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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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ten, als auf die wichtigste Sache gefaßt seyn, ihm
gegen alles unrichtige Geschwäz genau und bestimmt
zu zeigen, wie sie die Sache hätten angreifen sollen,
und warum es, wenn sie es also gemacht hätten,
ihnen darinn nicht hinter sich, sondern für sich ge-
gangen wäre.

Der Junker war bey allen diesen Real-
Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß-
bäder
bekamen, gegenwärtig, und ließ es nie-
mals ermangeln, den Dorfräthen und Aufsehern zu
zeigen, wie wichtig es sey, gegen das Blendwerk
von Haushaltern, die anfangen schlecht zu werden,
drückend zu Werk zu gehen.

Die Leute konnten das nicht ausstehen, Jahr
für Jahr so behandelt zu werden, und es waren
immer auch in den schlechtesten Haushaltungen,
die, dieses auszuweichen, dann im Haus daran
trieben, daß es besser gehe.

Hingegen wurden die, welche in einem Stück
der Wirthschaft verhältnismäßig gegen andere ihres
gleichen mehr geleistet, vor der ganzen Gemeinde
aufgefodert, sich zu erklären, wie, und wodurch sie
in diesem Stück weiter gekommen?

So trieb er alles Gute in seinem Dorf, wie
ein Gärtner, der alle Tage und alle Stunden mit
seiner Arbeit und mit seinem Dung hinter seinen
Blumen und hinter seinem Kohl her ist, sie vor den

ten, als auf die wichtigſte Sache gefaßt ſeyn, ihm
gegen alles unrichtige Geſchwaͤz genau und beſtimmt
zu zeigen, wie ſie die Sache haͤtten angreifen ſollen,
und warum es, wenn ſie es alſo gemacht haͤtten,
ihnen darinn nicht hinter ſich, ſondern fuͤr ſich ge-
gangen waͤre.

Der Junker war bey allen dieſen Real-
Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß-
baͤder
bekamen, gegenwaͤrtig, und ließ es nie-
mals ermangeln, den Dorfraͤthen und Aufſehern zu
zeigen, wie wichtig es ſey, gegen das Blendwerk
von Haushaltern, die anfangen ſchlecht zu werden,
druͤckend zu Werk zu gehen.

Die Leute konnten das nicht ausſtehen, Jahr
fuͤr Jahr ſo behandelt zu werden, und es waren
immer auch in den ſchlechteſten Haushaltungen,
die, dieſes auszuweichen, dann im Haus daran
trieben, daß es beſſer gehe.

Hingegen wurden die, welche in einem Stuͤck
der Wirthſchaft verhaͤltnismaͤßig gegen andere ihres
gleichen mehr geleiſtet, vor der ganzen Gemeinde
aufgefodert, ſich zu erklaͤren, wie, und wodurch ſie
in dieſem Stuͤck weiter gekommen?

So trieb er alles Gute in ſeinem Dorf, wie
ein Gaͤrtner, der alle Tage und alle Stunden mit
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[260/0278] ten, als auf die wichtigſte Sache gefaßt ſeyn, ihm gegen alles unrichtige Geſchwaͤz genau und beſtimmt zu zeigen, wie ſie die Sache haͤtten angreifen ſollen, und warum es, wenn ſie es alſo gemacht haͤtten, ihnen darinn nicht hinter ſich, ſondern fuͤr ſich ge- gangen waͤre. Der Junker war bey allen dieſen Real- Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß- baͤder bekamen, gegenwaͤrtig, und ließ es nie- mals ermangeln, den Dorfraͤthen und Aufſehern zu zeigen, wie wichtig es ſey, gegen das Blendwerk von Haushaltern, die anfangen ſchlecht zu werden, druͤckend zu Werk zu gehen. Die Leute konnten das nicht ausſtehen, Jahr fuͤr Jahr ſo behandelt zu werden, und es waren immer auch in den ſchlechteſten Haushaltungen, die, dieſes auszuweichen, dann im Haus daran trieben, daß es beſſer gehe. Hingegen wurden die, welche in einem Stuͤck der Wirthſchaft verhaͤltnismaͤßig gegen andere ihres gleichen mehr geleiſtet, vor der ganzen Gemeinde aufgefodert, ſich zu erklaͤren, wie, und wodurch ſie in dieſem Stuͤck weiter gekommen? So trieb er alles Gute in ſeinem Dorf, wie ein Gaͤrtner, der alle Tage und alle Stunden mit ſeiner Arbeit und mit ſeinem Dung hinter ſeinen Blumen und hinter ſeinem Kohl her iſt, ſie vor den

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/278>, abgerufen am 21.11.2024.