ppe_306.001 gelegt werden, haben ihren schicksalhaften Anteil an dem Gebot des ppe_306.002 "Stirb und werde", in dessen Zeichen sich die Entwicklung des Dichtergenies ppe_306.003 vollzieht.
ppe_306.004
3. Lebensgang und Schicksal
ppe_306.005
a) Daten
ppe_306.006 Drei Wege der Darstellung eines Dichterlebens sind gekennzeichnet ppe_306.007 durch die verschiedene Art, sich mit dem Zahlengerippe des äußeren ppe_306.008 Verlaufs abzufinden. Das an geschichtliche Zeitfolge und Kausalität ppe_306.009 gebundene biographische Herkommen führt nach Musterung der ppe_306.010 Ahnenreihe an die Wiege des Helden und läßt ihn mit dem Tage seiner ppe_306.011 Geburt und unter den Aspekten dieser Stunde von Jahr zu Jahr fortschreitend ppe_306.012 zur Hauptperson werden. -- Eine auf die Problemstellung ppe_306.013 des Lebens und der Dichtung gerichtete essayistische Gestaltung dagegen ppe_306.014 zieht es vor, mit einer charakteristischen, sinnbildhaften und ppe_306.015 spannungweckenden Situation des entwickelten Daseins einzusetzen ppe_306.016 und die Daten der Geburt und des frühen Werdens an einer nebensächlichen, ppe_306.017 mehr oder minder versteckten Stelle verschämt nachzuholen, ppe_306.018 da diese Tatsachen doch nicht ganz verschwiegen werden ppe_306.019 können. -- Ein rein künstlerisches Dichterporträt aber verschmäht ppe_306.020 alle Zahlen und gibt sie höchstens in einer Zeittafel am Schlusse zur ppe_306.021 Orientierung bei, so wie bei einem Gemälde für Angaben über die ppe_306.022 Lebenszeit des Dargestellten Platz bleibt auf dem Rahmen oder in ppe_306.023 einem daruntergesetzten Täfelchen, das dem Museumskatalog entspricht.
ppe_306.024
ppe_306.025 Als Reaktion gegen die positivistische Überschätzung des Meßbaren ppe_306.026 entsteht eine ausgesprochene Abneigung gegen alles Ziffernmäßige, das ppe_306.027 sprachkünstlerisch nicht in Eigenform zu bringen ist. Damit verbindet ppe_306.028 sich eine Geringschätzung des übertriebenen Aufwandes, den die Einzelforschung ppe_306.029 im Dienste unwesentlicher Feststellungen verschwendet ppe_306.030 hat. Weiter kommt dazu die Gewißheit, daß die Lebensdaten berühmter ppe_306.031 Männer als Bestandteil des Schulwissens und der allgemeinen Bildung ppe_306.032 längst bekannt sind, daß sie im Konversationslexikon und auf ppe_306.033 Abreißkalendern gefunden werden und daß die Presse unzählige ppe_306.034 Schreiber ins Brot setzt, durch die bei Gelegenheit jedes Jubiläums ppe_306.035 die Anlässe des Gedenkens ins allgemeine Bewußtsein zurückgerufen ppe_306.036 werden.
ppe_306.037 Die drei Darstellungsmethoden stehen in einer entwicklungsgeschichtlichen ppe_306.038 Reihenfolge, die auch von der Bedeutung des Gegenstandes ppe_306.039 abhängt. Zunächst hat, wie Walter Muschg in seiner Untersuchung
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ppe_306.006 Drei Wege der Darstellung eines Dichterlebens sind gekennzeichnet ppe_306.007 durch die verschiedene Art, sich mit dem Zahlengerippe des äußeren ppe_306.008 Verlaufs abzufinden. Das an geschichtliche Zeitfolge und Kausalität ppe_306.009 gebundene biographische Herkommen führt nach Musterung der ppe_306.010 Ahnenreihe an die Wiege des Helden und läßt ihn mit dem Tage seiner ppe_306.011 Geburt und unter den Aspekten dieser Stunde von Jahr zu Jahr fortschreitend ppe_306.012 zur Hauptperson werden. — Eine auf die Problemstellung ppe_306.013 des Lebens und der Dichtung gerichtete essayistische Gestaltung dagegen ppe_306.014 zieht es vor, mit einer charakteristischen, sinnbildhaften und ppe_306.015 spannungweckenden Situation des entwickelten Daseins einzusetzen ppe_306.016 und die Daten der Geburt und des frühen Werdens an einer nebensächlichen, ppe_306.017 mehr oder minder versteckten Stelle verschämt nachzuholen, ppe_306.018 da diese Tatsachen doch nicht ganz verschwiegen werden ppe_306.019 können. — Ein rein künstlerisches Dichterporträt aber verschmäht ppe_306.020 alle Zahlen und gibt sie höchstens in einer Zeittafel am Schlusse zur ppe_306.021 Orientierung bei, so wie bei einem Gemälde für Angaben über die ppe_306.022 Lebenszeit des Dargestellten Platz bleibt auf dem Rahmen oder in ppe_306.023 einem daruntergesetzten Täfelchen, das dem Museumskatalog entspricht.
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gelegt werden, haben ihren schicksalhaften Anteil an dem Gebot des ppe_306.002
„Stirb und werde“, in dessen Zeichen sich die Entwicklung des Dichtergenies ppe_306.003
vollzieht.
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3. Lebensgang und Schicksal ppe_306.005
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Drei Wege der Darstellung eines Dichterlebens sind gekennzeichnet ppe_306.007
durch die verschiedene Art, sich mit dem Zahlengerippe des äußeren ppe_306.008
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gebundene biographische Herkommen führt nach Musterung der ppe_306.010
Ahnenreihe an die Wiege des Helden und läßt ihn mit dem Tage seiner ppe_306.011
Geburt und unter den Aspekten dieser Stunde von Jahr zu Jahr fortschreitend ppe_306.012
zur Hauptperson werden. — Eine auf die Problemstellung ppe_306.013
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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