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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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er ihn vor 20. Jahren so in die Büchersa-
chen hineingeführt.

Wußte der Magister Heiligerzahn, daß
du ein Strumpfweber warst? sagte izt der
Pfarrer.

Ja, erwiederte der Hartknopf. -- Und
der Pfarrer: So hatte er unrecht. Man
muß jedermann bey seinem Handwerk las-
sen, und der Mensch muß nie in Sachen
hineingehen, die gar zu ungleich sind mit
denen, die er in seiner Jugend gelernt, und
durch die er sein Brod suchen muß. Denk
izt nur selber, wenn du ein fleißiger brafer
Strümpfweber geblieben wärst, und deinen
Kopf immer recht warm bey deinem Stuhl
und Garn gehabt hättest, wärst du nicht
viel ehrlicher, viel wohlhabender, viel zu-
friedner, und an Leib und Seel gesünder als
du izt bist, mit allem dem dummen papier-
nen Kram, den du im Kopf hast?

Auch noch dieß sagte er zu ihm: Hart-
knopf! Nicht wissen und nicht verstehen
wollen, was einem zu hoch ist, dabey bleibts
einem wohl. Man singt dann ruhig sein
Glaubenslied, und kömmt heiter zum Grab,
und wer am meisten weißt, weißt immer,
daß er fast nichts weiß.

Der Hartknopf war izt in einer Lag, daß
diese Reden Eingang fanden, und sagte auf

die

er ihn vor 20. Jahren ſo in die Buͤcherſa-
chen hineingefuͤhrt.

Wußte der Magiſter Heiligerzahn, daß
du ein Strumpfweber warſt? ſagte izt der
Pfarrer.

Ja, erwiederte der Hartknopf. — Und
der Pfarrer: So hatte er unrecht. Man
muß jedermann bey ſeinem Handwerk laſ-
ſen, und der Menſch muß nie in Sachen
hineingehen, die gar zu ungleich ſind mit
denen, die er in ſeiner Jugend gelernt, und
durch die er ſein Brod ſuchen muß. Denk
izt nur ſelber, wenn du ein fleißiger brafer
Struͤmpfweber geblieben waͤrſt, und deinen
Kopf immer recht warm bey deinem Stuhl
und Garn gehabt haͤtteſt, waͤrſt du nicht
viel ehrlicher, viel wohlhabender, viel zu-
friedner, und an Leib und Seel geſuͤnder als
du izt biſt, mit allem dem dummen papier-
nen Kram, den du im Kopf haſt?

Auch noch dieß ſagte er zu ihm: Hart-
knopf! Nicht wiſſen und nicht verſtehen
wollen, was einem zu hoch iſt, dabey bleibts
einem wohl. Man ſingt dann ruhig ſein
Glaubenslied, und koͤmmt heiter zum Grab,
und wer am meiſten weißt, weißt immer,
daß er faſt nichts weiß.

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dieſe Reden Eingang fanden, und ſagte auf

die
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[238/0256] er ihn vor 20. Jahren ſo in die Buͤcherſa- chen hineingefuͤhrt. Wußte der Magiſter Heiligerzahn, daß du ein Strumpfweber warſt? ſagte izt der Pfarrer. Ja, erwiederte der Hartknopf. — Und der Pfarrer: So hatte er unrecht. Man muß jedermann bey ſeinem Handwerk laſ- ſen, und der Menſch muß nie in Sachen hineingehen, die gar zu ungleich ſind mit denen, die er in ſeiner Jugend gelernt, und durch die er ſein Brod ſuchen muß. Denk izt nur ſelber, wenn du ein fleißiger brafer Struͤmpfweber geblieben waͤrſt, und deinen Kopf immer recht warm bey deinem Stuhl und Garn gehabt haͤtteſt, waͤrſt du nicht viel ehrlicher, viel wohlhabender, viel zu- friedner, und an Leib und Seel geſuͤnder als du izt biſt, mit allem dem dummen papier- nen Kram, den du im Kopf haſt? Auch noch dieß ſagte er zu ihm: Hart- knopf! Nicht wiſſen und nicht verſtehen wollen, was einem zu hoch iſt, dabey bleibts einem wohl. Man ſingt dann ruhig ſein Glaubenslied, und koͤmmt heiter zum Grab, und wer am meiſten weißt, weißt immer, daß er faſt nichts weiß. Der Hartknopf war izt in einer Lag, daß dieſe Reden Eingang fanden, und ſagte auf die

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/256>, abgerufen am 21.11.2024.