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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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und nahm seinen Dazzen in die Händ; aber
fast in eben dem Augenblik stieg es ihm auf,
er sey mit keinem Menschen so treu gewesen,
darum sey ihm auch kein Mensch so gut ge-
blieben, wie dieser Hund; Und nun ver-
schwand die Freude über die Liebe des Hunds:
Er seufzte, und ließ ihm seinen Dazzen fah-
ren. --

§. 31.
Lips Hüni -- ein Wächter.

Die Schelmenbande hatte es schon am
Abend erfahren, daß der Pfarrer ihn
diese Nacht heim lassen wollte; und sie ließen
ihm am Morgen, wenn er wieder zurük
sollte, vor seinem Haus aufpassen, damit
sie sicher wissen und sagen könnten, der Pfar-
rer lasse ihn machen, was er gern wolle,
damit er ihm sage, was er gern höre.

Lips Hüni war der, den sie zum Wächter
stellten; der trank bis am Morgen um 3.
Uhr hinter dem Ofen beym Kalberleder, der
der nächste beym Vogt wohnte, Gebranntes.
Am 3. Uhr machte er sich dann hinter den
Haag, nahe bey des Vogts Thür, und war-
tete so bis um 5. Uhr, da der Vogt heraus
kam. Da kroch er ihm auf allen Vieren

hin-

und nahm ſeinen Dazzen in die Haͤnd; aber
faſt in eben dem Augenblik ſtieg es ihm auf,
er ſey mit keinem Menſchen ſo treu geweſen,
darum ſey ihm auch kein Menſch ſo gut ge-
blieben, wie dieſer Hund; Und nun ver-
ſchwand die Freude uͤber die Liebe des Hunds:
Er ſeufzte, und ließ ihm ſeinen Dazzen fah-
ren. —

§. 31.
Lips Huͤni — ein Waͤchter.

Die Schelmenbande hatte es ſchon am
Abend erfahren, daß der Pfarrer ihn
dieſe Nacht heim laſſen wollte; und ſie ließen
ihm am Morgen, wenn er wieder zuruͤk
ſollte, vor ſeinem Haus aufpaſſen, damit
ſie ſicher wiſſen und ſagen koͤnnten, der Pfar-
rer laſſe ihn machen, was er gern wolle,
damit er ihm ſage, was er gern hoͤre.

Lips Huͤni war der, den ſie zum Waͤchter
ſtellten; der trank bis am Morgen um 3.
Uhr hinter dem Ofen beym Kalberleder, der
der naͤchſte beym Vogt wohnte, Gebranntes.
Am 3. Uhr machte er ſich dann hinter den
Haag, nahe bey des Vogts Thuͤr, und war-
tete ſo bis um 5. Uhr, da der Vogt heraus
kam. Da kroch er ihm auf allen Vieren

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[118/0136] und nahm ſeinen Dazzen in die Haͤnd; aber faſt in eben dem Augenblik ſtieg es ihm auf, er ſey mit keinem Menſchen ſo treu geweſen, darum ſey ihm auch kein Menſch ſo gut ge- blieben, wie dieſer Hund; Und nun ver- ſchwand die Freude uͤber die Liebe des Hunds: Er ſeufzte, und ließ ihm ſeinen Dazzen fah- ren. — §. 31. Lips Huͤni — ein Waͤchter. Die Schelmenbande hatte es ſchon am Abend erfahren, daß der Pfarrer ihn dieſe Nacht heim laſſen wollte; und ſie ließen ihm am Morgen, wenn er wieder zuruͤk ſollte, vor ſeinem Haus aufpaſſen, damit ſie ſicher wiſſen und ſagen koͤnnten, der Pfar- rer laſſe ihn machen, was er gern wolle, damit er ihm ſage, was er gern hoͤre. Lips Huͤni war der, den ſie zum Waͤchter ſtellten; der trank bis am Morgen um 3. Uhr hinter dem Ofen beym Kalberleder, der der naͤchſte beym Vogt wohnte, Gebranntes. Am 3. Uhr machte er ſich dann hinter den Haag, nahe bey des Vogts Thuͤr, und war- tete ſo bis um 5. Uhr, da der Vogt heraus kam. Da kroch er ihm auf allen Vieren hin-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/136>, abgerufen am 21.11.2024.