So bald er sie da hatte, war er wieder so freundlich als je, und thate ihnen was sie woll- ten, und was er konnte. Er hatte auch die Arbeit mit den Bäumen so bald in Ordnung, daß die Bauern nicht begreifen konnten, wie ge- schwind er damit fertig worden, und brachte es so weit, daß die so im Anfang die schlimm- sten waren, ganz zahm wurden, und daß ihrer etliche zu ihm sagten, es seyen im Anfang so einige Worte geflossen, die er eben nicht auf- nehmen solle, wie sie gelautet. Andere sagten ihm, sie müssen jezt wohl sehen, wie steif er eine Ordnung habe, und wie er seinen Sachen vorstehe, und er solle nur mit ihren Buben so eine Ordnung halten, so werde es wohl ge- hen; und etliche Buben riefen überlaut, der kann auch etwas, und bey dem kann man auch etwas lehrnen.
Es waren gar viele Buben da; sie rüsteten zu, was sie auf den Abend ihre Bäume zu sezen nöthig hatten.
Der Lieutenant gieng mit ihnen in alle Eken, und zeigte einem jeden wo seine Numer hin- komme. Er war so freundlich mit ihnen, daß sie alle zu einander sagten, er giebt gewiß ein guter Schulmeister. Es giengen ihrer mehr als ein Duzend Buben mit ihm vom Ried weg heim, und er redte die ganze Zeit über mit ih- nen von ihrer Arbeit, und allem was sie können
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So bald er ſie da hatte, war er wieder ſo freundlich als je, und thate ihnen was ſie woll- ten, und was er konnte. Er hatte auch die Arbeit mit den Baͤumen ſo bald in Ordnung, daß die Bauern nicht begreifen konnten, wie ge- ſchwind er damit fertig worden, und brachte es ſo weit, daß die ſo im Anfang die ſchlimm- ſten waren, ganz zahm wurden, und daß ihrer etliche zu ihm ſagten, es ſeyen im Anfang ſo einige Worte gefloſſen, die er eben nicht auf- nehmen ſolle, wie ſie gelautet. Andere ſagten ihm, ſie muͤſſen jezt wohl ſehen, wie ſteif er eine Ordnung habe, und wie er ſeinen Sachen vorſtehe, und er ſolle nur mit ihren Buben ſo eine Ordnung halten, ſo werde es wohl ge- hen; und etliche Buben riefen uͤberlaut, der kann auch etwas, und bey dem kann man auch etwas lehrnen.
Es waren gar viele Buben da; ſie ruͤſteten zu, was ſie auf den Abend ihre Baͤume zu ſezen noͤthig hatten.
Der Lieutenant gieng mit ihnen in alle Eken, und zeigte einem jeden wo ſeine Numer hin- komme. Er war ſo freundlich mit ihnen, daß ſie alle zu einander ſagten, er giebt gewiß ein guter Schulmeiſter. Es giengen ihrer mehr als ein Duzend Buben mit ihm vom Ried weg heim, und er redte die ganze Zeit uͤber mit ih- nen von ihrer Arbeit, und allem was ſie koͤnnen
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So bald er ſie da hatte, war er wieder ſo
freundlich als je, und thate ihnen was ſie woll-
ten, und was er konnte. Er hatte auch die
Arbeit mit den Baͤumen ſo bald in Ordnung,
daß die Bauern nicht begreifen konnten, wie ge-
ſchwind er damit fertig worden, und brachte
es ſo weit, daß die ſo im Anfang die ſchlimm-
ſten waren, ganz zahm wurden, und daß ihrer
etliche zu ihm ſagten, es ſeyen im Anfang ſo
einige Worte gefloſſen, die er eben nicht auf-
nehmen ſolle, wie ſie gelautet. Andere ſagten
ihm, ſie muͤſſen jezt wohl ſehen, wie ſteif er
eine Ordnung habe, und wie er ſeinen Sachen
vorſtehe, und er ſolle nur mit ihren Buben ſo
eine Ordnung halten, ſo werde es wohl ge-
hen; und etliche Buben riefen uͤberlaut, der
kann auch etwas, und bey dem kann man auch
etwas lehrnen.
Es waren gar viele Buben da; ſie ruͤſteten
zu, was ſie auf den Abend ihre Baͤume zu ſezen
noͤthig hatten.
Der Lieutenant gieng mit ihnen in alle Eken,
und zeigte einem jeden wo ſeine Numer hin-
komme. Er war ſo freundlich mit ihnen, daß
ſie alle zu einander ſagten, er giebt gewiß ein
guter Schulmeiſter. Es giengen ihrer mehr
als ein Duzend Buben mit ihm vom Ried weg
heim, und er redte die ganze Zeit uͤber mit ih-
nen von ihrer Arbeit, und allem was ſie koͤnnen
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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