hatte, theilen, damit sie ihm den Spaß nicht ausbringen."
Endlich befahl der Junker dem Michel, ihm bis übermorgen ein Verzeichnuß zu brin- gen, was von den aus dem Schloß gestoh- lenen Sachen noch im Dorf seye -- Hier- auf entließ er ihn freundlich.
§. 34. Weil er Vater von allen, so hält er zuerst und am stärksten seinen ältesten Buben im Zaum.
Er war kaum fort, so kam der Untervogt Meyer, um dem Junker anzubringen, was er der Schelmenbande, ihm anzubrin- gen versprochen.
Er war aber schon beym grüßen, da der Junker ihm freundlich die Hand both, so steif, angsthaft und verändert, daß dieser in den paar ersten Minuten, da er da stuhnd, merkte, wo er mit ihm zu Hause war, und sich nicht enthalten konnte, zu sich selber zu sagen: Er ist kaum 8 Tag Vogt, und macht schon Maul und Augen, wie wenn er sich innert Jahr und Tag henken könnte, oder Land und Leut verrathen wollte.
Der
hatte, theilen, damit ſie ihm den Spaß nicht ausbringen.“
Endlich befahl der Junker dem Michel, ihm bis uͤbermorgen ein Verzeichnuß zu brin- gen, was von den aus dem Schloß geſtoh- lenen Sachen noch im Dorf ſeye — Hier- auf entließ er ihn freundlich.
§. 34. Weil er Vater von allen, ſo haͤlt er zuerſt und am ſtaͤrkſten ſeinen aͤlteſten Buben im Zaum.
Er war kaum fort, ſo kam der Untervogt Meyer, um dem Junker anzubringen, was er der Schelmenbande, ihm anzubrin- gen verſprochen.
Er war aber ſchon beym gruͤßen, da der Junker ihm freundlich die Hand both, ſo ſteif, angſthaft und veraͤndert, daß dieſer in den paar erſten Minuten, da er da ſtuhnd, merkte, wo er mit ihm zu Hauſe war, und ſich nicht enthalten konnte, zu ſich ſelber zu ſagen: Er iſt kaum 8 Tag Vogt, und macht ſchon Maul und Augen, wie wenn er ſich innert Jahr und Tag henken koͤnnte, oder Land und Leut verrathen wollte.
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hatte, theilen, damit ſie ihm den Spaß nicht
ausbringen.“
Endlich befahl der Junker dem Michel,
ihm bis uͤbermorgen ein Verzeichnuß zu brin-
gen, was von den aus dem Schloß geſtoh-
lenen Sachen noch im Dorf ſeye — Hier-
auf entließ er ihn freundlich.
§. 34.
Weil er Vater von allen, ſo haͤlt
er zuerſt und am ſtaͤrkſten ſeinen
aͤlteſten Buben im Zaum.
Er war kaum fort, ſo kam der Untervogt
Meyer, um dem Junker anzubringen,
was er der Schelmenbande, ihm anzubrin-
gen verſprochen.
Er war aber ſchon beym gruͤßen, da der
Junker ihm freundlich die Hand both, ſo
ſteif, angſthaft und veraͤndert, daß dieſer in
den paar erſten Minuten, da er da ſtuhnd,
merkte, wo er mit ihm zu Hauſe war, und
ſich nicht enthalten konnte, zu ſich ſelber zu
ſagen: Er iſt kaum 8 Tag Vogt, und macht
ſchon Maul und Augen, wie wenn er ſich
innert Jahr und Tag henken koͤnnte, oder
Land und Leut verrathen wollte.
Der
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/145>, abgerufen am 21.11.2024.
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