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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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§. 76.
Der Pfarrer kömmt ins Wirthshaus.

Indessen hatte der nächtliche Lärm alles im Dorfe
aufgeweckt. Auch im Pfarrhause stuhnd alles auf,
denn man vermuthete Unglück.

Und da der Pfarrer nachfragen ließ, was für
ein Lärm sey? bekam er erschreckliche Berichte
über den gräulichen Vorfall.

Und der Pfarrer dachte: er wolle dieses
Schrecken des Vogts, so dumm auch seine Ursache
sey, benutzen, und gieng in der Nacht ins Wirths-
haus.

Blitzschnell verschwanden die Weinkrüge von
allen Tischen, da er kam.

Die Bauern stuhnden auf, und sagten: Will-
kommen, wohlehrwürdiger Herr Pfarrer!

Der Pfarrer dankte, und sagte den Nachbaren:
Es ist brav, daß ihr, wenn ein Unglück begegnet,
so bereit und dienstfertig seyd.

Aber wollt ihr mich jezt eine Weile bey dem
Vogt allein lassen?

Bauern. Es ist unsere Schuldigkeit, wohl-
ehrwürdiger Herr Pfarrer! Wir wünschen euch
eine glückselige Nacht.

Pfar-
U

§. 76.
Der Pfarrer koͤmmt ins Wirthshaus.

Indeſſen hatte der naͤchtliche Laͤrm alles im Dorfe
aufgeweckt. Auch im Pfarrhauſe ſtuhnd alles auf,
denn man vermuthete Ungluͤck.

Und da der Pfarrer nachfragen ließ, was fuͤr
ein Laͤrm ſey? bekam er erſchreckliche Berichte
uͤber den graͤulichen Vorfall.

Und der Pfarrer dachte: er wolle dieſes
Schrecken des Vogts, ſo dumm auch ſeine Urſache
ſey, benutzen, und gieng in der Nacht ins Wirths-
haus.

Blitzſchnell verſchwanden die Weinkruͤge von
allen Tiſchen, da er kam.

Die Bauern ſtuhnden auf, und ſagten: Will-
kommen, wohlehrwuͤrdiger Herr Pfarrer!

Der Pfarrer dankte, und ſagte den Nachbaren:
Es iſt brav, daß ihr, wenn ein Ungluͤck begegnet,
ſo bereit und dienſtfertig ſeyd.

Aber wollt ihr mich jezt eine Weile bey dem
Vogt allein laſſen?

Bauern. Es iſt unſere Schuldigkeit, wohl-
ehrwuͤrdiger Herr Pfarrer! Wir wuͤnſchen euch
eine gluͤckſelige Nacht.

Pfar-
U
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[305/0330] §. 76. Der Pfarrer koͤmmt ins Wirthshaus. Indeſſen hatte der naͤchtliche Laͤrm alles im Dorfe aufgeweckt. Auch im Pfarrhauſe ſtuhnd alles auf, denn man vermuthete Ungluͤck. Und da der Pfarrer nachfragen ließ, was fuͤr ein Laͤrm ſey? bekam er erſchreckliche Berichte uͤber den graͤulichen Vorfall. Und der Pfarrer dachte: er wolle dieſes Schrecken des Vogts, ſo dumm auch ſeine Urſache ſey, benutzen, und gieng in der Nacht ins Wirths- haus. Blitzſchnell verſchwanden die Weinkruͤge von allen Tiſchen, da er kam. Die Bauern ſtuhnden auf, und ſagten: Will- kommen, wohlehrwuͤrdiger Herr Pfarrer! Der Pfarrer dankte, und ſagte den Nachbaren: Es iſt brav, daß ihr, wenn ein Ungluͤck begegnet, ſo bereit und dienſtfertig ſeyd. Aber wollt ihr mich jezt eine Weile bey dem Vogt allein laſſen? Bauern. Es iſt unſere Schuldigkeit, wohl- ehrwuͤrdiger Herr Pfarrer! Wir wuͤnſchen euch eine gluͤckſelige Nacht. Pfar- U

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/330>, abgerufen am 22.11.2024.