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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Gänsehals, seine schwarzen feuerwerfenden Augen, sein finsteres ppe_285.002
überhangendes buschichtes Augenbraun"; Fiesko: "stolz und herrlich ppe_285.003
trat er daher, nicht anders als wenn das durchlauchtige Genua auf ppe_285.004
seinen Schultern sich wiegte.") Dagegen sind im mißgestalteten Franz ppe_285.005
Moor, der ja eigentlich seinem Bruder gleichen müßte, ferner im ppe_285.006
Juden Spiegelberg, im Mohren Muley Hassan, im kriecherischen Sekretär ppe_285.007
Wurm die Gegentypen mit mehr oder weniger humorvoller Abneigung ppe_285.008
gezeichnet. Wiederum hat Hebbel seinen orientalischen ppe_285.009
Frauengestalten, ob sie nun Judith, Mariamne und Rhodope heißen, ppe_285.010
durchaus nordische Charakterzüge verliehen.

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Geschulter Blick kann Rasse und Stamm, ja sogar Konstitution des ppe_285.012
Schöpfers aus den von ihm gestalteten Gebilden ablesen wie aus der ppe_285.013
Gestalt seiner eigenen Bildnisse. Vielleicht sind die Gebilde sogar ppe_285.014
zuverlässigere Blutzeugen, weil sie mehr Ursprünglichkeit besitzen, ppe_285.015
während die Porträts, die man als rassekundliche Zeugnisse der Vergangenheit ppe_285.016
heranziehen muß, bezeichnender sein können für Sehweise ppe_285.017
und Wesensart der Maler als für die der Dargestellten. Das gilt ppe_285.018
namentlich für die älteren Zeiten; beispielsweise erkennt man ppe_285.019
in den Minnesängergestalten der Heidelberger Liederhandschrift ppe_285.020
mehr Anpassung an die Motive der Dichtungen als individuelle ppe_285.021
Charakteristik.

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Trotzdem darf das, was an sichtbaren Spuren des Lebenswandels ppe_285.023
eines Dichters erhalten ist, nicht übersehen werden. Gemälde und ppe_285.024
Zeichnungen, Plastiken, Silhouetten und Kopfabgüsse stellen nicht ppe_285.025
nur für oberflächliche Anschauung gefällige Illustration dar, sondern ppe_285.026
sie können je nach Zuverlässigkeit zum wissenschaftlichen Studienmaterial ppe_285.027
werden. Neben Beschreibungen des äußeren Eindrucks und ppe_285.028
zufällig überlieferten Körpermessungen sind auch museale Erinnerungsstücke ppe_285.029
unter Umständen von gewissem Vorstellungswert; freilich können ppe_285.030
solche Reliquien nur dann wissenschaftliche Wichtigkeit beanspruchen, ppe_285.031
wenn die daraus gewonnenen Schlüsse auf die äußere Erscheinung ppe_285.032
des Dichters und seine rassischen, stammhaften und konstitutionellen ppe_285.033
Merkmale in irgendeinen aufschlußgebenden Zusammenhang ppe_285.034
zu bringen sind mit der dichterischen Eigenart.

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Die Behandlung des Materials, das für die körperliche Erscheinung ppe_285.036
eines Dichters überliefert ist, unterliegt gleichen Grundsätzen wie der ppe_285.037
überlieferte Text; die Reihenfolge ist auch hier: Sammlung, Kritik, ppe_285.038
Gliederung, Deutung. Die Ikonographie stellt ähnliche Aufgaben wie ppe_285.039
die Bibliographie; Dichtermuseum und Bilderatlas bedeuten als Arbeitsstätte ppe_285.040
und Material ungefähr dasselbe wie Bibliothek, Archiv ppe_285.041
und Bücherkatalog. Wenn eine vollständige Sammlung des Bild-

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Gänsehals, seine schwarzen feuerwerfenden Augen, sein finsteres ppe_285.002
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Geschulter Blick kann Rasse und Stamm, ja sogar Konstitution des ppe_285.012
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Trotzdem darf das, was an sichtbaren Spuren des Lebenswandels ppe_285.023
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/309>, abgerufen am 22.11.2024.