die Lezte selbst, er wollte freylich izt gern, er wäre bey seinem Handwerk geblieben, und hätte sich keiner Sache nichts angenommen, und mehr solche Worte, die vor zweymal 24. Stunden niemand vermuthet hätte, daß sie einem Mann zum Maul heraus kommen würden, der sich mehr eingebildet zu wis- sen, als sieben Pfarrer.
§. 66. Auch neben dem Treufaug ist er weise.
Der gute Pfarrer hatte alle Hände voll zu thun, die Umstände zu nüzen, die izt günstig waren, allerhand Wahrheiten ans Licht zu bringen, die lange verborgen waren.
Morndeß kam der Treufaug laut Abrede zu ihm zum Mittagessen. Es gieng ihm izt wie dem Hartknopf -- es ließ ihn jedermann gehen und stehen, viele spotteten seiner noch. Er war sein Lebtag immer gewohnt, seine Stube voll Leute zu haben, die, wenn sie auch nichts wollten, zulezt doch mit ihm spracheten; und er hatte todt- lange Zeit, daß ihn izt jederman allein ließ. Der Pfarrer gab ihm vom allerbesten, den
er
die Lezte ſelbſt, er wollte freylich izt gern, er waͤre bey ſeinem Handwerk geblieben, und haͤtte ſich keiner Sache nichts angenommen, und mehr ſolche Worte, die vor zweymal 24. Stunden niemand vermuthet haͤtte, daß ſie einem Mann zum Maul heraus kom̃en wuͤrden, der ſich mehr eingebildet zu wiſ- ſen, als ſieben Pfarrer.
§. 66. Auch neben dem Treufaug iſt er weiſe.
Der gute Pfarrer hatte alle Haͤnde voll zu thun, die Umſtaͤnde zu nuͤzen, die izt guͤnſtig waren, allerhand Wahrheiten ans Licht zu bringen, die lange verborgen waren.
Morndeß kam der Treufaug laut Abrede zu ihm zum Mittageſſen. Es gieng ihm izt wie dem Hartknopf — es ließ ihn jedermann gehen und ſtehen, viele ſpotteten ſeiner noch. Er war ſein Lebtag immer gewohnt, ſeine Stube voll Leute zu haben, die, wenn ſie auch nichts wollten, zulezt doch mit ihm ſpracheten; und er hatte todt- lange Zeit, daß ihn izt jederman allein ließ. Der Pfarrer gab ihm vom allerbeſten, den
er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0257"n="239"/>
die Lezte ſelbſt, er wollte freylich izt gern,<lb/>
er waͤre bey ſeinem Handwerk geblieben, und<lb/>
haͤtte ſich keiner Sache nichts angenommen,<lb/>
und mehr ſolche Worte, die vor zweymal<lb/>
24. Stunden niemand vermuthet haͤtte, daß<lb/>ſie einem Mann zum Maul heraus kom̃en<lb/>
wuͤrden, der ſich mehr eingebildet zu wiſ-<lb/>ſen, als ſieben Pfarrer.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 66.<lb/>
Auch neben dem Treufaug iſt<lb/>
er weiſe.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er gute Pfarrer hatte alle Haͤnde voll<lb/>
zu thun, die Umſtaͤnde zu nuͤzen, die<lb/>
izt guͤnſtig waren, allerhand Wahrheiten<lb/>
ans Licht zu bringen, die lange verborgen<lb/>
waren.</p><lb/><p>Morndeß kam der Treufaug laut Abrede<lb/>
zu ihm zum Mittageſſen. Es gieng ihm<lb/>
izt wie dem Hartknopf — es ließ ihn<lb/>
jedermann gehen und ſtehen, viele ſpotteten<lb/>ſeiner noch. Er war ſein Lebtag immer<lb/>
gewohnt, ſeine Stube voll Leute zu haben,<lb/>
die, wenn ſie auch nichts wollten, zulezt<lb/>
doch mit ihm ſpracheten; und er hatte todt-<lb/>
lange Zeit, daß ihn izt jederman allein ließ.<lb/>
Der Pfarrer gab ihm vom allerbeſten, den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">er</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[239/0257]
die Lezte ſelbſt, er wollte freylich izt gern,
er waͤre bey ſeinem Handwerk geblieben, und
haͤtte ſich keiner Sache nichts angenommen,
und mehr ſolche Worte, die vor zweymal
24. Stunden niemand vermuthet haͤtte, daß
ſie einem Mann zum Maul heraus kom̃en
wuͤrden, der ſich mehr eingebildet zu wiſ-
ſen, als ſieben Pfarrer.
§. 66.
Auch neben dem Treufaug iſt
er weiſe.
Der gute Pfarrer hatte alle Haͤnde voll
zu thun, die Umſtaͤnde zu nuͤzen, die
izt guͤnſtig waren, allerhand Wahrheiten
ans Licht zu bringen, die lange verborgen
waren.
Morndeß kam der Treufaug laut Abrede
zu ihm zum Mittageſſen. Es gieng ihm
izt wie dem Hartknopf — es ließ ihn
jedermann gehen und ſtehen, viele ſpotteten
ſeiner noch. Er war ſein Lebtag immer
gewohnt, ſeine Stube voll Leute zu haben,
die, wenn ſie auch nichts wollten, zulezt
doch mit ihm ſpracheten; und er hatte todt-
lange Zeit, daß ihn izt jederman allein ließ.
Der Pfarrer gab ihm vom allerbeſten, den
er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/257>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.