Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

etwan, wo es nöthig, die Handgriffe selber zu
zeigen.

Diesem allem, und noch mehrerm, half Ar-
ner dadurch ab, daß er diesen Dorfräthen für jede
Gasse noch zwey jüngere, noch lernbegierige, aber
doch schon in allen Theilen der Wirthschaft eigene
Erfahrung besitzende Männer zugab, die er mit
Zuthun der ältern Dorfräthe für sie wählte, und
die dann im engern Kreis ihrer Gaß ihren Nach-
barn in allen Theilen ihrer Wirthschaft allemal
nach der Wegweisung des Dorfraths, in dessen Fach
ein jeder Gegenstand einschlug, an die Hand gehen
mußten.

Diese blos wie zu ihrer Erleichterung vorge-
nommene Einrichtung schmeichelte den ältern Dorf-
räthen um so mehr, da sie auf diese Art die ver-
ständigsten, ordentlichsten und fleißigsten jüngern
Hauswirthe auf eine Art wie zu sich in die Schule
gewiesen, und sich untergeordnet sahen -- auf der
andern Seite aber, da diese jüngere Männer bey
einem jeden dieser Dorfräthen nur in demjenigen
Fach Rath suchen mußten, das er wirklich ver-
stund, und nur in so weit, als sie denselben für die
Wirthschaft der Leuten seiner Gaß wirklich brauch-
ten, so machte ihnen das auch nicht viel Mühe,
und sie wurden hingegen durch den Rath und die
vielseitigen Erfahrungen dieser Männer, die sie in

etwan, wo es noͤthig, die Handgriffe ſelber zu
zeigen.

Dieſem allem, und noch mehrerm, half Ar-
ner dadurch ab, daß er dieſen Dorfraͤthen fuͤr jede
Gaſſe noch zwey juͤngere, noch lernbegierige, aber
doch ſchon in allen Theilen der Wirthſchaft eigene
Erfahrung beſitzende Maͤnner zugab, die er mit
Zuthun der aͤltern Dorfraͤthe fuͤr ſie waͤhlte, und
die dann im engern Kreis ihrer Gaß ihren Nach-
barn in allen Theilen ihrer Wirthſchaft allemal
nach der Wegweiſung des Dorfraths, in deſſen Fach
ein jeder Gegenſtand einſchlug, an die Hand gehen
mußten.

