Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
4) Die Einnahme und Besorgung dieser Gel-
der ohne alle Kösten, was Namens sie auch ha-
ben würden, besorgt werden müßte. --

So wolle er mit Haab und Gut davor stehen, die-
ses Kapital müsse innert 25 Jahren beyeinander
seyn. Dann bemerkte er noch, was er anbringe,
sage er nicht als Vogt, sondern als Bürger, auch
nicht um des Junkers willen und zu seinem Dienst,
sondern um der Gemeinde, und ihrer und seiner ei-
genen Nachkommenschaft willen. Das freute die
Bauern besonders; und der Vogt ließ noch ein
paar Worte fallen, wie viel leichter es dann ihren
Kindern seyn werde, auf einen grünen Zweig zu
kommen -- und kam dann auch dem Einwurf vor,
daß anderthalb Kreuzer viel gerechnet sey auf eine
Garbe, indem er ihnen zeigte, daß sie die Summe,
die diese Schatzung einem jeden betrage, nicht ei-
gentlich nach dem Werth der Garben berechnen,
sondern vom Ganzen ihres Jahreinkommens abzie-
hen müßten -- gieng dann mit ihnen in die Um-
stände ihrer Ausgaben und ihrer Einnahmen hin-
ein, und zeigte ihnen, immer mit der Kreide in
der Hand, völlig mit ihrer Bauernzahl und Ord-
nung, wie viel jährlich unnöthiger Weise von ih-
nen verbraucht werde, und wie viel sie ohne Mühe
[er]sparen können, wenn sie sich darnach einrichteten.
Es kam Sonnen klar hinaus, daß sie den Steuer-
fond, wie er gesagt, zusammen bringen können,

4) Die Einnahme und Beſorgung dieſer Gel-
der ohne alle Koͤſten, was Namens ſie auch ha-
ben wuͤrden, beſorgt werden muͤßte. —

