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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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ten, zur Antwort sagen: was sie auch denke,
daß sie ihr solche Botten schike? Es sey nicht
mehr die alte Zeit, sie habe jezt auch ihre Ge-
schäfte, und ihre Haushaltung, und könne ihr
nicht mehr zu Gebott stehen wenn sie wolle. --
Und dergleichen Antworten gab das Bettelvolk
jezt bald alle Tage, und brachte die Reichen
dadurch natürlich gegen sie in Harnisch, und
denn auch gegen Arner, dessen Wohlthaten an
der Aenderung ihrer Umständen schuldig.

Es ist traurig, -- man kann nicht anderst,
wenn man so etwas hört, man muß an das
Thier denken, das kriecht und wädelt wenn es
hungert, und die Zähne zeigt, wenn es den
Wanst voll hat.

§. 74.
Fortsezung ähnlicher Hauptsachen für die
gleichen Leuthe.

Aber auch Leuthe, die sich nicht mit diesem
Thier vergleichen lassen, und solche die dem
Junker gar nicht zuwider waren, machten
Nachrichten, die dem Guten, das er im Dorf
betrieb, den größten Schaden thaten.

Selbst sein Hünertrager Cristoff machte ihm
so einen Streich, und rief einmal, da er mit ei-
nem halben Rausch über den Berg kam, vor vie-

ten, zur Antwort ſagen: was ſie auch denke,
daß ſie ihr ſolche Botten ſchike? Es ſey nicht
mehr die alte Zeit, ſie habe jezt auch ihre Ge-
ſchaͤfte, und ihre Haushaltung, und koͤnne ihr
nicht mehr zu Gebott ſtehen wenn ſie wolle. —
Und dergleichen Antworten gab das Bettelvolk
jezt bald alle Tage, und brachte die Reichen
dadurch natuͤrlich gegen ſie in Harniſch, und
denn auch gegen Arner, deſſen Wohlthaten an
der Aenderung ihrer Umſtaͤnden ſchuldig.

Es iſt traurig, — man kann nicht anderſt,
wenn man ſo etwas hoͤrt, man muß an das
Thier denken, das kriecht und waͤdelt wenn es
hungert, und die Zaͤhne zeigt, wenn es den
Wanſt voll hat.

§. 74.
Fortſezung aͤhnlicher Hauptſachen fuͤr die
gleichen Leuthe.

Aber auch Leuthe, die ſich nicht mit dieſem
Thier vergleichen laſſen, und ſolche die dem
Junker gar nicht zuwider waren, machten
Nachrichten, die dem Guten, das er im Dorf
betrieb, den groͤßten Schaden thaten.

Selbſt ſein Huͤnertrager Criſtoff machte ihm
ſo einen Streich, und rief einmal, da er mit ei-
nem halben Rauſch uͤber den Berg kam, vor vie-

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[331/0353] ten, zur Antwort ſagen: was ſie auch denke, daß ſie ihr ſolche Botten ſchike? Es ſey nicht mehr die alte Zeit, ſie habe jezt auch ihre Ge- ſchaͤfte, und ihre Haushaltung, und koͤnne ihr nicht mehr zu Gebott ſtehen wenn ſie wolle. — Und dergleichen Antworten gab das Bettelvolk jezt bald alle Tage, und brachte die Reichen dadurch natuͤrlich gegen ſie in Harniſch, und denn auch gegen Arner, deſſen Wohlthaten an der Aenderung ihrer Umſtaͤnden ſchuldig. Es iſt traurig, — man kann nicht anderſt, wenn man ſo etwas hoͤrt, man muß an das Thier denken, das kriecht und waͤdelt wenn es hungert, und die Zaͤhne zeigt, wenn es den Wanſt voll hat. §. 74. Fortſezung aͤhnlicher Hauptſachen fuͤr die gleichen Leuthe. Aber auch Leuthe, die ſich nicht mit dieſem Thier vergleichen laſſen, und ſolche die dem Junker gar nicht zuwider waren, machten Nachrichten, die dem Guten, das er im Dorf betrieb, den groͤßten Schaden thaten. Selbſt ſein Huͤnertrager Criſtoff machte ihm ſo einen Streich, und rief einmal, da er mit ei- nem halben Rauſch uͤber den Berg kam, vor vie-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/353>, abgerufen am 24.11.2024.