Dieſe blos wie zu ihrer Erleichterung vorge-
nommene Einrichtung ſchmeichelte den aͤltern Dorf-
raͤthen um ſo mehr, da ſie auf dieſe Art die ver-
ſtaͤndigſten, ordentlichſten und fleißigſten juͤngern
Hauswirthe auf eine Art wie zu ſich in die Schule
gewieſen, und ſich untergeordnet ſahen — auf der
andern Seite aber, da dieſe juͤngere Maͤnner bey
einem jeden dieſer Dorfraͤthen nur in demjenigen
Fach Rath ſuchen mußten, das er wirklich ver-
ſtund, und nur in ſo weit, als ſie denſelben fuͤr die
Wirthſchaft der Leuten ſeiner Gaß wirklich brauch-
ten, ſo machte ihnen das auch nicht viel Muͤhe,
und ſie wurden hingegen durch den Rath und die
vielſeitigen Erfahrungen dieſer Maͤnner, die ſie in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0272" n="254"/>
etwan, wo es no&#x0364;thig, die Handgriffe &#x017F;elber zu<lb/>
zeigen.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;em allem, und noch mehrerm, half Ar-<lb/>
ner dadurch ab, daß er die&#x017F;en Dorfra&#x0364;then fu&#x0364;r jede<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;e noch zwey ju&#x0364;ngere, noch lernbegierige, aber<lb/>
doch &#x017F;chon in allen Theilen der Wirth&#x017F;chaft eigene<lb/>
Erfahrung be&#x017F;itzende Ma&#x0364;nner zugab, die er mit<lb/>
Zuthun der a&#x0364;ltern Dorfra&#x0364;the fu&#x0364;r &#x017F;ie wa&#x0364;hlte, und<lb/>
die dann im engern Kreis ihrer Gaß ihren Nach-<lb/>
barn in allen Theilen ihrer Wirth&#x017F;chaft allemal<lb/>
nach der Wegwei&#x017F;ung des Dorfraths, in de&#x017F;&#x017F;en Fach<lb/>
ein jeder Gegen&#x017F;tand ein&#x017F;chlug, an die Hand gehen<lb/>
mußten.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e blos wie zu ihrer Erleichterung vorge-<lb/>
nommene Einrichtung &#x017F;chmeichelte den a&#x0364;ltern Dorf-<lb/>
ra&#x0364;then um &#x017F;o mehr, da &#x017F;ie auf die&#x017F;e Art die ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten, ordentlich&#x017F;ten und fleißig&#x017F;ten ju&#x0364;ngern<lb/>
Hauswirthe auf eine Art wie zu &#x017F;ich in die Schule<lb/>
gewie&#x017F;en, und &#x017F;ich untergeordnet &#x017F;ahen &#x2014; auf der<lb/>
andern Seite aber, da die&#x017F;e ju&#x0364;ngere Ma&#x0364;nner bey<lb/>
einem jeden die&#x017F;er Dorfra&#x0364;then nur in demjenigen<lb/>
Fach Rath &#x017F;uchen mußten, das er wirklich ver-<lb/>
&#x017F;tund, und nur in &#x017F;o weit, als &#x017F;ie den&#x017F;elben fu&#x0364;r die<lb/>
Wirth&#x017F;chaft der Leuten &#x017F;einer Gaß wirklich brauch-<lb/>
ten, &#x017F;o machte ihnen das auch nicht viel Mu&#x0364;he,<lb/>
und &#x017F;ie wurden hingegen durch den Rath und die<lb/>
viel&#x017F;eitigen Erfahrungen die&#x017F;er Ma&#x0364;nner, die &#x017F;ie in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0272] etwan, wo es noͤthig, die Handgriffe ſelber zu zeigen. Dieſem allem, und noch mehrerm, half Ar- ner dadurch ab, daß er dieſen Dorfraͤthen fuͤr jede Gaſſe noch zwey juͤngere, noch lernbegierige, aber doch ſchon in allen Theilen der Wirthſchaft eigene Erfahrung beſitzende Maͤnner zugab, die er mit Zuthun der aͤltern Dorfraͤthe fuͤr ſie waͤhlte, und die dann im engern Kreis ihrer Gaß ihren Nach- barn in allen Theilen ihrer Wirthſchaft allemal nach der Wegweiſung des Dorfraths, in deſſen Fach ein jeder Gegenſtand einſchlug, an die Hand gehen mußten. Dieſe blos wie zu ihrer Erleichterung vorge- nommene Einrichtung ſchmeichelte den aͤltern Dorf- raͤthen um ſo mehr, da ſie auf dieſe Art die ver- ſtaͤndigſten, ordentlichſten und fleißigſten juͤngern Hauswirthe auf eine Art wie zu ſich in die Schule gewieſen, und ſich untergeordnet ſahen — auf der andern Seite aber, da dieſe juͤngere Maͤnner bey einem jeden dieſer Dorfraͤthen nur in demjenigen Fach Rath ſuchen mußten, das er wirklich ver- ſtund, und nur in ſo weit, als ſie denſelben fuͤr die Wirthſchaft der Leuten ſeiner Gaß wirklich brauch- ten, ſo machte ihnen das auch nicht viel Muͤhe, und ſie wurden hingegen durch den Rath und die vielſeitigen Erfahrungen dieſer Maͤnner, die ſie in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/272
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/272>, abgerufen am 21.11.2024.