen.
Eben jezt oͤffnet Niclas die Thuͤre — ſieht die
Geſtorbene — erſchrickt — und laͤuft wieder aus
der Stube.
Der Rudi aber, der ihn ſieht, denkt, der Lien-
hard wolle ihm etwas ſagen laſſen, laͤuft dem Kna-
ben nach, und fragt ihn, was er wolle? Nichts,
nichts, antwortete Niclas! nur zu dem Rudeli hab
ich wollen; aber er betet jezt.
Rudi. Das macht nichts, wenn du zu ihm
willſt.
Niclas. Laß ihn doch nur ein wenig zu mir
auf die Gaſſe.
Rudi. Es iſt ja ſo kalt, und er geht nicht gern
von der Großmutter weg. Komm doch zu ihm in
die Stube.
Niclas. Ich mag nicht hinein, Rudi! laß
ihn doch nur einen Augenblick zu mir herauskom-
men.
Ich mag’s wohl leiden, antwortete der Rudi,
und geht zuruͤck nach der Stube.
Niclas
Q 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |