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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Ausdrucksbedeutung eher den Bildern und Gleichnissen der Sprachkunst ppe_180.002
entsprechen als dem Motiv. Was z. B. bei Heinr. von Kleist als ppe_180.003
eine der musikalischen Technik entsprechende Motivwiederkehr erkannt ppe_180.004
worden ist (Stern- und Höhenmotiv, Jagdmotiv), das besteht ppe_180.005
ausschließlich aus Bildern. Wiederum würde das "Leitmotiv" der ppe_180.006
Wagnerschen Musikdramen, das in unterbewußte Tiefen taucht und ppe_180.007
mit wachgerufenen Erinnerungen, Stimmungen, Ahnungen unausgesprochene ppe_180.008
Seelenvorgänge vermittelt oder Ausgesprochenes bedeutsam ppe_180.009
in der Begleitung unterstreicht, eher den symbolhaften Zügen ppe_180.010
der Dichtung gleichzusetzen sein als ihren Motiven.

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Die Priorität der Wiederholungstechnik ist für Dichtung und Musik ppe_180.012
kaum zu entscheiden; das ausgesprochene musikalische Leitmotiv mag ppe_180.013
sich literarischem Vorgang angeschlossen haben, wie das literarische ppe_180.014
musikalischen Wirkungen nachgegangen ist. Die stehenden schmückenden ppe_180.015
Beiwörter Homers, die formelhaften Wiederholungen im Märchen, ppe_180.016
der Refrain in Ballade und Volkslied, die typischen Redewendungen ppe_180.017
und Bewegungen komischer Charaktere im Lustspiel und humoristischen ppe_180.018
Romanen, die Kristallglockentöne in Hoffmanns Märchen ppe_180.019
vom "Goldenen Topf" und in Hauptmanns "Und Pippa tanzt" zeigen ppe_180.020
mit der steigenden Annäherung an musikalische Wirkungen ein Anwachsen ppe_180.021
der symbolischen Bedeutung dieser Züge, die zum Teil in ppe_180.022
eine andere Wirklichkeitssphäre hineinreichen, als es die der Vordergrundsdarstellung ppe_180.023
ist. Wenn wir das alles als Leitmotiv bezeichnen, ppe_180.024
so haben wir es doch nicht zu den Motiven der Dichtung zu ppe_180.025
rechnen; es bedeutet für die Dichtung etwas anderes; als bewußtes ppe_180.026
Mittel der Bindung und des Aufbaus reicht es zurück in den ppe_180.027
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den folgenden Punkten der Analyse wiederzufinden, bei der Frage ppe_180.029
der Wirklichkeitsdarstellung und der sprachlichen Gestaltung. Insbesondere ppe_180.030
ist es dem Rhythmus des Ganzen zuzurechnen, der in der ppe_180.031
Wiederkehr des Gleichen sein Wesen betont. In diesem Sinn hat ppe_180.032
Theodor Fontane, der von ihm gern Gebrauch machte, das literarische ppe_180.033
Leitmotiv als den "richtigen Taktaufschlag" erklärt, der den ppe_180.034
Leser in den Geist, aus dem das Ganze geschrieben sei, einführe.

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b) Wirklichkeitsauffassung

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Das Verhältnis zur Wirklichkeit, auf das die andeutende Symbolik ppe_180.037
des Leitmotivs hinführt, steht im Zusammenhang mit dem Stil und ppe_180.038
ist dessen eigentliche Voraussetzung. Stilbezeichnungen wie Naturalismus, ppe_180.039
Realismus, Symbolismus, Idealismus bezeichnen jedesmal ein

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des Leitmotivs hinführt, steht im Zusammenhang mit dem Stil und ppe_180.038
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/204>, abgerufen am 24.11.2024.