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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Szenerie seiner Träume. Auf Klopstock hinterließ die Vaterstadt ppe_327.002
als Stammsitz sächsischer Königsmacht weit nachhaltigeren Eindruck, ppe_327.003
als der Humanismus Schulpfortas, der ihn für seine erste Bildungsepoche ppe_327.004
zum "Lehrling der Griechen" stempelte. Es ist bezeichnend, ppe_327.005
daß er später den Schauplatz der Varus-Schlacht in der Nähe ppe_327.006
Quedlinburgs suchte und daß er seinen Bardiet "Hermannsschlacht" ppe_327.007
an Ort und Stelle zwischen den Felsen des Bodetals sich gespielt ppe_327.008
dachte. Wilhelm Raabe wiederum hat geglaubt, daß bei Stadtoldendorf, ppe_327.009
wo er seine Schulzeit verbrachte, in den Waldhöhen des Ith der ppe_327.010
"Campus Idistavisus" des Tacitus zu finden sei, und das nahegelegene ppe_327.011
Odfeld, in dem er ein "Odinsfeld" sah, hat er als Schicksalslandschaft ppe_327.012
nicht nur zum Schauplatz, sondern geradezu zum Helden einer seiner ppe_327.013
großen historischen Erzählungen gemacht.

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Die altehrwürdige Herzogsstadt Heinrichs des Löwen, die Raabe ppe_327.015
sich später als Alterssitz aussuchte, konnte wiederum die beiden ppe_327.016
Frauen unserer Zeit, die im Geschichtsroman ihr Stärkstes geleistet ppe_327.017
haben, schon mit den ersten Kindheitseindrücken auf geschichtliche ppe_327.018
Weltbetrachtung lenken: Ricarda Huch und Ina Seidel. Die zweite ppe_327.019
hat bekannt, daß das Deutschland der alten Kaiser und Herzöge, der ppe_327.020
grauen Burgen und Dome, der großen Ströme und Waldgebirge, der ppe_327.021
bunten Bauern- und Bürgerkultur und jener immer noch spürbaren ppe_327.022
Tradition der Verbundenheit mit dem heiligen römischen Reich ihr ppe_327.023
ebenso wirklich wie unwirklich war: "Ich lebte in ihm und aus ihm ppe_327.024
wie ein Baum aus seinem Erdreich, der auch nicht weiß, welche Kräfte ppe_327.025
sein Wachstum speisen."

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Von Walter Scott aber, dem Neubegründer des historischen Romans, ppe_327.027
hören wir, daß er schon als Kind in den Schlössern seiner Heimat ppe_327.028
zwischen alten Tapeten und Ahnenporträts wundersame Nerveneindrücke ppe_327.029
hatte. "Die Vorstellung von mittelalterlichen Gewaltwesen und ppe_327.030
Aberglauben erfüllte ihn mit einer Furcht, die etwas Ansteckendes ppe_327.031
hatte."

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Wo Denken und Dichten in der Gestaltung geschichtlicher Stoffe ppe_327.033
ihr Feld finden, pflegt der Keim schon in frühen Kindheitserlebnissen ppe_327.034
zu liegen. Wenn ererbter geschichtlicher Sinn, wie z. B. bei Theodor ppe_327.035
Fontane, außerdem durch den Vater lebendige Förderung erfährt, so ppe_327.036
gehen wir von Anlage und Umweltanpassung bereits zu den Bildungseinflüssen ppe_327.037
weiter. Dazwischen liegt, was an Mythen, Sagen, Märchen ppe_327.038
und Liedern der Heimat mit der Landschaft verbunden ist und zugetragen, ppe_327.039
zugeraunt und zugesungen wird. Die gruseligen Geschichten, ppe_327.040
die der kleine Grillparzer von Mägden erzählt bekam, die schreckerregende ppe_327.041
Ballade von der "Großmutter Schlangenköchin", die die

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Szenerie seiner Träume. Auf Klopstock hinterließ die Vaterstadt ppe_327.002
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/351>, abgerufen am 22.11.2024.