den Haufen Kinder, und fand ihn unter Bon- nals Buben, zween von den schönsten an bey- den Händen haltend. Er winkte ihm, und sagte zu sich selber, wenn er doch nur sein leb- tag so glüklich unter den Kindern seines Volks ist, und niemand so gern am Arm hat als seine Leuthe!
Bald darauf sagte er, es könne jezt ein je- der Hausvater hingehen und von den Bäumen auf dem Wagen so manchen nehmen als ei- ner Kinder habe.
Auf das Wort drängten sich Reiche, Freche, und Geizige vor, geschwind vor den andern die ersten zu seyn, und die schönsten weg zu schnappen, denn wenn schon alles gute Bäu- me waren, und von feinem Obs, so war doch immer ein Unterschied im Alter und an den Wurzeln. Aber der Junker merkte das Lauf- fen, und machte ihm Halt, ehe sie noch am Wagen waren. Als sie still stuhnden, befahl er, sie sollen warten, bis der Claus mit ein paaren die Bäume alle ab dem Wagen genom- men, und sie wie sie ihm in die Hände kom- men, die grössern und die kleinern durch einander an Boden gelegt, und indessen sich auch an ei- ne Reihe stellen, und denn einer nach dem an- dern die Bäume wie sie am Boden liegen und auf einander folgen, jeder die seinen voran wegnehmen.
den Haufen Kinder, und fand ihn unter Bon- nals Buben, zween von den ſchoͤnſten an bey- den Haͤnden haltend. Er winkte ihm, und ſagte zu ſich ſelber, wenn er doch nur ſein leb- tag ſo gluͤklich unter den Kindern ſeines Volks iſt, und niemand ſo gern am Arm hat als ſeine Leuthe!
Bald darauf ſagte er, es koͤnne jezt ein je- der Hausvater hingehen und von den Baͤumen auf dem Wagen ſo manchen nehmen als ei- ner Kinder habe.
Auf das Wort draͤngten ſich Reiche, Freche, und Geizige vor, geſchwind vor den andern die erſten zu ſeyn, und die ſchoͤnſten weg zu ſchnappen, denn wenn ſchon alles gute Baͤu- me waren, und von feinem Obs, ſo war doch immer ein Unterſchied im Alter und an den Wurzeln. Aber der Junker merkte das Lauf- fen, und machte ihm Halt, ehe ſie noch am Wagen waren. Als ſie ſtill ſtuhnden, befahl er, ſie ſollen warten, bis der Claus mit ein paaren die Baͤume alle ab dem Wagen genom- men, und ſie wie ſie ihm in die Haͤnde kom- men, die groͤſſern und die kleinern durch einander an Boden gelegt, und indeſſen ſich auch an ei- ne Reihe ſtellen, und denn einer nach dem an- dern die Baͤume wie ſie am Boden liegen und auf einander folgen, jeder die ſeinen voran wegnehmen.
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den Haufen Kinder, und fand ihn unter Bon-
nals Buben, zween von den ſchoͤnſten an bey-
den Haͤnden haltend. Er winkte ihm, und
ſagte zu ſich ſelber, wenn er doch nur ſein leb-
tag ſo gluͤklich unter den Kindern ſeines Volks
iſt, und niemand ſo gern am Arm hat als
ſeine Leuthe!
Bald darauf ſagte er, es koͤnne jezt ein je-
der Hausvater hingehen und von den Baͤumen
auf dem Wagen ſo manchen nehmen als ei-
ner Kinder habe.
Auf das Wort draͤngten ſich Reiche, Freche,
und Geizige vor, geſchwind vor den andern
die erſten zu ſeyn, und die ſchoͤnſten weg zu
ſchnappen, denn wenn ſchon alles gute Baͤu-
me waren, und von feinem Obs, ſo war doch
immer ein Unterſchied im Alter und an den
Wurzeln. Aber der Junker merkte das Lauf-
fen, und machte ihm Halt, ehe ſie noch am
Wagen waren. Als ſie ſtill ſtuhnden, befahl
er, ſie ſollen warten, bis der Claus mit ein
paaren die Baͤume alle ab dem Wagen genom-
men, und ſie wie ſie ihm in die Haͤnde kom-
men, die groͤſſern und die kleinern durch einander
an Boden gelegt, und indeſſen ſich auch an ei-
ne Reihe ſtellen, und denn einer nach dem an-
dern die Baͤume wie ſie am Boden liegen und
auf einander folgen, jeder die ſeinen voran
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/129>, abgerufen am 30.11.2024.
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