So wolle er mit Haab und Gut davor ſtehen, die-
ſes Kapital muͤſſe innert 25 Jahren beyeinander
ſeyn. Dann bemerkte er noch, was er anbringe,
ſage er nicht als Vogt, ſondern als Buͤrger, auch
nicht um des Junkers willen und zu ſeinem Dienſt,
ſondern um der Gemeinde, und ihrer und ſeiner ei-
genen Nachkommenſchaft willen. Das freute die
Bauern beſonders; und der Vogt ließ noch ein
paar Worte fallen, wie viel leichter es dann ihren
Kindern ſeyn werde, auf einen gruͤnen Zweig zu
kommen — und kam dann auch dem Einwurf vor,
daß anderthalb Kreuzer viel gerechnet ſey auf eine
Garbe, indem er ihnen zeigte, daß ſie die Summe,
die dieſe Schatzung einem jeden betrage, nicht ei-
gentlich nach dem Werth der Garben berechnen,
ſondern vom Ganzen ihres Jahreinkommens abzie-
hen muͤßten — gieng dann mit ihnen in die Um-
ſtaͤnde ihrer Ausgaben und ihrer Einnahmen hin-
ein, und zeigte ihnen, immer mit der Kreide in
der Hand, voͤllig mit ihrer Bauernzahl und Ord-
nung, wie viel jaͤhrlich unnoͤthiger Weiſe von ih-
nen verbraucht werde, und wie viel ſie ohne Muͤhe
[er]ſparen koͤnnen, wenn ſie ſich darnach einrichteten.
Es kam Sonnen klar hinaus, daß ſie den Steuer-
fond, wie er geſagt, zuſammen bringen koͤnnen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0392" n="374"/>
        <list>
          <item>4) Die Einnahme und Be&#x017F;orgung die&#x017F;er Gel-<lb/>
der ohne alle Ko&#x0364;&#x017F;ten, was Namens &#x017F;ie auch ha-<lb/>
ben wu&#x0364;rden, be&#x017F;orgt werden mu&#x0364;ßte. &#x2014;</item>
        </list><lb/>
        <p>So wolle er mit Haab und Gut davor &#x017F;tehen, die-<lb/>
&#x017F;es Kapital mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e innert 25 Jahren beyeinander<lb/>
&#x017F;eyn. Dann bemerkte er noch, was er anbringe,<lb/>
&#x017F;age er nicht als Vogt, &#x017F;ondern als Bu&#x0364;rger, auch<lb/>
nicht um des Junkers willen und zu &#x017F;einem Dien&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ondern um der Gemeinde, und ihrer und &#x017F;einer ei-<lb/>
genen Nachkommen&#x017F;chaft willen. Das freute die<lb/>
Bauern be&#x017F;onders; und der Vogt ließ noch ein<lb/>
paar Worte fallen, wie viel leichter es dann ihren<lb/>
Kindern &#x017F;eyn werde, auf einen gru&#x0364;nen Zweig zu<lb/>
kommen &#x2014; und kam dann auch dem Einwurf vor,<lb/>
daß anderthalb Kreuzer viel gerechnet &#x017F;ey auf eine<lb/>
Garbe, indem er ihnen zeigte, daß &#x017F;ie die Summe,<lb/>
die die&#x017F;e Schatzung einem jeden betrage, nicht ei-<lb/>
gentlich nach dem Werth der Garben berechnen,<lb/>
&#x017F;ondern vom Ganzen ihres Jahreinkommens abzie-<lb/>
hen mu&#x0364;ßten &#x2014; gieng dann mit ihnen in die Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde ihrer Ausgaben und ihrer Einnahmen hin-<lb/>
ein, und zeigte ihnen, immer mit der Kreide in<lb/>
der Hand, vo&#x0364;llig mit ihrer Bauernzahl und Ord-<lb/>
nung, wie viel ja&#x0364;hrlich unno&#x0364;thiger Wei&#x017F;e von ih-<lb/>
nen verbraucht werde, und wie viel &#x017F;ie ohne Mu&#x0364;he<lb/><supplied>er</supplied>&#x017F;paren ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich darnach einrichteten.<lb/>
Es kam Sonnen klar hinaus, daß &#x017F;ie den Steuer-<lb/>
fond, wie er ge&#x017F;agt, zu&#x017F;ammen bringen ko&#x0364;nnen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0392] 4) Die Einnahme und Beſorgung dieſer Gel- der ohne alle Koͤſten, was Namens ſie auch ha- ben wuͤrden, beſorgt werden muͤßte. — So wolle er mit Haab und Gut davor ſtehen, die- ſes Kapital muͤſſe innert 25 Jahren beyeinander ſeyn. Dann bemerkte er noch, was er anbringe, ſage er nicht als Vogt, ſondern als Buͤrger, auch nicht um des Junkers willen und zu ſeinem Dienſt, ſondern um der Gemeinde, und ihrer und ſeiner ei- genen Nachkommenſchaft willen. Das freute die Bauern beſonders; und der Vogt ließ noch ein paar Worte fallen, wie viel leichter es dann ihren Kindern ſeyn werde, auf einen gruͤnen Zweig zu kommen — und kam dann auch dem Einwurf vor, daß anderthalb Kreuzer viel gerechnet ſey auf eine Garbe, indem er ihnen zeigte, daß ſie die Summe, die dieſe Schatzung einem jeden betrage, nicht ei- gentlich nach dem Werth der Garben berechnen, ſondern vom Ganzen ihres Jahreinkommens abzie- hen muͤßten — gieng dann mit ihnen in die Um- ſtaͤnde ihrer Ausgaben und ihrer Einnahmen hin- ein, und zeigte ihnen, immer mit der Kreide in der Hand, voͤllig mit ihrer Bauernzahl und Ord- nung, wie viel jaͤhrlich unnoͤthiger Weiſe von ih- nen verbraucht werde, und wie viel ſie ohne Muͤhe erſparen koͤnnen, wenn ſie ſich darnach einrichteten. Es kam Sonnen klar hinaus, daß ſie den Steuer- fond, wie er geſagt, zuſammen bringen koͤnnen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/392
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/392>, abgerufen am 21.11.2024.