mere, und ihre Bauern zu aufrührischen, lästerli- chen Worten und Handlungen gegen dasselbe ver- führe, mit dem Zusatz: daß das alles auf seine, des Ritters Seele fallen würde, wenn er fortfahren werde, ihre Unterthanen mit einer solchen falschen Schrift ferner gegen ihre leibliche und geistliche Ob- rigkeit aufzuwiegeln. -- Der Pater sagte es, und war' in seine Höhle verschwunden -- Er that wohl -- der Ritter grif nach ihm eben da er ver- schwand; -- aber er stieß sich den Kopf an -- lief dann wie wütend zu seinen Pferden, saß wieder auf, und sagte im Reiten -- Ha -- meines Vaters Schrift -- eine falsche Schrift! -- von ihnen -- die sein Brod essen; gut, daß das H....ch mein ist, Großvater hat es Gott gegeben, nicht Sch...n -- dann zog er aus, machte das Kloster Him- mel auf dem Boden eben, nahm seine Bauern und sein Land wieder zu seinen Handen, und stiftete zur Ruhe seiner Seele ein ewiges Allmosen, grösser als der Werth des Eingezogenen, schrieb an den Bischof was er gethan habe, und weil er des Kaisers Freund war, kam er nicht in den Bann. --
Der Meyerhof, der an dem Ort steht, wo das Kloster gestanden, heißt izt noch der Himmelhof, und seine nächste grosse Matte, die Himmel- matte. Es wächst herrlicher Klee auf der Mat- te, zwanzig auserlesene Kühe weyden auf ihr, und izt ein einziger Ochs.
mere, und ihre Bauern zu aufruͤhriſchen, laͤſterli- chen Worten und Handlungen gegen daſſelbe ver- fuͤhre, mit dem Zuſatz: daß das alles auf ſeine, des Ritters Seele fallen wuͤrde, wenn er fortfahren werde, ihre Unterthanen mit einer ſolchen falſchen Schrift ferner gegen ihre leibliche und geiſtliche Ob- rigkeit aufzuwiegeln. — Der Pater ſagte es, und war' in ſeine Hoͤhle verſchwunden — Er that wohl — der Ritter grif nach ihm eben da er ver- ſchwand; — aber er ſtieß ſich den Kopf an — lief dann wie wuͤtend zu ſeinen Pferden, ſaß wieder auf, und ſagte im Reiten — Ha — meines Vaters Schrift — eine falſche Schrift! — von ihnen — die ſein Brod eſſen; gut, daß das H....ch mein iſt, Großvater hat es Gott gegeben, nicht Sch...n — dann zog er aus, machte das Kloſter Him- mel auf dem Boden eben, nahm ſeine Bauern und ſein Land wieder zu ſeinen Handen, und ſtiftete zur Ruhe ſeiner Seele ein ewiges Allmoſen, groͤſſer als der Werth des Eingezogenen, ſchrieb an den Biſchof was er gethan habe, und weil er des Kaiſers Freund war, kam er nicht in den Bann. —
Der Meyerhof, der an dem Ort ſteht, wo das Kloſter geſtanden, heißt izt noch der Himmelhof, und ſeine naͤchſte groſſe Matte, die Himmel- matte. Es waͤchst herrlicher Klee auf der Mat- te, zwanzig auserleſene Kuͤhe weyden auf ihr, und izt ein einziger Ochs.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="98"/>
mere, und ihre Bauern zu aufruͤhriſchen, laͤſterli-<lb/>
chen Worten und Handlungen gegen daſſelbe ver-<lb/>
fuͤhre, mit dem Zuſatz: daß das alles auf ſeine, des<lb/>
Ritters Seele fallen wuͤrde, wenn er fortfahren<lb/>
werde, ihre Unterthanen mit einer ſolchen falſchen<lb/>
Schrift ferner gegen ihre leibliche und geiſtliche Ob-<lb/>
rigkeit aufzuwiegeln. — Der Pater ſagte es, und<lb/>
war' in ſeine Hoͤhle verſchwunden — Er that<lb/>
wohl — der Ritter grif nach ihm eben da er ver-<lb/>ſchwand; — aber er ſtieß ſich den Kopf an — lief<lb/>
dann wie wuͤtend zu ſeinen Pferden, ſaß wieder auf,<lb/>
und ſagte im Reiten — Ha — meines Vaters<lb/>
Schrift — eine falſche Schrift! — von ihnen —<lb/>
die ſein Brod eſſen; gut, daß das H....ch mein<lb/>
iſt, Großvater hat es Gott gegeben, nicht Sch...n<lb/>— dann zog er aus, machte das Kloſter <hirendition="#fr">H</hi>im-<lb/>
mel auf dem Boden eben, nahm ſeine Bauern und<lb/>ſein Land wieder zu ſeinen Handen, und ſtiftete<lb/>
zur Ruhe ſeiner Seele ein ewiges Allmoſen, groͤſſer<lb/>
als der Werth des Eingezogenen, ſchrieb an den<lb/>
Biſchof was er gethan habe, und weil er des Kaiſers<lb/>
Freund war, kam er nicht in den Bann. —</p><lb/><p>Der Meyerhof, der an dem Ort ſteht, wo das<lb/>
Kloſter geſtanden, heißt izt noch der <hirendition="#g">Himmelhof,</hi><lb/>
und ſeine naͤchſte groſſe Matte, die <hirendition="#g">Himmel-<lb/>
matte</hi>. Es waͤchst herrlicher Klee auf der Mat-<lb/>
te, zwanzig auserleſene Kuͤhe weyden auf ihr, und<lb/>
izt ein einziger Ochs.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[98/0116]
mere, und ihre Bauern zu aufruͤhriſchen, laͤſterli-
chen Worten und Handlungen gegen daſſelbe ver-
fuͤhre, mit dem Zuſatz: daß das alles auf ſeine, des
Ritters Seele fallen wuͤrde, wenn er fortfahren
werde, ihre Unterthanen mit einer ſolchen falſchen
Schrift ferner gegen ihre leibliche und geiſtliche Ob-
rigkeit aufzuwiegeln. — Der Pater ſagte es, und
war' in ſeine Hoͤhle verſchwunden — Er that
wohl — der Ritter grif nach ihm eben da er ver-
ſchwand; — aber er ſtieß ſich den Kopf an — lief
dann wie wuͤtend zu ſeinen Pferden, ſaß wieder auf,
und ſagte im Reiten — Ha — meines Vaters
Schrift — eine falſche Schrift! — von ihnen —
die ſein Brod eſſen; gut, daß das H....ch mein
iſt, Großvater hat es Gott gegeben, nicht Sch...n
— dann zog er aus, machte das Kloſter Him-
mel auf dem Boden eben, nahm ſeine Bauern und
ſein Land wieder zu ſeinen Handen, und ſtiftete
zur Ruhe ſeiner Seele ein ewiges Allmoſen, groͤſſer
als der Werth des Eingezogenen, ſchrieb an den
Biſchof was er gethan habe, und weil er des Kaiſers
Freund war, kam er nicht in den Bann. —
Der Meyerhof, der an dem Ort ſteht, wo das
Kloſter geſtanden, heißt izt noch der Himmelhof,
und ſeine naͤchſte groſſe Matte, die Himmel-
matte. Es waͤchst herrlicher Klee auf der Mat-
te, zwanzig auserleſene Kuͤhe weyden auf ihr, und
izt ein einziger Ochs.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/116>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.