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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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von diesem Blatt hätten, es könnte ihnen gar viel
dienen; er gab sie allen, und viele konnten das
Blatt auf dem Heimweg, und auch daheim, nicht
aus den Händen lassen, bis sie sich genug darinn
ersehen. Der Niggel Spiz sagte einem ganzen
Haufen von ihnen, da er sie so mit ihrem Papier
in der Hand vor dem Pfarrhaus spatzieren sah --
So hat noch kein Pfarrer seine Gemeinde aus einer
Predigt oder aus einer Kinderlehre heimgeschickt!
-- Einer gab ihm zur Antwort -- ja diese fangen
nicht beym Leib an für den Menschen zu sorgen --
Es geht darum, sagte der Niggel, denke ich, ihnen
mit der Seelsorge so gut, weil sie sie allein trei-
ben.

Ihrer viele kamen nicht so bald unter ihr Dach,
so giengen sie mit Schaufeln und Karst, oder einem
andern Instrument auf der Achsel, oder unter den
Armen, wieder zur Thüre hinaus, um dieses oder
jenes geschwind in die Ordnung zu machen, worü-
ber sie am stärksten durch ihren Spiegel beschämt
worden waren.

So giengs am ersten Tag, und der Junker
trug Sorge, daß ihnen der Spiegel alle Jahr wie-
der neu werde.

Alle Fronfasten mußte ein jeder Dorfrath sein
Buch erneuern, und in allen Rubriken anzeigen,
ob in denselben einige größere oder kleinere Verän-

von dieſem Blatt haͤtten, es koͤnnte ihnen gar viel
dienen; er gab ſie allen, und viele konnten das
Blatt auf dem Heimweg, und auch daheim, nicht
aus den Haͤnden laſſen, bis ſie ſich genug darinn
erſehen. Der Niggel Spiz ſagte einem ganzen
Haufen von ihnen, da er ſie ſo mit ihrem Papier
in der Hand vor dem Pfarrhaus ſpatzieren ſah —
So hat noch kein Pfarrer ſeine Gemeinde aus einer
Predigt oder aus einer Kinderlehre heimgeſchickt!
— Einer gab ihm zur Antwort — ja dieſe fangen
nicht beym Leib an fuͤr den Menſchen zu ſorgen —
Es geht darum, ſagte der Niggel, denke ich, ihnen
mit der Seelſorge ſo gut, weil ſie ſie allein trei-
ben.

Ihrer viele kamen nicht ſo bald unter ihr Dach,
ſo giengen ſie mit Schaufeln und Karſt, oder einem
andern Inſtrument auf der Achſel, oder unter den
Armen, wieder zur Thuͤre hinaus, um dieſes oder
jenes geſchwind in die Ordnung zu machen, woruͤ-
ber ſie am ſtaͤrkſten durch ihren Spiegel beſchaͤmt
worden waren.

So giengs am erſten Tag, und der Junker
trug Sorge, daß ihnen der Spiegel alle Jahr wie-
der neu werde.

Alle Fronfaſten mußte ein jeder Dorfrath ſein
Buch erneuern, und in allen Rubriken anzeigen,
ob in denſelben einige groͤßere oder kleinere Veraͤn-

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[252/0270] von dieſem Blatt haͤtten, es koͤnnte ihnen gar viel dienen; er gab ſie allen, und viele konnten das Blatt auf dem Heimweg, und auch daheim, nicht aus den Haͤnden laſſen, bis ſie ſich genug darinn erſehen. Der Niggel Spiz ſagte einem ganzen Haufen von ihnen, da er ſie ſo mit ihrem Papier in der Hand vor dem Pfarrhaus ſpatzieren ſah — So hat noch kein Pfarrer ſeine Gemeinde aus einer Predigt oder aus einer Kinderlehre heimgeſchickt! — Einer gab ihm zur Antwort — ja dieſe fangen nicht beym Leib an fuͤr den Menſchen zu ſorgen — Es geht darum, ſagte der Niggel, denke ich, ihnen mit der Seelſorge ſo gut, weil ſie ſie allein trei- ben. Ihrer viele kamen nicht ſo bald unter ihr Dach, ſo giengen ſie mit Schaufeln und Karſt, oder einem andern Inſtrument auf der Achſel, oder unter den Armen, wieder zur Thuͤre hinaus, um dieſes oder jenes geſchwind in die Ordnung zu machen, woruͤ- ber ſie am ſtaͤrkſten durch ihren Spiegel beſchaͤmt worden waren. So giengs am erſten Tag, und der Junker trug Sorge, daß ihnen der Spiegel alle Jahr wie- der neu werde. Alle Fronfaſten mußte ein jeder Dorfrath ſein Buch erneuern, und in allen Rubriken anzeigen, ob in denſelben einige groͤßere oder kleinere Veraͤn-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/270>, abgerufen am 21.11.2024.