Da entfernte Gertrud ihre Kinder, und Lien- hard hüllte sein Antlitz in ihren Schoos, und konnte nicht reden! --
Auch Gertrud schwieg eine Weile -- und lehnte sich in stiller Wehmuth an ihren Mann, der im- mer mehr weinte und schluchzte, und sich ängstigte auf ihrem Schoosse.
Indessen sammelte Gertrud alle ihre Stärke, und faßte Muth, nun an ihn zu dringen, daß er seine Kinder nicht ferner diesem Unglück und Elend aussetzte.
Gertrud war fromm -- und glaubte an Gott -- und ehe sie redete, betete sie still für ihren Mann und für ihre Kinder, und ihr Herz war sichtbar- lich heiterer; da sagte sie:
Lienhard trau auf Gottes Erbarmen, und fasse doch Muth -- ganz recht zu thun --
O Gertrud, Gertrud! -- sagte Lienhard, und weinte, und seine Thränen flossen in Strömen --
O mein Lieber! fasse Muth, sagte Gertrud, und glaube an deinen Vater im Himmel, so wird alles wieder besser gehen. Es gehet mir ans Herz, daß ich dich weinen mache. Mein Lieber! -- ich wollte dir gern jeden Kummer verschweigen, -- du weissest, an deiner Seite sättigt mich Wasser und Brod, und die stille Mitternachtsstunde ist mir viel und oft frohe Arbeitsstunde, -- für dich und meine Kinder. Aber, mein Lieber! wenn ich dir
meine
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Da entfernte Gertrud ihre Kinder, und Lien- hard huͤllte ſein Antlitz in ihren Schoos, und konnte nicht reden! —
Auch Gertrud ſchwieg eine Weile — und lehnte ſich in ſtiller Wehmuth an ihren Mann, der im- mer mehr weinte und ſchluchzte, und ſich aͤngſtigte auf ihrem Schooſſe.
Indeſſen ſammelte Gertrud alle ihre Staͤrke, und faßte Muth, nun an ihn zu dringen, daß er ſeine Kinder nicht ferner dieſem Ungluͤck und Elend ausſetzte.
Gertrud war fromm — und glaubte an Gott — und ehe ſie redete, betete ſie ſtill fuͤr ihren Mann und fuͤr ihre Kinder, und ihr Herz war ſichtbar- lich heiterer; da ſagte ſie:
Lienhard trau auf Gottes Erbarmen, und faſſe doch Muth — ganz recht zu thun —
O Gertrud, Gertrud! — ſagte Lienhard, und weinte, und ſeine Thraͤnen floſſen in Stroͤmen —
O mein Lieber! faſſe Muth, ſagte Gertrud, und glaube an deinen Vater im Himmel, ſo wird alles wieder beſſer gehen. Es gehet mir ans Herz, daß ich dich weinen mache. Mein Lieber! — ich wollte dir gern jeden Kummer verſchweigen, — du weiſſeſt, an deiner Seite ſaͤttigt mich Waſſer und Brod, und die ſtille Mitternachtsſtunde iſt mir viel und oft frohe Arbeitsſtunde, — fuͤr dich und meine Kinder. Aber, mein Lieber! wenn ich dir
meine
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Da entfernte Gertrud ihre Kinder, und Lien-
hard huͤllte ſein Antlitz in ihren Schoos, und konnte
nicht reden! —
Auch Gertrud ſchwieg eine Weile — und lehnte
ſich in ſtiller Wehmuth an ihren Mann, der im-
mer mehr weinte und ſchluchzte, und ſich aͤngſtigte
auf ihrem Schooſſe.
Indeſſen ſammelte Gertrud alle ihre Staͤrke,
und faßte Muth, nun an ihn zu dringen, daß er
ſeine Kinder nicht ferner dieſem Ungluͤck und Elend
ausſetzte.
Gertrud war fromm — und glaubte an Gott —
und ehe ſie redete, betete ſie ſtill fuͤr ihren Mann
und fuͤr ihre Kinder, und ihr Herz war ſichtbar-
lich heiterer; da ſagte ſie:
Lienhard trau auf Gottes Erbarmen, und faſſe
doch Muth — ganz recht zu thun —
O Gertrud, Gertrud! — ſagte Lienhard, und
weinte, und ſeine Thraͤnen floſſen in Stroͤmen —
O mein Lieber! faſſe Muth, ſagte Gertrud,
und glaube an deinen Vater im Himmel, ſo wird
alles wieder beſſer gehen. Es gehet mir ans Herz,
daß ich dich weinen mache. Mein Lieber! — ich
wollte dir gern jeden Kummer verſchweigen, — du
weiſſeſt, an deiner Seite ſaͤttigt mich Waſſer und
Brod, und die ſtille Mitternachtsſtunde iſt mir
viel und oft frohe Arbeitsſtunde, — fuͤr dich und
meine Kinder. Aber, mein Lieber! wenn ich dir
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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