und mehr, wenn er etwas verfehlt; er lasse sich nicht so behandeln.
Die jungen Pursche antworteten ihm, der Junker thue das nur, ihm zu schonen, weil er gehört, daß er krank sey, und im Bett liege.
Der Flink aber sagte, er solle Vernunft brauchen, und gutwillig thun, was sich nicht ändern lasse.
Aber der Treufaug war wie wüthend, fluchte forthin, daß er nicht so mit sich um- gehen, und sich nicht tragen lasse.
Zulezt ward der Flink müde, und sagte, wenn er nicht gutwillig kommen wolle, so müsse er ihn binden.
Bey Gott, sagte der Treufaug, probier es einer, und rühr mich an, er wird erfah- ren, was ihm begegnet. Ohne ein Wort zu antworten, faßte ihn izt der Flink tüch- tig beym Arm.
Jesus, Jesus -- der Arm thut mir weh, ich will ja kommen, sagte nun der Doktor, saß schluchzend und heulend auf die Trag- bahre, und ließ geduldig seine Bettdeke über sich legen, und sich forttragen.
§. 57.
und mehr, wenn er etwas verfehlt; er laſſe ſich nicht ſo behandeln.
Die jungen Purſche antworteten ihm, der Junker thue das nur, ihm zu ſchonen, weil er gehoͤrt, daß er krank ſey, und im Bett liege.
Der Flink aber ſagte, er ſolle Vernunft brauchen, und gutwillig thun, was ſich nicht aͤndern laſſe.
Aber der Treufaug war wie wuͤthend, fluchte forthin, daß er nicht ſo mit ſich um- gehen, und ſich nicht tragen laſſe.
Zulezt ward der Flink muͤde, und ſagte, wenn er nicht gutwillig kommen wolle, ſo muͤſſe er ihn binden.
Bey Gott, ſagte der Treufaug, probier es einer, und ruͤhr mich an, er wird erfah- ren, was ihm begegnet. Ohne ein Wort zu antworten, faßte ihn izt der Flink tuͤch- tig beym Arm.
Jeſus, Jeſus — der Arm thut mir weh, ich will ja kommen, ſagte nun der Doktor, ſaß ſchluchzend und heulend auf die Trag- bahre, und ließ geduldig ſeine Bettdeke uͤber ſich legen, und ſich forttragen.
§. 57.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0226"n="208"/>
und mehr, wenn er etwas verfehlt; er laſſe<lb/>ſich nicht ſo behandeln.</p><lb/><p>Die jungen Purſche antworteten ihm,<lb/>
der Junker thue das nur, ihm zu ſchonen,<lb/>
weil er gehoͤrt, daß er krank ſey, und im<lb/>
Bett liege.</p><lb/><p>Der Flink aber ſagte, er ſolle Vernunft<lb/>
brauchen, und gutwillig thun, was ſich nicht<lb/>
aͤndern laſſe.</p><lb/><p>Aber der Treufaug war wie wuͤthend,<lb/>
fluchte forthin, daß er nicht ſo mit ſich um-<lb/>
gehen, und ſich nicht tragen laſſe.</p><lb/><p>Zulezt ward der Flink muͤde, und ſagte,<lb/>
wenn er nicht gutwillig kommen wolle, ſo<lb/>
muͤſſe er ihn binden.</p><lb/><p>Bey Gott, ſagte der Treufaug, probier<lb/>
es einer, und ruͤhr mich an, er wird erfah-<lb/>
ren, was ihm begegnet. Ohne ein Wort<lb/>
zu antworten, faßte ihn izt der Flink tuͤch-<lb/>
tig beym Arm.</p><lb/><p>Jeſus, Jeſus — der Arm thut mir weh,<lb/>
ich will ja kommen, ſagte nun der Doktor,<lb/>ſaß ſchluchzend und heulend auf die Trag-<lb/>
bahre, und ließ geduldig ſeine Bettdeke uͤber<lb/>ſich legen, und ſich forttragen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 57.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[208/0226]
und mehr, wenn er etwas verfehlt; er laſſe
ſich nicht ſo behandeln.
Die jungen Purſche antworteten ihm,
der Junker thue das nur, ihm zu ſchonen,
weil er gehoͤrt, daß er krank ſey, und im
Bett liege.
Der Flink aber ſagte, er ſolle Vernunft
brauchen, und gutwillig thun, was ſich nicht
aͤndern laſſe.
Aber der Treufaug war wie wuͤthend,
fluchte forthin, daß er nicht ſo mit ſich um-
gehen, und ſich nicht tragen laſſe.
Zulezt ward der Flink muͤde, und ſagte,
wenn er nicht gutwillig kommen wolle, ſo
muͤſſe er ihn binden.
Bey Gott, ſagte der Treufaug, probier
es einer, und ruͤhr mich an, er wird erfah-
ren, was ihm begegnet. Ohne ein Wort
zu antworten, faßte ihn izt der Flink tuͤch-
tig beym Arm.
Jeſus, Jeſus — der Arm thut mir weh,
ich will ja kommen, ſagte nun der Doktor,
ſaß ſchluchzend und heulend auf die Trag-
bahre, und ließ geduldig ſeine Bettdeke uͤber
ſich legen, und ſich forttragen.
§. 57.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/226>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.